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Morbus Addison
 

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Einleitung
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Auf einen Blick
 

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Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

primäre Nebenniereninsuffizienz

 

 

 

 

 

 
 Epidemiologie
 

selten

40-60 / 1.000.000 Patienten

 

30-50 Jahre, auch Kinder (v.a. bei polyglandulären Autoimmunsyndromen und Störungen des Fettstoffwechsels)

F > M

nicht bekannt

 

 
 Pathologie
 

80% idiopathische autoimmune adrenokortikale Insuffizienz mit Atrophie, Fibrose und lymphozytärer Infiltration der Nebennierenrinde

als isolierte Form oder in Kombination mit anderen Autoimmunphäomenen:

Syndromale Assoziationen:

Chronisch granulomatöse Erkrankungen

  • tertiäre Tuberkulose (10%, betrifft Kortex und Medulla)
  • Sarkoidose
  • Histoplasmose, Blastomykose, Kryptokokkose

Infiltrative Erkrankungen

Adrenoleukodystrophie

HIV bei niedrigen CD4-Zahlen

  • durch opportunistische Infektionen wie Cytomegalovirus, Mycobacterium avium intracellulare, Cryptococcen oder Kaposi-Sarkom.
  • Glukokortikoid-Resistenzsyndrom: Nebenniereninsuffizienz mit mukokutaner Hyperpigmentierung, erhötem Plasma- und Urincortisol sowie leicht erhöten ACTH-Spiegeln

Allgrove-Syndrom: kongenitale Nebenniereninsuffizienz ohne ACTH-Antwort, assoziiert mit Achalasie

Kongenitale Nebennnierenhyperplasie:
Nebenniereninsuffizienz beim 20,22-Desmolase-, 3-β Hydroxysteroiddehydrogenase- oder Salzverlustformen der 21-Hydroxylase-Mangel. Kinder manifestieren sich mit Schock, Hypoglykämie und Nebenniereninsuffizienz.

  • 3-β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Mangel: weibliche Kinder sind virilisiert, männliche Pseudohermaphroditismus aufgrund verminderter Androgenmenge
  • 20,22-Desmolase-Mangel = "congenital lipoid hyperplasia": oft nicht mit dem Leben vereinbar, schwere Nebenniereninsuffizienz, männliche Kinder mit Pseudohermaphroditismus
ACTH-Test zur Diagnosestellung: vermehrter Anstieg von 17-OH-Progesteron und Vorläfern vor dem Enzymblock, verminderte Kortisonantwort.

Bestrahlung (2-7 Jahre später)

nach bilateraler Adrenalektomie, auch passager nach Entfernung eines unilateralen aldosteronproduzierenden Adenoms mit Suppression und Atrophie der kontralateralen Nebenniere

Ursachen für eine akute Addison-Krise:

  • Stress: Infektionen, Trauma, Operationen als Erstmanifestation von 25% der chronischen Formen
  • Patienten mit Steroidersatztherapie und unzureichender Dosierung bzw. fehlender Dosisanpassung bei Stressituationen oder P450-induzierender Medikamentengabe
  • bilaterale adrenale Einblutung:
    • als Komplikation bei bakteriellen Infektionen mit Meningokokken oder Pseudomonas (Waterhouse-Friderichsen- Syndrom.
    • in Schwangerschaft, Antikoagulationstherapie, Komplikation bei Koagulopathien wie dem Antiphospholipid-Syndrom (APS)
  • bilaterale adrenale arterielle Embolie oder Venenthrombose
    sehr selten, bei Intensivpatienten unter Heparintherapie als Komplikation einer heparininduzierten Thrombose (HIT) oder als Komplikation der Kontrastmittelgabe

 

hereditäre Prädisposition wird diskutiert (XR?)

Autoimmune Form: Antikörper- und T-Zell-vermittelte Zerstö,rung des adrenalen Kortex. Symptome ab einer Zerstörung von ca. 90% des Gewebes.

 

atrophische Nebennieren mit lymphozytärer Infiltration und Fibrose der Nebennierenkapsel. Aussparung des Nebennierenmarkes. Tuberkulose: verkäsende Granulome, diffuse Verkalkungen, Beteiligung des Markes. HIV: nekrotisierende Entzündung, Hämorhhagien und Infarkte

1855 Thomas Addison: On the Constitutional and Local Effects of Disease of the Supra-Renal Capsules

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

ACTH-Test

Zeichen des Glukokortikoid- und Mineralokortikoidmangels. Frage nach akuten Auslösern wie Infektionen, Trauma, Operationen, Erbrechen / Durchfall

Röntgen-Thorax: normal, oft kleine Herzgrö&azlig;e

Abdominelles CT: bei Tuberkulose, Infektionen, Hämorrhagien oder Infiltrationen bilaterale Vergrößerung. Verkalkungen bei Histoplasmose oder Tuberkulose. Atrophien bei idiopathischer Form.

ggf. low-voltage Bild mit nichtspezifischen ST-T-Veränderungen aufgrund der Hyperkaliämie; reversibel unter Therapie

Hormone:

  • ACTH-Schnelltest. Obwohl ACTH nicht der Hauptstimulus für die Aldosteronproduktion darstellt, wird auch Aldosteron innerhalb von 30 min erhöht. jedoch in Abhängigkeit der aufgenommenen Natriummenge. Kein Anstieg bei Morbus Addison.
  • Plasmaaldosteron erniedrigt, Plasmarenin erhöht, Kortisol zu jeder Tageszeit sehr niedrig
  • bei unklaren Fällen zur DD der sekundären Nebenniereninsuffizienz Messung des Plasma-ACTH; ACTH oft höher als 250 pg/ml; jedoch ist ACTH sehr instabil (Probe aus Eis, Antikogilation, schnelles Einfrieren) und bei steroidinduzierter sekundärer Nebenniereninsuffizienz auch erhöht.
  • bei akuter Krise Abnahme eines basalen Wertes, dann sofort Beginn der Substitutionstherapie

Elektrolyte:

  • aufgrund der Hypovolämie, verminderter GFR und RPF erhöter Harnstoff und Kreatinin a decreased glomerular
  • Hypoglykämie spontan oder bei nüchternen Patienten aufgrund erhähter peripherer Glucosenutzung und Insulinsenstivit&aum;t, eher bei Kindern und Patienten mit sekundärer Nebenniereninsuffizienz.and in patients
  • Leberenzyme: ggf. erhöht

Blutbild:

  • normozytäre normochrome Anämie, ggf. durch Dehydrierung und Hämokonzentration maskiert
  • relative Lymphozytose, Eosinophilie

Weitere Hormone:

  • Thyroidea-stimulierendes Hormon (TSH): erhöht, mit oder ohne erniedrigtem Thyroxin. Ev. Nachweis von Autoantikörpern (anti-TPO, anti-Tg). Ggf. Symptome der Hypothyreose. Gabe von Kortikosteroiden vor Schilddrüsenhormonen.
  • Prolactin: moderat erhöht; bei Morbus Addison und sekundären Formen als Überantwort des TRH auf verminderten steroidvermittelten hypothalamischen dopaminergem Tonus.

ggf. vermehrte Natriumexkretion

Sputumuntersuchung und Magensaftuntersuchung auf Mykobakterien (Nachweis särefester Stäbchen), ggf. Mantoux-Test

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

uncharakteristische Symptome: progressive Schwäche, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust

1.

Hyperpigmentierung von Haut und Schleimhäten oft Monate bis Jahre vor Beginn der anderen Symptome; bedingt durch Stimulation der Melanozyten durch ACTH (und MSH?). Prädilektionsstellen: sonnenexponierte Bereiche, Ellenbogen, Knie, Narben (nur solche, die nach Beginn der Erkrankung entstehen), vaginale und perianale Mukosa

2.

Vitiligo (häfige Assoziation, autoimmune Zerstörung der Melanozyten)

3.

Frauen: Verlust der Achsel- und Schambehaarung (Androgenverlust der NNR)

4.

selten: Verkalkungen von Ohr und kostochondralen Gelenken

Bauchschmerzen, übelkeit, Erbrechen, gelegentlich Durchfall, auch Steatorrhoe

Hypotonie immer, oft Orthostase (aufgrund Volumendepletion, Verlust der permissiven Kortisolwirkung auf Katecholamine)

1.

Myalgien, Paralysen aufgrund der Hyperkaliämie

2.

Muskel- und Gelenkschmerzen

1.

verstärkte Wahrnehmung von Geruch, Geschmack und Gehör

2.

Verlangen nach Salz

3.

verschlechterte Diabeteseinstellung mit Hypoglykämien

4.

Impotenz, verminderte Libido bzw. Amenorrhoe

Addison-Krise

Schock, Zyanose, Verwirrtheit, komatös, Hyperpyresxie (> 40 °C), Hypoglykämie

deutliche übelkeit, Erbrechen, akutes Abdomen

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

lebenslange Mineralkortikoidersatztherapie (Ausweis!), sofern keine behandelbare Ursache wie Tuberkulose. Gelegentlich nur Ersatztherapie bei heißem Wetter

 

bei verspäteter Diagnose und Therapiebeginn Gefahr der Addison-Krise bei exazerberierenden Faktoren

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

Akute Nebenniereninsuffizienz

Nebenniereneinblutungen

C-17 Hydroxylasemangel

Eosinophilie

Histoplasmose

Hyperkaliämie

Sarkoidose

Tuberkulose

Bakterielle Sepsis

Pellagra

 

 
 Therapien
 

1.

venöser Zugang, Gabe von isotoner NaCl-Lösung zum Ausgleich des Volumendefizits und Therapie der Hypotension

2.

ggf. Glucoseersatz

3.

100 mg Hydrocortison in 100 ml isotoner NaCl-Lösung i.v. mit 10-12 ml/h,ggf. 100 mg Hydrocortison als i.v.-Bolus. Alternativ: 100 mg Boli alle 6-8 Stunden. Gabe von 250-300 mg in 24h (entspricht der physiologischen Stressantwort der Nebenniere).

4.

Klinische Verbesserung innerhalb 4-6 Stunden zu erwarten, andernfalls Diagnose überprüfen

5.

nach 2-3 Tagen Reduktion der Hydrokortisondosis auf 100-150 mg/24h, unabhägig vom klinischen Zustand (Vermeidung gastrointetsinaler Blutungen)

6.

weiteres Ausschleichen über die nächsten 4-5 Tage (tgl. Reduktion um 3 mg/h = 72-75 mg/24h). Umstellung auf orale Gabe sobald möglich.

7.

Supplementierung der Mineralokortikoidwirkung, sofern die Hydrokortisondosis unter 100 mg/24h fällt (siehe unten)

1.

Gabe von 0,05 - 0,1 mg / Tag 9-α-Fludrocortison (normale Aldosteronmenge 0,05 - 0,2 mg / 24h)

2.

Gabe von Cortisonacetat 15 - 20 mg morgens, 10-15 mg nachmittags ODER Hydrocortison = Cortisol 10-15 mg morgens, 5-10 mg Mittags und Abends (Gesamtdosis 20-30 mg / Tag)

3.

Patientenhinweis: Ausweis tragen, vermehrte Salzaufnahme bei heißem Wetter, regelmäßige Kontrollen

4.

bei Fieber, Trauma, Operationen: Dosiserhöhung des CORTISONS. Bei Operationen Gabe von 100 mg Hydrokortison (i.m. oder kontinuierlich i.v. oder i.v. Bolus alle 6-8 Stunden) mit rapidem Ausschleichen innerhalb 24-36 Stunden

5.

Interaktionen mit Cytochrom P450 beachten (?)

6.

ggf. Therapie der Hypothyreose, oft jedoch auch durch Steroide alleine beherschbar

 

 
 Referenzen
 

Herold 2002, S. 638f.

Koletzko 2000, S. 219-220.

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

24.09.2004

Niels Halama (Editor)

Ivo Bergmann, 21.10.2004

 

PRELIMINARY

Lizenz für freie Inhalte

 
 Kommentare
 
 
 
 

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