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Myokardinfarkt (Rudiment)
 

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Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

Herzinfarkt

Akutes Koronarsyndrom mit ST-Elevation

Q-wave-Infarkt

cardiac infarction

coronary thrombosis

heart attack

myocardial infarction

I21.9

Ischämische Myokardnekrose aufgrund einer Stenose oder eines akuten Verschlusses einer Koronararterie

Akutes Myokardiales Syndrom (American College of Cardiology 2000):

  • instabile Angina pectoris:
    ohne Anstieg der Herzenzyme
  • non-ST-segment-elevation myocardial infarction (NSTEMI):
    Angina pectoris mit Anstieg der der Herzmuskelenzyme bei fehlendem Anstieg der ST-Strecke
  • Herzinfarkt:
    mit Herzmuskelenzymveränderungen und infarkttypischen EKG-Veränderungen

 

 
 Epidemiologie
 

Inzidenz je nach Region, <100 / 100.000 / Jahr in Japan und >500 / 100.000 / Jahr in Schottland und Irland, in Deutschland (Polen, Österreich, Niederlande, Nordamerika): 300-400/100.000 / Jahr

Lebenszeit-Prävalenz in Deutschland 30% (Männer) bzw. 15% (Frauen)

 

 

M:F = 1:2

 

 

 
 Pathologie
 

Arteriosklerose mit Risikofaktoren (wie KHK)

eher nicht: Chlamydia pneumoniae

A. Hochrisikozustände

B. Hauptrisikofaktoren (major risk factors)

1. Lebensalter

  1. Männer über 45 Jahre
  2. Frauen
    • über 55: normale Menopause
    • über 45: frühe Menopause (kein Östrogenersatz

2. Rauchen

  1. Tabakkonsum aktuell oder in den letzten 5 Jahren
  2. insbesondere bei > 40 packyears
  3. Risikoerhöhung durch gleichzeitige Einnahme von östrogenhaltigen Ovulationshemmern

3. Arterielle Hypertonie

  1. Blutdruck > 140/90 mmHg
  2. EInnahme antihypertensiver Medikamente

4. Hyperlipoproteinämie:

  1. LDL > 130 mg/dl (bei =>2 Risikofaktoren)
  2. LDL > 160 mg/dl (ohne weitere Risikofaktoren)
  3. HDL < 40 mg/dl

5. Diabetes mellitus

  1. verdoppelt das Herzinfarktrisiko, zählt als KHK-Äquivalent
  2. wird sowohl als Klasse A (mit weiteren RF) wie Klasse B (ohne weitere RF) Risikofaktor gewertet

6. Positive Familienanmnese für frühe KHK:

  1. Herzinfarkte / plötzlicher Herztod
  2. Vater oder erstgradiger männlicher Verwandter im Alter unter 55 (60 nach anderen Quellen) Jahren
  3. Mutter oder erstgradiger weiblicher Verwandter im Alter unter 65 Jahren

C. Andere Risikofaktoren

1. Lebensstil:

  1. Atherogene Diät
  2. Adipositas
  3. körperliche Inaktivität
  4. Typ A-Persönlichkeit
  5. fehlen einer supportiven primären Bezungsperson

2. Metabolische Störungen

  1. Hypertriglyceridämie
  2. Lp(a)-Erhöhung
  3. vermehrtes Apolipoprotein B (LDL-Kern)
  4. vermindertes Apolipoprotein A-1 (HDL-Kern)
  5. Genotyp ACE DD
  6. Glukosetoleranzstörung
  7. Hyperhomocysteinämie, niedrige Serum-Folatspiegel
  8. Hyperfibrinogenämie
  9. Entzündungszustände bei KHK-Patieten (erhöhtes CRP)
  10. Thromboseneigung (siehe Thrombophilie)
  11. Infektionen (z.B. Coxsackie)
  12. niedriges Geburtsgewicht

wie KHK, auslösende Faktoren: Stress, Kraftanstrengung, instabile Angina pectoris (20% Infarktrisiko), in den Morgenstunden (6-12 h) passieren 40% aller Infarkte

 

Zwei unterschiedliche Infarkttypen:

  • der transmurale Infarkt, der die gesamte Dicke der Ventrikelwand betrifft sowie der
  • nichttransmurale Infarkt, der sich auf das Subendokard beschränkt.
Lokalisation und Größe des Myokardinfarktes abhängig von:
  • Lokalisation und Ausmaß der Koronarveränderungen
  • Größe des vom betroffenen Gefäß versorgten Myokardareals
  • Sauerstoffbedarf des schlecht perfundierten Myokards
  • Vorhandensein von Kollateralen
  • Vorhandensein (Ausmaß, Lokalisation) von Koronarspasmen
  • Anwesenheit von Gewebsfaktoren, die den nekrotisierenden Prozeß modifizieren.

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

 

Auskultation: Perikardreiben (bei Pericarditis epistenocardica, keine Antikoagulantien), Systolikum (bei Ventrikelseptumperforation oder Mitralklappeninsuffizienz), feuchte RGs

Technische Diagnostik: Echokardiographie, PET, MRT, Linksherzkatheter

kann innerhalb der ersten 24 h negativ sein! Direkte und indirekte Infarktzeichen (spiegelbildlich). Diagnose lässt sich somit nur sicher mit der Bestimmung der Herzenzyme stellen!

Transmuraler (Q-Wave) Infarkt in drei Stadien:

  • Stadium 1: T-Überhöhung (“Erstickungs-T”), dann ST-Erhöhung
  • Stadium 2: Abnahme der ST-Erhöhung und Erscheinen des R-Verlustes, breite tiefe Q-Zacke (>1/4 R), Ausbildung einer terminal negativen T-Welle
  • Stadium 3: chronisches Stadium (alter Infarkt) mit bestehender breiter Q-Zacke und evtl negativem T

Nicht-Transmuraler (Non-Q-Wave) Infarkt:
keine pathologische Q-Zacke, evtl leichte R-Zacken-Reduktion, ST-Streckensenkung und gleichschneklig negatives treminales T. Innenschichtinfarkte: evtl nur deszendierende oder horizontale ST-Senkung mit präterminal negativem T.

DD STEMI/NSTEMI: für STEMI ST-Strecken-Hebungen von mindestens 2 mV in V1–V3 oder von mehr als 1 mV in den übrigen Ableitungen

Leukozytose, BSG und Glucose erhöht, Myoglobinanstieg, TnI und TnT pos (>3h), Enzymdiagnostik (CK-MB 6-20% der ges CK, ges CK, GOT) mit Anstieg nach 4 Stunden, LDH und α-HBDH (LDH in Herzmuskelzellen) nach 6-12 h

 

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

Lang anhaltende AP-Beschwerden, die sich NICHT durch Nitroglyzeringabe bessern

Schmerzlokalisation auch in den Oberbauch möglich, in 15-20% der Fälle auch stumme Infarkte (bes. bei Diabetes)

in 40% der Fälle Erstmanifestation ohne vorherige AP

Schwächegefühl, Angst & vegetative Symptomatik

Herzrhythmusstörungen in 95% der Fälle

evtl RR-Abfall, atypische Infarktverläufe möglich

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

 

 

 

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

 

 

 
 Therapien
 

prästationär; schnellstmögliche Klinikeinweisung; stationär Fortsetzung der Basistherapie

1.

i.v.-Zugang, keine i.m.-Inwektionen, EKG-Überwachung, CPR-Bereitschaft, leichte Kost

2.

4-8 l/min Sauerstoff über Nasensonde

3.

500 mg Acetylsalicylsäure i.v. sofern nicht vorbehandelt

  • Prognoseverbesserung unabhängig von Antikoagulation/Lyse (ISIS-2: Letalitätssenkung > 20%)
  • i.v. schnellster Wirkungseintritt
  • frühstmögliche Gabe nach Schmerzbeginn
  • additiver Effekt von ASS und Fibrinolytika

4.

Analgesie zur Durchbrechung der schmerzbedingten Katecholaminfreisetzung

  • 3-5 mg Morphin i.v. als Mittel der Wahl bei Schmerzen, günstige hämodynamische Effekte (Vorlast- und RR-Senkung), Wiederholung in Abständen von einigen Minuten
  • Fentanyl und andere: höchstpotente Analgetika, Titration, Beatmungsbereitschaft
  • Piritramid: geringe analgetische Potenz als Morphin, lange Wirkdauer, geringe Kreislaufdepression
  • Pethidin schwächer und kürzer wirksam als Piritramid
  • Pentazocin ungünstig wegen kreislaufstimulation

5.

0,4 - 0,8 mg Glyceroltrinitrat s.l. (Spray, Zerbeißkapsel), alternativ 1-3 mg/h kontinuierlich i.v. (Perfusor): symptomatische Besserung durch Vorlast- und LVEDP-Senkung (=> O2-Verbrauch sinkt), aber keine Prognoseverbesserung

6.

Betablocker ohne ISA (z.B. Metoprolol bessern Symptomatik und Prognose, da kompetitive Inhibition endogener Katecholamine bei ausgeprägter Sympathikusstimulation. Negative hämodynamische Auswirkung nur im kardiogenen Schock zu erwarten. Beginn per i.v. Gabe bis HF um 60/min. Kontraindikationen wie höhergradige AV-Blöckem Asthma und schwere LV-Dysfunkton beachten

7.

Heparin:

  • bisher 70 I.E. / kg (ca. 5000 IE) unfraktioniertes Heparin unter PTT-Kontrolle bei instabiler AP und NSTEMI sowie bei STEMI und geplanter PCI (prästationäre Bolusgabe), bei Lyse in Abhängigkeit vom Thrombolytikum
  • alternativ bei akutem Koronarsyndrom ohne ST-Hebung: niedermolekulare Heparine

Bei ST-Elevationsinfarkt innerhalb der ersten 12h nach Schmerzbeginn sofortige Reperfusionstherapie:

  1. Wahl: primäre PCI (perkutane Koronarintervention) bei Erreichbarkeit und Verfügbarkeit eines Herzkatheterlabors innerhalb 90 min
  2. Wahl: systemische Fibrinolyse mit möglichst prästationärem Therapiebeginn

1.

Thrombolyse:

  • Vorausetzng: gutes Gerinnungslabor, keine Kontraindikationen, frischer Infarkt mit ST-Hebung > 0.1 mV in mind. 2 Ableitungen oder neuer / mutmaßlich neuer Linksschenkelblick; unabhängig von Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus
  • Zeitintervall Symptombeginn-Lyse: <2h größter Nutzen, abgeschwächt zwischen 3-6h, geringer (aber akzeptierbarer) Nutzen 6-12h (LATE), bei > 12h nur bei persistierender oder schubartiger Symptomatik
  • jede Stunde Zeitverlust = Zunahme der Sterblichkeit um 1%

Substanzen:
 Strepto-
kinae
APSACUro-
kinase
Alteplase
= rt-PA
Reteplase
= r-PA
Tenecteplase
= TNK
HandelsnameStreptaseEminaseActosolvActilyseRapilysinMetalyse
fibrinselektivneinneinneinjamässig 
Aktivierungstypindirektdirektdirektdirektdirektdirekt
Plasma-HWZ20 min90 min15 min6 min12 min15 min
Antigenitätjajaneinneinneinnein
Dosis^1^1,5 Mio IE30 E3 Mio E100 mg2 x 10 U 
Applikationszeit60 min5 min90 min2 x 30 min90 min 
Bolusneinjaneinmöglichja (Doppel)ja (EInfach)
RR-Abfalljajaneinneinneinnein
früh i.v. Heparinneinneinjajajaja
Vorinjektion Steroidejajaneinneinneinnein

  • Wahl des Fibrinolytikums: früher Streptokinase, jetzt Alteplase (in akzelerierter Gabe mit i.v. Heparin), APSAC und Urokinase konnten sich nicht durchsetzen. Neuere Plasminogenaktivatoren (Reteplase, Tenecteplase und Lanoteplase sind nicht besser als Alteplase.
  • Erfolgsrate 70-80% (Rekanalisation nach 90 min)
  • Nachteile:
    • akuter Therapieerfolg schwer erfaßbar (indirekte Kriterien: Verschwinden Infarktschmerzen und ST-Hebungen im EKG, direkter Nachweis in Koronarangiographie)
    • nur vollständig offenes Gefäß (TIMI III) weist gute Prognose auf; nach 90 min Lyse aber nur 50% TIMI III
    • prothrombotische Wirkung der Fibrinolyse mit Reokklusion
    • erfolglos bei akutem Myokardinfarkt ohne ST-Elevation

2.

PTCA:

  • Voraussetzung: schneller Transport in kardiologisches Zentrum
  • primäre PTCA versus Lyse: PTCA (primäre Erfolgsrate ca. 90%) besser als Lyse (70-80%), Stentimplantation besser als alleinige PTCA; dies gilt bei schneller Verfügbarkeit und kurzen Transportzeiten
  • Rescue-PTCA (= PTCA eines nach Lyse weiterhin verschlossenen Infarktgefäßes): nachgewiesener Nutzen v.a. beim kardiogenen Schock

 

 
 Referenzen
 

 

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

28.05.2004

 

 

RUDIMENT

Lizenz für freie Inhalte

 
 Kommentare
 
 
  Tobias Schäfer schrieb am 19.02.2005 um 17:22 Uhr:
 

ergänzt um ein Rudiment von Niels Halama, 03.01.2003

 
 

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