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Lyell-Syndrom
 

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Auf einen Blick
 

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Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

toxische epidermale Nekrolyse (TEN)

 

 

sehr selten, fast ausschließlich durch Medikamente ausgelöste Überempfindlichkeitsreaktion mit potentiell tödlichem Verlauf

Eventuell Maximalform des Stevens-Johnson-Syndroms

 

 
 Epidemiologie
 

 

 

 

 

 

 

 

 
 Pathologie
 

  1. Medikamente > 90%
    • Sulfonamide, Cotrimoxazol
    • Quinolonderivate
    • Penicilline
    • Cephalosporine
    • Antikonvulsiva
    • Allopurinol

 

 

unklar

 

Nekrolyse der gesamten Epidermis; weitgehende Epidermiszellnekrose, Epidermolyse, geringe Entzündung

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

  • Anamnese (Medikamente!)
  • klinisches Bild
  • Histologie

Workup:

  1. bakteriologische Hautabstriche, Blutkulturen
  2. Kontrolle des Wasser-, Elektrolyt-, Eiweißhaushaltes
  3. Organmonitoring, Vitalfunktionen

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

1-2 Wochen nach Beginn der Arzneimitteltherapie, ev. kurze, grippeähnliche Prodromalphase

1.

makulöses oder Erythema-multiforme-artigesExanthem mit schnellen (1-2 Tage) Übergang in großflächige Epidermolyse (verbrühungsähnliches Bild, die Epidermis liegt wie ein dünnes, feuchtes Tuch verschieblich bzw. zusammengeschoben auf der Dermis), Hautablösung > 30% der Körperoberfläche

2.

später Ektropiumbildung, Haarausfall, Nagelverlust

Einbeziehung von Konjunktiven, Mundschleimhaut (Erosionen, hämorrhagische Krusten), auch Genitalschleimhäute und GIT

1.

Fieber

2.

Störung des Allgemeinbefindens

3.

ev. Bronchopneumonie

4.

ev. Leber-, Darm-, Nierenschaden

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

 

 

Letalität 30% (u.a. Bronchopneumonie), sonst Abheilung nach 2-3 Wochen, häufig Restdefekte an Schleimhäuten

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

1.

Staphyloges Lyell-Syndrom (Staphylococcal Skalded Skin Syndrome), intraepidermale Blasenbildung

Ätiologie: Medikament vs. Staphylokokken
Blasenbildung: Stratum basale vs. subkorneal
Schleimhautmanifestation: regelmäßig vs. nie
Manifestation: Erwachsene vs. Kleinkinder

2.

Stevens-Johnson-Syndrom

3.

Pemphigoid

4.

bullöses Arzneimittelexanthem

Wer schreibt von wem ab?
    Definition Epidemiologie Ätiologie Klinik Schleimhäute
Erythema exsudativum multiforme (EEM)

[Fritsch 2004]
[Peus]

rez. Herpes-Manifestation

häufig;
Jugendliche

100% rez. HSV mild;
Kokarden an distalen Extremitäten und Kopfbereich
50% MSH betroffen
  [Sterry 2000]     HSV, Mycoplasmen mild; variable Prodromi;
Kokarden an distalen Extremitäten und Kopfbereich
?
  [Jung 2002] Minimalform des SJS   HSV, Mykoplasmen, Arzneimittel, Paraneoplasie mild;
Kokarden an distalen Extremitäten und Kopfbereich
minor: nein
major: erosive Stomatitis
  [Medicle]     100% HSV als Minorform
als Majorform wurde früher das SJS angesehen, Medicle empfiehlt jedoch, diesen Begriff nicht mehr zu verwenden sondern von einer EEM major zu sprechen
 
Steven-Johnson-Syndrom (SJS)

[Fritsch 2004]

Minimalform der TEN, < 10 % der Körperoberfläche selten, Frauen, Kinder, Alte

Medikamente,
Infekte (kein HSV)

Prodromi 10d, Krankheitsgefühl, Rumpf, Gesicht, zentrifugale Ausbreitung, nicht EEM-ähnlich ausgedehnte Stomatitis / Cheiltiis, Konjunktivitis, Vulvitis usw.
  [Sterry 2000]     HSV 1/2 Prodromi 10d, Krankheitsgefühl, Rumpf, Gesicht, zentrifugale Ausbreitung, EEM-ähnlich ausgeprägt, 100% MSH betroffen
  [Jung 2002] Maximalform des EEM     Prodromi 10d, Krankheitsgefühl, Rumpf, Gesicht, zentrifugale Ausbreitung, EEM-ähnlich ausgedehnte Stomatitis / Cheiltiis, Konjunktivitis, Vulvitis usw.
= EEM major [Peus] Minimalform der TEN, < 10 % der Körperoberfläche   Medikamente schwer, Mortalität 5%  
  [Medicle]     Medikamente, Infekte (kein HSV) als Immunreaktion bei < 10% der Körperoberfläche. Das frühere Synonym des EEM major als SJS sollte verlassen werden.  
Toxische epidermale Nekrolyse (TEN)

[Fritsch 2004]
[Peus]

Maximalform des SJS, > 30 % der Körperoberfläche selten, Frauen, Kinder, Alte Medikamente Prodromi 1-2d, starkes Krankheitsgefühl, gesamtes Integument, Gesicht, schnelle Konfluenz, "Syndrom der verbrühten Haut"; innere Organbeteiligung, Mortalität 15-75% (44% bei [Peus])  
= Lyell [Sterry 2000]     Medikamente + Infekt, Tumor Prodromi 1-2d, starkes Krankheitsgefühl, gesamtes Integument, Gesicht, schnelle Konfluenz, "Syndrom der verbrühten Haut"; innere Organbeteiligung, Mortalität 10-30%  
= Lyell [Jung 2002]     Medikamente + Infekt Prodromi, starkes Krankheitsgefühl, gesamtes Integument, Gesicht, schnelle Konfluenz, "Syndrom der verbrühten Haut"; innere Organbeteiligung, Mortalität 30% ausgedehnte Stomatitis / Cheiltiis, Konjunktivitis, Vulvitis usw.
  [Medicle]     Medikamente + Infekt als Immunreaktion bei > 30% der Körperoberfläche. Zwischen 10 und 30% sollt von einem SJS-TEN-Übergang gesprochen werden.  
SSSS
= Pemphigus neonatorum

[Fritsch 2004]

  selten,
Kleinkinder
Staphylokokken-Exfoliatin Stadium erythematosum, Stadium exfoliativum, Stadium desquamativum; geringe Allgemeinerscheinungen selten
= Pemphigus neonatorum [Sterry 2000]   Kinder Staphylokokken-Exfoliatin rascher Beginn, Hornschichtablösung (DD TEN), wenig Entzündung, gesamtes Integument  
= Dermatitis exfoliativum [Jung 2002]   Neugeborene Staphylokokken-Exfoliatin weniger schwer wie TEN, Hornschichtablösung (DD TEN) fast nie
  [Medicle]     Staphylokokken-Exfoliatin Trennung des Pemphigus neonatorum mit Erregern in den Blasen von der Dermatitis exfoliativum ohne Erreger in den Blasen (Toxinwirkung) bei Pharyngitis oder Nabelinfektion  

 
 Therapien
 

1.

Absetzuen aller Medikamente

2.

dermatologische Intensivpflege mit Speziallagerung

3.

systemische Therapie: noch kein Behandlungskonzept, Glukokortikoide allenfalls kurz und hochdosiert nur in der Frühphase, bei erfolgter eoidermaler Nekrolyse eher nachteilig.

4.

Antibiose bei Sepsis

5.

Versuch mit Gammaglobulinen i.v.

6.

supportive Infusionstherapie (Flüssigkeit, Elektrolyte, Eiweiß, Kalorien), zentrale Analgetika, Thromboseprophylaxe

 

 
 Referenzen
 

Rassner 2003, S. 144-145.

Fritsch 2004

Sterry 2000

Jung 2002

 

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

21.10.2002

 

 

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