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Tyrosinämie Typ I
 

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Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

 

 

 

Störung des Tyrosin-Metabolismus, gekennzeichnet durch Akkumulation von Tyrosin und seinen Metaboliten, das zu hepatischen und renalen Schäden führt.

 

 

 
 Epidemiologie
 

ca. 100 Fälle weltweit (?)

 

Manifestationsalter: ersten 6 Lebensmonate (akute Form); im 1. Lebensjahr (chronische Form

 

F = M

 

 

 
 Pathologie
 

 

 

AR

15q23-q25

Gen: Fumarylacetoacetat-Hydrolase (FAH)

1. Hintergrund

  • FAH ist ein Enzym im Metabolismus von Tyrosin zu CO2 und Wasser. Es besteht aus 2 Untereinheiten, die den finalen Schritt, die Umwandlung von Fumarylacetoacetat zu Fumarsäure und Acetoacetatsäure katalysieren.
  • Eine Defizienz von FAH führt daher zu einer Akkumulation von Fumaryacetoacetatsäure, die allmählich zu Succinylacetoacetatsäure und Succinylaceton metabolisiert wird.

2. Genetischer Defekt

  • Die Mutation im FAH-Gen führt zu einer Akkumulation von Tyrosin und seinen Metaboliten (Succinylacetoacetat, Succinylaceton und Fumarylaceton) in Leber und Niere. Succinylaceton ist strukturell ähnlich zu Maleinsäure, ein Inhibitor der renal-tubulären Funktion (führt u.a. zum Fanconi-Syndrom). Außerdem kann Succinylaceton ev. die Porphobilinogensynthetase hemmen, was zu einer Akkumulation von Aminolaevulinsäure und Symptomen einer akuten intermittierenden Porphyrie führen kann.

 

 

Es existieren zwei Formen der Tyrosinämie I:

  1. akute Form: keine FAH-Aktivität, häufiger und schwerwiegender.
  2. chronische Form: variabel verminderte FAH-Aktivität, weniger gravierende Form mit späterem Beginn.

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

A. Tyrosinämie:

  1. verminderte FAH-Aktivität in Leberbiopsie oder Fibroblasten-Kulturen
  2. Nachweis von Succinylacetoacetat und Succinylaceton in Serum oder Urin
  3. Leberbiopsie: Bild der chronisch-aktiven Hepatitis

B. Fanconi-Syndrom: Serum, Urin, Röntgen

 

Röntgen: Rachitis, Osteopenie oder Osteoporose (Fanconi)

1. Tyrosinämie:

  • erhöhtes Tyrosin und Methionin
  • unkonjugierte und konjugierte Hyperbilirubinämie
  • Hypoglykämie
  • erhöhte Transaminasen, verlängerte PT
  • erhöhtes Alpha-Fetoprotein
  • normozytäre Anämie, Leukozytose, Thrombozytose

2. Fanconi-Syndrom:

  • hyperchlorämische metabolische Azidose mit normale Anionenlücke (niedriges Serum-Bicarbonat)
  • normale oder niedrige Aminosäuren, normale Glukose
  • Hypophosphatämie, Hypokaliämie, Hypourikämie
  • erhöhte alkalische Phosphatase

1. Tyrosinämie:

  • erhöhte Exkretion von Tyrosin und Metaboliten
  • Aminoazidurie, Hämaturie

2. Fanconi-Syndrom:

  • generalisierte (unspezifische) Hyperaminoazidurie
  • Glucosurie, Phosphaturie
  • pH <5.5 mit niedrigem spezifischen Gewicht
  • Bikarbonaturie, Hyperkaliurie, Urikosuria, tubulär Proteinurie, Hyposthenurie, Carnitinurie, niedriger Ammoniak im Urin

 

 

 

  • verminderte FAH-Aktivität in Chorionzottenbiopsie
  • erhöhtes Succinylaceton in Amnionflüssigkeit

 

 
 Symptome und Befunde
 

1.

Diarrhoe, Fieber, Entwicklungsretardierung, Irritabilität, Lethargie, Erbrechen

2.

kohlartiger Geruch (Methionin-Metabioliten)

1.

Hepatomegalie +/- Blähungen

2.

Ikterus

3.

Leberversagen:

Entwicklungsverzögerung, Gedeihstörung ("failure to thrive")

1.

progressive Leberzirrhose

2.

hepatozelluläres Karzinom in 37% der Fälle

3.

Tod durch Leberversagen oder Tumor im ersten Lebensjahrzehnt

1.

episodenhaftes Erbrechen, Dehydratation, Schwäche, unerklärliches Fieber

2.

Anorexie, Verstopfung, Polydispsie, Poylurie, Wachstumsstop, Rachitis

40% Episoden akuter Polyneuropathie (durch akute Porphyrie)

1.

hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie

2.

Hypertonie

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

 

 

ohne Behandlung sehr ungünstig

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

 

 

 
 Therapien
 

niedriges Phenylalanin, Tyrosin und Methionin (=> verzögerte, wenn auch nicht aufgehaltene Progression der Erkrankung); CAVE: Phenylalanin-Tyrosin-Defizienz-Syndrom (Wachstumsstop, Anorexie, Lethargie, Hypotonie)

Lebertransplantation (bei finalem Leberversagen, keinen Einfluß auf Fanconi-Syndrom)

Phosphat, Bicarbonat, Vitamin D oral

 

 
 Referenzen
 

Koletzko 2000, S. 153

Pedbase

 

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

27.10.2002

 

 

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