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Vorhofflimmern (Rudiment)
 

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Einleitung
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Auf einen Blick
 

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Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

VHF

atrial fibrillation

afib

 

häufigste Form der supraventrikulären Tachyarrhythmie, Herzaktivität mit fehlenden P-Wellen und unregelmäßigem ventrikulärem Rhythmus ("absolute Arrhythmie")

akut: Unterscheidung zwischen asymptomatischem und symptomatischen Vorhofflimmern

allgemein:

  • 40% paroxysmal
    Dauer weniger als 7 Tage, spontane Konversion, kein Vorhofumbau (remodelling)
  • 60% chronisch
    persistent: Terminierung durch Kardioversion
    permanent: keine Terminierung möglich

 

 
 Epidemiologie
 

55-59jährige 1,1 / 1000 Personenjahre, 80-84jährige 20,7 / 1000 Personenjahre

0,5% aller Erwachsenen; lifetime risk (nach Framingham-Studie) im Alter von 40 Jahren ist 26% (Männern) bzw. 23% (Frauen)

im Alter > 70 Jahre Prävalenzanstieg auf bis zu 10% (Rotterdam-Studie: 1% 55-59 Jährige, 18% 85 Jahre und älter)

 

 

 

 

 
 Pathologie
 

Akronym: PIRATES

1. primär = idiopathisch ("lone atrial fibrillation"), 15% der Fälle

2. sekundäre, kardiale Ursachen:

  • Mitralvitien
  • KHK, Herzinfarkt, Linksherzinsuffizienz
  • Kardiomyopathien
  • Myokarditis, Perikarditis
  • Herzchirurgie
  • andere Rhythmusstörungen: Sick-Sinus-Syndrom, Präexzitationssyndrome
  • Herztrauma
  • toxisch (Alkohol, holiday-heart-Syndrom)
  • medikamentös (Sympathomimetika, Sumatriptan)

3. sekundäre, extrakardiale Ursachen:

 

 

Mikro-Reentry

paroxysmales Vorhofflimmern: lokaler Fokus in den Pulmonalvenen (Vorhofgewebe), sog. P-Zellen

chronisches Vorhofflimmern: multiple Wellen (wavelets), 4-6 als kritische Zahl; Vorhofflimmern unterhält Vorhhofflimmern; je länger Vorhofflimmern besteht, desto gr&puml;&azlig;er wird die atriale Refraktärperiode, desto kürzer das AF-Intervall (?), desto kürzer die Frequenz der Vorhofwellen

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

Herzklopfen, Angst

Schwindelgefühl, Synkopen, Dyspnoe (bei reduziertem HZV)

Polyurie (Wirkung von ANP)

unregelmäßiger Puls, Pulsdefizit

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

passager, einmalig

paroxysmal, anfallsweise mit Unterscheidung in

  • vagotone Form: vor Auftreten des VHF Absinken der Herzfrequenz, nachts oder in Ruhe
  • sympathikotone Form: vor Auftreten des VHF Zunahme der Herzfrequenz, morgens, nach Stress / Belastung

persistierend, chronisch

Bildung von Vorhofthromben mit Gefahr der arteriellen Embolien in den großen Kreislauf, Gefahr des Apoplex. Bei paroxysmalen Formen geringes Risiko in den ersten 48 Stunden, bei permanenten Formen Risiko für Hirnembolien ca. 6% / Jahr []. Einer von sechs Schlaganfällen wird durch Vorhofflimmern verursacht

Akute Linksherzinsuffizienz bei Tachy- oder Bradyarrhythmie, EF ca. 25-30%

 

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

 

 

 
 Therapien
 

Klinische Situationen

1.

akutes, kritisches Problem durch Tachyarrhythmien, Herzinsuffizienz, Hypotonie, Ischämie

2.

kein Algorithmus vorhanden

3.

Faustregel: bei Zeichen von Hypoperfusion (EF< 40%; Dyspnoe, Thoraxschmerzen, veränderter mentaler Status): unmittelbare Kardioversion (siehe unten)

4.

nur bei Stabilität und leicht vermindertem Blutdruck: Transfer auf Intensivstation, Gabe von β-Blockern (CAVE: negative Inotropie) auch als Infusion, Alternativ: Diltiazem-Infusion

Situation: plötzliche Konversion in Vorhofflimmern ohne Symptome (aber: 50% der Patienten mit neuem VHF konvertieren spontan innerhalb 24h in den Sinusrhythmus)

1.

Frequenzkontrolle (Ziel < 100 bpm):

  • 5 mg Metoprolol i.v. alle 5 Minuten x 3, jede Dosis über 2-3 Minuten, dann Vitalfunktionen kontrollieren. Bei Ischämiezeichen Metoprolol dem Diltiazem vorziehen.
  • 20-25 mg Diltiazem i.v. über 2-3 Minuten. Bei LVEF< 35-40% oder COPD / Asthma dem Metoprolol vorziehen.
  • CAVE: Vorsichtig bei gemeinsamer Gabe.
  • Digoxin für Langzeit-Frequenzkontrolle beginnen; Loading Dose: 0,25-0,50 mg i.v., gefolgt von 0,25 mg i.v. oder p.o. Q6H bis zu 1 mg, gefolgt von 0,25 mg/d. Spiegelkontrolle, Anpassung der Dosis bei Nierenversagen und Amiodarongabe.

2.

Antikoagulation:

  • alle Patienten mit VHF> 48h werden antikoaguliert; relative KI: aktive Blutungen, Neurochirurgie, hämorrhagischer Hirninfarkt u.a.
  • Beginn mit Heparin, INR 2-3 (therapeutisch) 3-4 Wochen vor und 3-4 Wochen nach Kardioversionsversuch
  • Alternative: TEE zum Ausschluß eines Vorhofthrombus und sofortige Kardioversion

3.

immer Kontrolle von O^^2^^-Sat., Blutdruck, Puls, 12-Kanal-EKG, K, Mg, Ca, Herzenzymen

4.

hohe Erfolgsrate einer Kardioversion

siehe oben, zusätzlich

  1. Ist VHF neu oder chronisch?
  2. Falls chronisch, ist der Patient antikoaguliert (warum nicht?) und frequenzkontrolliert?
  3. Falls neu, Zeitpunkt ermitteln (letztes normale EKG, Herzuntersuchung usw.)
  4. Echo durchführen

1.

elektrisch:

  • 100 oder 200 J Startdosis, synchronisiert
  • falls möglich, mittels Propofol vorher sedieren
  • Erfolgsrate abhängig von Dauer des VHF und Vorhofgröße (> 6 cm geringere Chance)

2.

medikamentös

  • bei gesundem Herz (30-50% Erfolgsrate, 2-4% Torsade des Pointes):
    1. Propafenon 400-600 mg p.o.
    2. Ibultilide i.v.
  • bei ischämischer Herzerkrankung:
    1. Amiodaron i.v.
    2. Ibutilide i.v.
    3. Frequenzkontrolle
    4. elektrische Kardioversion
  • nicht-ischämische Herzerkrankung, moderat:
    1. Propafenon
    2. Flecainid
    3. Ibutilide
  • nicht-ischämische Herzerkrankung, schwer:
    1. Amiodaron i.v.
    2. Ibutilide i.v.
    3. Frequenzkontrolle mit Digoxin
    4. elektrische Kardioversion

3.

Amiodaron-Loading nach Duke Cardiology:
150 mg i.v. über 10 min, dann 1 mg/min i.v. über 6 Stunden, dann 0,5 mg/min i.v. über 18 Stunden, ann 400 mg p.o. 3x/tgl. über 3 Tage, dann 200-400 mg p.o. / Tag über 2-6 Wochen

Langzeittherapie

aber: Sinusrhythmus ist ein unabhängiger Faktor für bessere Prognose (Circulation)

bei Antiarrhythmika: bis zu 25% der Patienten setzen die Medikamente wegen Unverträglichkeit ab (AFFIRM 2002; "Sotalol - die fast, Amiodaron - kill slowly")

1.

ohne strukturelle Herzerkrankung

  • Klasse IC (Flecainid, Propafenon)
  • Klasse III (Ibutilid)
  • bei Versagen Dofetilid, Amiodaron, Sotalol (Klasse III)

2.

bei CAD / eingeschränkter LV-Funktion

  • Klasse III (Ibutilid, Dofetilid, Amiodaron, Sotalol)

3.

bei schwerer LV-Hypertrophie:

  • Amiodaron

nach Risiko für thromboembolische Ereignisse

hoch

Schlaganfall-Risiko 8-12%/Jahr (vorhergehende TIA oder ischämisches Ereignis, Alter >= 75 Jahre mit Diabetes, HTN, Arteriosklerose, klinische Hinweise auf Klappenerkrankung, Herzversagen; red. LV-Funktion im Echo) => MARCUMAR INR 2-3 (falls KI Aspirin 75-300 mg/Tag)

mittel

Schlaganfall-Risiko 4%/Jahr (Alter >= 65 Jahre ohne Hochrisikofaktoren, < 75 Jahre mit Diabetes, HTN, Arteriosklerose) => MARCUMAR oder ASPIRIN

niedrig

Schlaganfall-Risiko 1%/Jahr (Alter < 65 Jahre ohne Risikofaktoren) => ASPIRIN 75-300 mg/Tag

1.

Katheterablationsverfahren des AV-Knotens (jedoch lebenslanger Schrittmacherbedarf, proarrhythmische NW, OAK)

  • Indikation: eher jüngere Patienten mit lone atrial fibrillation, refraktäres VHF oder NW der Medikamente
  • NW Gefäßkompl. 1%, Stroke 1%, Pulmonalvenenstenose 0,5-1%, Proarrhythmien 10-20%, seltene

2.

Cox-Maze-III-Prozedur: Sinusrhythmus in 95%, 1 Schlaganfall in 198 Patienten, rechtsatrialer Transport in 00%, linksatrialer in 85% erhalten

  • aktuelle Indikation v.a. bei gleichzeitiger offener Herzchirurgie (Mitralklappe, Bypass)
  • NW Stroke 0,5%; Post-OP Arrhythmien 30%, op. Mort. 2-4%, Post-OP Blutung 5%, Sinusknotendysfunktion mit permanentem Schrittmacherbedarf (6%)

Energiequellen:

  • Radiofrequency: invasiv, Gefahr der Pulmonalvenenstenose, Ösophagusperforation (2% in der Dresdener Studie)
  • Ultraschall
  • Kryotechniken
  • Mikrowellen: 2-4 cm/Läsion, keine Kollateralschäden, epikardialer Zugang ohne Bypass, thorakoskopischer Zugang, FDA-Zulassung für Ablationen, durchgeführt in Dresden (Kanut 2004), Maastricht (02), München (Schuetz 2003); 64% haben auch postoperativ Vorhofflimmern, Aufenthaltsdauer 6 Tage (1-14), innerhalb von 6 Monate bei erfolgreicher Konvertierung kein erneutes Vorhhofflimmern, nach 12 Monaten 66%

3.

Atriale Schrittmacher oder Defibrillatoren (bei jeweils zusätzlichen Indikatoren für SM oder Defib)

 

 
 Referenzen
 

 

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

03.10.2004

 

 

RUDIMENT

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