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Orthopädie und Traumatologie > Knochen > Allgemeine Knochenerkrankungen (Osteopathien) > Osteopathien mit erhöhter Knochendichte |
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Osteodystrophia deformans Morbus Paget
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Einleitung | ||
Synonym |
Ostitis deformans Paget |
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Osteodystrophia deformans |
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Englisch |
Paget´s disease |
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ICD10 |
M88.9 |
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Definition |
lokalisierte mono- oder polyostotische (nicht entzündliche) Erkrankung des Skelett-Systems, die durch eine abnorme Stimulation des Knochenumbaus gekennzeichnet ist (ein massiv gesteigerte Knochenresorption und ein überstürzter Knochenanbau führen zu einem voluminösen, weniger kompakten und stärker vaskularisierten Knochen, der frakturgefährdeter ist) |
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Klassifikationen |
keine generalisierte Verlaufsform bekannt |
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Epidemiologie | ||
Inzidenz |
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Prävalenz |
1-2% der >40 jährigen Menschen (CAVE: Nur ca 30% der Fälle werden zu Lebzeiten diagnostiziert!) |
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Alter |
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Häufigkeitsgipfel |
> 40 Jahre |
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Geschlecht |
M > F |
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Ethnologie |
in England am häufigsten, bei Asiaten und Afrikanern sehr selten |
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Infektionswege |
unklar (siehe unten) |
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Sonstiges |
nach der Osteoporose zweithäufigste Knochenerkrankung, familiäre Häufung |
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Pathologie | ||
Ätiologie |
unbekannt, es wird ein Virusinfektion vermutet (Vermutung: „Slow-virus-infection“ durch Paramyxoviren, chronische Osteomyelitis) |
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Erreger |
Viren (es wurde aus mit Morbus Paget befallenen Knochen die mRNA von Masernvirus-Nukleokapsiden und von Hundestaupe-Viren isoliert, Zusammenhang weiter umstritten) |
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Risikofaktoren |
siehe Ethnologie |
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Vererbung |
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Pathogenese |
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Makroskopie |
stark gesteigerter Knochenumbau, meistens ein Knochen betroffen (axiales Skelett, Becken und Os sacrum), Verdickung, Verkrümmung |
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Mikroskopie |
unreife Knochenfaserbälkchen, Riesenosteoklasten (bis zu 30 Zellkerne), Ausbildung einer Mosaikstruktur der Lamellenknochen, Osteoblasten- und Osteoklastenanzahl stark erhöht |
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Diagnostik und Workup | ||
Kriterien |
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Diagnostik |
Klinik und Labordiagnostik |
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Körperliche Untersuchung |
am häufigsten ist das Becken betroffen (auch nur einseitig möglich!), gefolgt von Femur, Tibia, Schädel, Lendenwirbel bei allgemeiner Verdickung und Deformierung der langen Röhrenknochen |
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Bildgebung |
Röntgen (kann zur Diagnosestellung herangezogen werden weil charakteristisch):
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Knochenszintigraphie: Suchtest nach weiteren Knochenläsionen, es findet sich eine vermehrte Anreicheung von Technetium in befallenen Knochen (CAVE: Jede Mehrspeicherung muss abgeklärt werden!) |
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Blut |
alkalische Phosphatase (ALP) stark erhöht (30fache Erhöhung, besser Bestimmung des Osteoblasten-Isoenzyms, guter Aktivitätsparameter!), CAVE: ALP-Erhöhung bei jungen Patienten aufgrund von Wachstum, bei älteren Patienten aufgrund von osteoblastischen Metastasen möglich! |
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Urin |
Ausscheidung von Pyridinium-Crosslinks (aufgr von Knochenabbau) |
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Weitere Diagnostik |
evtl. Knochenbiopsie mit Zytologie (unreife Knochenfaserbälkchen, Riesenosteoklasten (bis zu 30 Zellkerne), Ausbildung einer Mosaikstruktur der Lamellenknochen, Osteoblasten- und Osteoklastenanzahl stark erhöht) |
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Nachsorge |
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Meldepflicht |
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Pränataldiagnostik |
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Symptome und Befunde | ||
1. |
1/3 der Patienten sind völlig beschwerdefrei (Zufallsbefund!) |
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2. |
lokale Knochenschmerzen, meistens ein Knochen betroffen (axiales Skelett: evtl. Rückenschmerzen, Becken und Os sacrum: evtl. unklare Becken- oder Hüftschmerzen, Verdickung der Schädelkalotte (radiologisch: Osteolysis circumscripta,"Watteschädel"), zur Verteilung siehe Körperliche Untersuchung), Verdickung, Verkrümmung, Spontanfrakturen, neurologische Symptome (VIII. Hirnnerv) |
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3. |
evtl. Verbiegung und Verkürzung der Beine ("Säbelscheidentibia") |
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4. |
Zunahme des Kopfumfanges ("Der Hut passt nicht mehr.") |
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Verlauf und Prognose | ||
Stadien |
siehe Pathogenese |
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Verlauf |
siehe Pathogenese |
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Komplikationen |
Arthrosen (durch Fehlstellungen), Frakturen |
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Wurzelkompressionssyndrom, neurologische Ausfälle |
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Schwerhörigkeit bei Schädelbefall (findet sich bei ca 40%, Ursache ist eine Ankylosierung der Gehörknöchelchen oder eine Innenohrschwerhörigkeit aufgrund einer Kompression des VIII. Hirnnerven) |
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evtl. Hyperkalziurie mit Nierensteinbildung (Nephrolithiasis) |
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evtl. Volumenbelastung des Herzens mit high-output-Herzinsuffizienz aufgrund einer vermehrten Durchblutung des Knochens |
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in weniger als 1% kommt es zur Entstehung eines Osteosarkoms als Spätfolge |
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Prognose |
Unter Therapie läßt sich der Prozess deutlich verlangsamen (ggf auch Anhalten), bestehende Komplikationen bedürfen einer weiteren Therapie) und unter adequater Therapie ist die Prognose gut (Parameter: Level der ALP) |
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Prophylaxe |
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Differentialdiagnosen | ||
1. |
Knochentumoren (auch Plasmozytom etc.) |
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2. | ||
3. | ||
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Therapien | ||
Indikationen |
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symptomatisch |
1. |
Hemmung der überhöhten Osteoklastenaktivität mittels Bisphosphonaten (hemmen die Osteoklasten, bei frühzeitiger Anwendung lassen sich Deformierung verhindern, die Anwendung erfolgt zyklisch mit dem Ziel die Aktivitätsparameter [ALP] in den Normalbereich zu bringen) oder Calcitonin (weniger wirksam als Bisphosphonate, zweite Wahl bei Unverträglichkeit der Bisphosphonate) Bsp.: Etidronat (Bisphosphonat) 2* 400 mg / d über 6 Monate (oral) |
2. |
Analgetika bei Knochenschmerzen |
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3. |
Behandlung entstandener Komplikationen (Frakturen, Gelenkfehlstellungen, etc), evtl. chirurgische Maßnahmen, ausreichende Zufuhr von Vit D und Kalzium (Ernährungsberatung) |
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4. |
Krankengymnastik und physikalische Therapie (Stimulation des Knochenaufbaus, keine Wärmeanwendung wg bereits überwärmten Knochen) |
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Referenzen | ||
Lehrbuch |
Herold 2002, S. 634-635 |
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TIM 1999, S. 366-368 |
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Böcker 2001, S. 962-964 |
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Reviews |
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Studien |
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Links |
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Adressen |
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Editorial | ||
Autor |
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Erstellt |
06.12.2002 |
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Reviewer |
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Linker |
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Status |
TRACK3 |
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Licence |
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Kommentare | ||
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