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Erysipel
 

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Autor

Wibke Janzarik
 

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 Einleitung
 

Wundrose

Erysipelas

A46

O86.8 Puerperales/ postpartales Erysipel

Entzündung von Kutis und Subkutis (fast immer Streptokokkeninfektion) mit rascher Ausbreitung über die Hautlymphgefässe.

 

 

 
 Epidemiologie
 

Z. Zt. ca. 20 Prozent aller Patienten auf den dermatologischen Krankenstationen. Zunehmend, aufgrund der generellen Zunahme der Diabetesfälle, Ulcera im Unterschenkelbereich oder Pilzinfektionen der Peripherie als Eintrittspforten für Streptokokken.

 

jedes Alter, besonders gefährdet sind Kinder und alte Menschen

 

 

 

Eintrittspforte in der Haut bei oberflächlichen Läsionen oder Pilzinfektionen.

 

 
 Pathologie
 

 

überwiegend β-hämolysierende Streptokokken der Serogruppe A, seltener G oder C (dann besonders bei venöser oder lymphatischer Vorerkrankung); sehr selten andere Erreger, z.B. Staph. aureus, Pneumokokken, Enterokokken und versch. gramneg. Keime.
Änderung des Erregerspektrums in den letzten Jahren: häufiger Staphylokokken.
Vor allem bei HIV-Patienten und Drogenabhängigen vermehrt phlegmonöse Prozesse bis hin zu Riesenphlegmonen.

  • Hautulzera
  • Ekzem
  • chron. Pilzinfektion
  • lokales Trauma
  • venöse u./o. lymphatische Vorerkrankung, z.B. Lymphödem, venöse Insuffizienz, Oedem
  • Uebergewicht

Betroffen sind vor allem Patienten mit geschwächter Abwehr.

 

Eindringen der Erreger von kleinen Hautläsionen (Rhagaden, Abschürfungen, Mykosen), vom Neugeborenen-Nabel oder von Operationswunden und -narben in die Lymphspalten der Haut, wo sie sich rasch ausbreiten. Ausbreitung per continuitatem durch die Haut. Lokale Schädigung, Fernwirkung durch Exotoxine.

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

charakteristischer Hautbefund/ Klinik

 

Suche nach möglicher Eintrittspforte und rasche Sanierung:
Kleine Hautläsionen, Nagelschädigungen, Dakrozystitis, Verletzungen im Ohrbereich.

Lokalbefund:
Scharf begrenzte flammenförmige Rötung. Der betroffene Hautbereich ist schmerzhaft, ödematös, tiefrot und induriert.
Eventuell Eintrittspforte nachweisbar.
Eventuell geschwollene Lymphknoten.

 

BSG erhöht, Leukozytose, in 90% erhöhter Titer für Anti-DNAseB
Blutkulturen positiv in ca. 5% der Fälle, evtl. höher bei immunsupprimierten Patienten.

Hautbiopsie und Erregernachweis für A-Streptokokken sind möglich, aber meist nicht notwendig.

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

Im Vordergrund steht die charakteristische landkartenartige scharfe Begrenzung der dunkelroten Verfärbung ("Rose") mit zungenförmigen Ausläufern. Der betroffene Hautbereich ist schmerzhaft, ödematös, tiefrot und induriert ("Orangenhaut").

Bei zunehmenden Schweregrad auch Blasenbildung (Vesiculae oder Bullae), Hämorrhagien (nicht wegdrückbare Rötung), Gangrän, Phlegmone. Keine Eiterherde.

überall möglich, am häufigsten sind:

  • untere Extremität (70-80%) Gesicht (5-20%, früher relativ häufiger, auch bilateral)

  • Hohes Fieber (bis 40°)
  • Schüttelfrost
  • Tachykardie
  • geschwollene Lymphknoten
  • schnelle Verschlechterung des AZ

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

Verlaufsformen:

  • E. rubeosum (Rötung), am häufigsten
  • E. bullosum (Blasenbildung)
  • E. gangraenosum (Nekrosen)

Symptomatik:

Betroffen sind vor allem Patienten mit geschwächter Abwehr. Hohes Fieber, Schüttelfrost, Tachycardie und schnelle Verschlechterung des AZ bestimmen den Krankheitsverlauf. Häufigste Lokalisationen sind das Gesicht und die unteren Extremitäten. Im Vordergrund steht die charakteristische landkartenartige Begrenzung der dunkelroten Verfärbung ("Rose"). Meist Progression, selten Spontanheilung. Rezidive möglich unter abgeschwächter Form.

Gefahr der Progredienz und Nekrose bei:

  • Erysipel in besonderen Lokalisationen wie Gesicht (Orbita, Ohr, Mundschleimhaut) und Genitale (Penisgangrän)
  • vorgeschädigter Haut (z.B. PAVK)
  • Abwehrschwäche (z.B. Diabetes mellitus)

Streptokokkenallergische Nacherkrankungen:
Rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis

Spätfolge:
sekundäres Lymphödem (v.a. bei chronisch-rezidivierendem Erysipel)
Andererseits ist das Erysipel auch die häufigste Komplikation eines Lymphödems.

Rezidivneigung

 

Die Ansteckungsgefahr ist bei tiefen, streptogenem Erysipel gering.
Vorsicht jedoch bei oberflächlichen Pyodermien durch Staphylokokken.

 
 Differentialdiagnosen
 

Herpes zoster im Trigeminusgebiet

Kontaktdermatitis

Erysipeloid (i.d.R. ohne Allgemeinsymptome)

Urtikaria

inflammatorisches Mammakarzinom

Das klinische Bild des Erysipel ist charakteristisch.

 
 Therapien
 

1.Wahl:

  • Penicillin G 1-2 Mio IE i.v. q6h [Sanford]; in Heidelberg: 3 x 10 Mio IE/d i.v. [Sterry 2000]
  • Nafcillin bzw. Oxacillin 2,0 g q4h i.v. (v.a. bei Staphylokokken-Beteiligung)
  • Cefazolin 1,0 g q8h i.v.

2. Wahl:

  • Erythromycin 500 mg/ Tag i.v. oder p.o.
  • parenterale Cephalosporine der 1. Gen. (z.B. Cefazolin)
  • Amoxicillin/ Clavulansäure 875/ 125 mg 2x/ Tag oder 500/ 125 mg 3x/ Tag
  • Clarithromycin 500mg q12h

Therapiedauer: 10- 14 Tage oder bis zum Verschwinden aller klin. Symptome.

1.Wahl:

  • Nafcillin bzw. Oxacillin

2. Wahl:

  • i.v.parenterale Cephalosporine der 1. Gen. (z.B. Cefazolin)
  • Vancomycin
  • bei leichterem Befund auch Amoxicillin/ Clavulansäure

Therapiedauer: 10- 14 Tage oder bis zum Verschwinden aller klin. Symptome.

  • früher/ leichter Befund:
    parenterale Cephalosporine der 2./ 3. Generation oder Amoxicillin/ Clavulansäure
  • schwerer Befund:
    Imipenem oder Meropenem

indiziert nur bei rezidivierender Cellulitis:

  • Benzathin-Penicillin 1,2 Mio IE i.m. alle 4 Wochen, für 4-6 Monate
  • bei Versagen: Versuch mit Erythromycin 1 x 1 g/d p.o. und/oder Cotrimoxazol über 5 Tage alle 4-6 Wochen

anfangs feuchte, antiseptische Umschläge, dann Cremebehandlung

Behandlung möglicher Eintrittspforten (z.B. Fußmykose)

Lokale Ruhigstellung, Kühlung.

Behandlung von Fieber und Schmerzen.

Thromboseprophylaxe mit low dose Heparinisierung (1 x 500 I.E. fraktioniertes Heparin s.c/d)

Vorgehensweise:

  • Bei spontanem Erysipel einer Extremität ohne komplizierenden Diabetes kann von einer Streptokokkeninfektion ausgegangen und mit Penicillin behandelt werden (!klin. Beobachtung zum Ausschluss einer Infektion mit Staphylokokken).
  • Bei diabetischem Fuss promptes chirurgisches Débridement zur Verhinderung einer nekrotisierenden Fasziitis und zur Gewinnung von Kulturen. Bei Sepsis Röntgenaufnahme zum Ausschluss von Gasbildung. Prognose abhängig von der arteriellen Versorgung.
  • Bei einem Erysipel im Gesichtsbereich muss die initiale Antibiose auch eine mögliche Infektion mit Staph. aureus abdecken.

 
 Referenzen
 

Herold 2002

Sanford

Sterry 2000, S. 111-114

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Wibke Janzarik

04.08.2004

Tobias Schäfer (Editor)

Manuel Anhold, 12.08.2004

 

PRELIMINARY

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