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Ahornsiruperkrankung
 

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Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

Leuzinose

Maple syrup urine disease (MUD)

 

Abbaustörung der Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin durch den Defekt eines Enzymkomplexes (Dehydrogenasen, Dekarboxylasen, Transalkylasen)

nach Verlauf

 

 
 Epidemiologie
 

1 : 250.000 [Sitzmann 2002] - 1 : 300.000

 

  • Ende der 1. Lebenswoche (klassicher Verlauf)
  • Kindheit bis Adoleszenz (intermediärer und intermittierender Verlauf)

 

M = F

Mennoniten (1:760)

 

 
 Pathologie
 

 

 

AR

19q13.1-q13.2 (Typ 1)

1p31 (Typ 2)

6p22-p21 (Typ 3)

Gen: branched-chain alpha-ketoacid dehydrogenase

  • E1a Untereinheit (Typ 1);
  • E2 Untereinheit(Typ 2)
  • E1b Untereinheit (Typ 3)

Die oxidative Decarboxylierung der verzweigten Aminosäuren ( diese entstehen nach Desaminierung aus Valin, Leucin und Isoleucin) ist unterschiedlich stark gestört. Das mitochondriale Enzym besteht aus 4 Unteeinheiten (E1a, E1b, E2 und E3; jedes Gen liegt auf einem anderen Chromosom) und benötigt Thiamin als Coenzym. Die sich anstauenden Aminosäuren, Ketosäuren und ihre Zwischenprodukte verursachen durch Hemmung anderer Enzyme

  • Hypoglykämie
  • metabolische Azidose
  • Störung der Harnsäureausscheidung

und hemmen die Entwicklung des ZNS [Sitzmann 2002]

Abbau der nach Desaminierung entstehenden α-Ketosäuren von Leucin, Isoleucin und Valin

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

Massenspektroskopie, im Verdachtsfall Säulenchromatographie

 

  1. Metabolische Azidose, Dehydrierung während der Episoden
  2. Aminosäuren (Chromatographie)
    • Leucin, Isoleucin, Alloisoleucin, Valin sowie ihre Ketosäuren erhöht
    • erniedrigtes Alanin (verantwortlich für Hypoglykämie)
    • kann bei der intermittierenden Variante normal während der asymptomatischen Zeit sein

  • charakteristischer Geruch: Sirup nordamerikanische Ahornart (Maggiwürze, Lakritze, auch Curry nach [Sitzmann 2002])
  • Leucin, Isoleucin, Valin sowie ihre Ketosäuren erhöht
  • Screeningtest (für akute Episoden)
    • 2,4-Dinitrophenylhydrazin-Reagenz (2,4 DNPH): 0.1% DNPH-Lösung in 2N HCl
    • gleiche Volumina von DNPH-Lösung, Urine und destilliertem Wasser mischen
    • positiver Test reicht von einer milden Trübung (1+) bis zu einem gelb-orangen Präzipitat (4+)
    • der gelbe Niederschlag ist Diphenylhydrazin

Defekt der branched-chain alpha-ketoacid dehydrogenase-Aktivität in Leukozyten oder Fibroblastenkulturen

Monitoring von

  • Wachstumsparametern
  • Plasmaspiegel von Leucin, Isoleucin und Valine alle 2 Wochen
  • Auf Acrodermatitis enteropathica achten (bei zu niedrigen Isoleuzinspiegeln)
  • Leuzinspiegel < 300 μmol/l

 

Amnionzellkultur oder Chorionzotten: Defekt der α-Ketosäurendekarboxylase

 

 
 Symptome und Befunde
 

1.

Rigidität

2.

Opisthotonus

3.

Krämpfe

4.

asphyktische Anfälle

1.

ZNS

  • Ophistotonus, Rigidität
  • Wechsel zwischen Muskelhypotonie und -rigor
  • Neonatale Krampfanfälle
  • Lethargie bis Koma(mit Hypertonizität)
  • Boxen und Pedal-Bewegung der Extremitäten
  • Bilaterale Ptosis, Ophthalmoplegie, Faziale Diplegie

2.

Metabolische Manifestationen:

  • Apnoen
  • Hypoglykämie
  • Trinkschwäche
  • Ahornsirupgeruch in Urin und Schweiß (nicht im Zerumen vor 2. Monat, am besten riechbar mit Filterpapier in Urin)
  • Erbrechen

3.

schrilles Schreien

1.

Entwicklungsverzögerung mild-moderat bis zum Schwachsinn

2.

Episoden ausgelöst durch Streß:

  • Interkurrierende Infektionen (Otitis media, Respirationstrakt-Infektionen u.a.)
  • Impfungen
  • plötzlicher Anstieg des Proteins in der Nahrung
  • Chirurgie

Episodes charakterisiert durch:

  • Akute Ataxie
  • Irritabilität
  • Geruch nach Ahornsirup
  • Progressive Lethargie
  • exzessives Erbrechen

3.

evtl. Ketoazidose, v.a bei hohem Katabolismus oderProteinzufuhr von über 1,5-2,0g/kg KG/die

1.

  • Ataxie
  • Krämpfe
  • Koma

2.

Tod im Anfall

kommt nur bei starkem Katabolismus oder massiver Proteinzufuhr vor. Außerhalb der Krisen Kind unauffällig.

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

  • 2% perakut foudroyanter Verlaufsform = klassische Form
  • 2-8% intermediäre Variante
  • 8-16% intermittiernde Variante

 

  • ohne Behandlung Tod im Säuglingsalter, bei foudroyantem Verlauf in den ersten 2-3 Lebenswoche, bei anderen Verläufen innerhalb des 1.Lebensjahres
  • bei früher Diagnose und Therapie überleben die Kinder zwar, zum Teil aber mit zerebralen Schäden
  • Intellektueller Outcome ist umgekehrt proportional zum Grad der Plasmaleuzinspiegel-Erhöhung (Ziel: < 300 μmol/l)
  • Im Rahmen von Infekten kommt es u.U. zu gefährlichen Stoffwechselentgleisungen

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

 

 

 
 Therapien
 

nicht kurativ, Milderung der Symptome

  • Korrektur der Dehydratation, Elektrolytstörung und metabolischen Azidose
  • Hypoglykämie ausgleichen, evtl. 1E/3g Glucose Insulin geben
  • ev. Entgiftung: Peritonealdialyse, kontinuierliche venovenöse Hämofiltration zur Entfernung der Ketonsäuren
  • Diät
    • Umkehrung des katabolischen Zustandes durch Zuführung einer ausreichenden Menge Kalorien oral oder i.v. (z.B. eine hochkalorische, BCAA-freie Diät - MSUD Formula oder Product 80056)
    • reduzierte Proteinaufnahme
    • Leuzinwert auf <0,5 mmol/l senken

1.

Diät:

  • Beginn: in den ersten Lebenstagen, lebenslang!
  • Proteinzufuhr einstellen
  • Diät ähnlich der PKU: arm an Leuzin, Isoleuzin, Valin, Eiweißrestriktion 1-1,5 g/kg KG,
  • Aminosäurengemische (Milupa MSUD 1 und 2 oder Maizena ILV-AM)
  • Product 80056 - a high calorie BCAA-free product
  • Vitamin B1 (Thiamin)

2.

bei akuten Infektionen zur Vermeidung von Manifestationen:

  • aggressive Behandlung der Infektion
  • Urin-Monitoring mit 2,4 DNPH
  • Beobachtung auf Verhaltensauffälligkeiten und Ahornsirupgeruch
  • Klare Regeln an Patienten geben, wann Arzt aufgesucht werden soll

 

 
 Referenzen
 

Koletzko 2000, S. 156

Sitzmann 2002

Pedbase

 

 

http://www.msud-support.org/

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

27.10.2002

 

Helmar Weiss, 22.11.2002

Tobias Schäfer, 23.11.2002

 

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