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Nierenzellkarzinom
 

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Autor

Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

Grawitz-Tumor

NZK

Hypernephrom

renal carcinoma

C64

 

 

 

 
 Epidemiologie
 

10/100.000 und Jahr

 

 

50.-70. Lebensjahr; familiäre Formen früher und beidseitig

m:w = 2:1

 

85% aller bösartigen Nierentumoren
3% aller malignen Tumoren überhaupt

 

 
 Pathologie
 

  1. unbekannt
  2. hereditäre Formen:
    1. Hippel-Lindau-Syndrom (Hämangiome ZNS+Retina)
    2. hereditäres klarzelliges / papilläres / chromophiles Nierenzellkarzinom
    3. tuberöse Sklerose
    4. Nierenkarzinom bei hereditären Zystennieren
  3. toxisch: Cadmium, Trichlorethen

  1. Zigarettenrauchen, Adipositas, Hypertonie
  2. erworbene Nierenzysten bei Dialysepatienten

Typ 2.1: AD

Typ 1: in 80% der sporadischen Formen Veränderungen des VHL-Gens 3p25
Typ 2.1: VHL 3p26 (Del 3p-, t(3;8), t(3,7), Trisomie 7
Typ 2.2: MET 7q13

 

hoher Fettgehalt (gelbe Eigenfarbe), ca. 3-15 cm groß, nimmt gewöhnlich einen Nierenpol ein; Schnittfläche mit Nekrosen, Blutungen, Verkalkungen (bunte Schnittfläche)

Ausgang vom Epithel der Tubuli oder Sammelrohe, in > 80% klarzelliges NZK (daher alte Bezeichnung "Hypernephrom" nicht korrekt; Zytoskelett: epitheliale (Keratin) und mesenchymale (Vimentin) Anteile.

Klarzelliger Typ (80%):
immunhistochemische Merkmale proximaler Tubuli; große Zellen mit hellem Zytoplasma (großer Glykogengehalt; daher pflanzenzellartig); kleine Kerne, chromatinreich, mäßig polymorph, wenige Mitosen (solides Wachstumsmuster); 97% VHL-Gen (3p-)

Chromophiler Typ = papillärer Typ (10%)
immunhistochemische Merkmale proximaler Tubuli; baso- oder eosinophiles Zytoplasma, tubulopapilläres Wachstumsmuster; multipel, Satellitentumoren (+7, +17, -4, t(x;1))

Chromophober Typ (5%)
immunhistochemische Merkmale Sammelrohr-Schaltstücke; abgeleitet von Ureterknospe; transparentes feinretikuläres Zytoplasma, solides Wachstumsmuster; nur keratinhaltiges Zytoskelett; günstigere Prognose (-1, -2, -10, -13, -17, -21)

Spindelzelltyp (1%)
spindelige, proliferationsaktive Tumorzellen; sarkomartiges, aggressives Wachstum; Expression von Vimentin und Keratin, A-CAM und Desmoglein. Schlechte Prognose.

Bellini-Gang-Typ
Sammelrohrhauptzellen imitierendes Ca, v.a. in Markzone, starke Invasivität, schlechte Prognose

pT1 Tumor < 7 cm auf Niere begrenzt
pT2 Tumor > 7 cm auf Niere begrenzt
pT3a Tumorinfiltration innerhalb der Gerota-Faszie (Nebenniere, perirenales Gewebe)
pT3b makroskopischer Veneneinbruch
pT3c makroskopische Tumorausbreitung oberhalb des Zwerchfells
pT4 Tumorinfiltration außerhalb Gerota-Faszie

pN1 solitäre Lymphknotenmetastasen
pN2 multiple Lymphknotenmetastase

nach Flocks:

St. I: Tumor innerhalb der Nierenkapsel (40-45%)
St. II: Tumor durchbricht Nierenkapsel, aber noch innerhalb der Gerota-Faszie (10-20%)
St. IIIA: Tumor infiltrier Nierenvene oder V. cava (20%)
St. IIIB: Befall regionaler Lymphknoten
St. IIIC: St. IIIA+B
St. IVA: Infiltration benachbarter Organe (außer Nebennieren) (20-30%)
St. IVB: Fernmetastasen

  • in 30% der Fälle bereits bei Erstdiagnose Fernmetastasen
  • Tumoren < 3 cm Durchmesser sind nur selten metastasiert
  •  25% hämatogene Fernmetastasen in Lunge (50%), Knochen (30%), Leber (33%), Nebennieren (19%), kontralaterale Niere (11%), Gehirn (6%)
  • 35% lymphogen
  • Spätmetastasen nach 10 Jahren möglich

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

  1. Nierendiagnostik: (Farbdoppler-)Sonographie und Angio-CT sind Methode der Wahl, evtl. ev. ergänzende Arteriographie (s.u.)
  2. Metastasensuche: Röntgen-Thorax (Rundherd?), Skelettszintigraphie, Abdomen-Sono, CT von Leber und Gehirn
  3. Feinnadelbiopsie nur in Ausnahmefällen (keine OP, metastasierender Tumor)

 

  1. bei jeder Makrohämaturie: Zystoskopie noch während Blutung (zur Klärung der Seitenlokalisation)
  2. (Farbdoppler-)Sonographie
  3. Angio-CT sind Methode der Wahl
  4. ev. ergänzende Arteriographie (erhöhte Vaskularisierung des Tumors, Nachweis Tumoreinbruch in V. renalis und V. cava inferior)
  5. Metastasensuche:
    - Röntgen-Thorax (Rundherd?)
    - Skelettszintigraphie
    - Abdomen-Sono
    - CT von Leber und Gehirn

  1. erhöhte BSG
  2. Anämie oder Polyglobulie
  3. ev. erhöhter Reninspiegel, Hyperkalzämie
  4. AP-Bestimmung (STAUFFER-Syndrom?)
  5. ev. Nachweis des Tumormarkers "Tumor-M2-PK" (Pyruvatkinase)

 

engmaschige Kontrolle mit Sonographie Abdomen, Rö-Thorax und ggf. NMR Abdomen/ CT-Thorax, initial alle 3 Monate, nach 2 Jahren alle 6 Monate, nach 5 Jahren jährlich

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

1.

60% der NZK sind asymptomatische sonographische Zufallsbefunde

2.

keine typischen Frühsymptome; alle Symptome spät und fakultativ

3.

15% unklares Fieber oder subfebrile Temperaturen (Tumornekrose)

4.

40% Flankenschmerzen

5.

35% Gewichtsverlust, 25% Anämie

1.

50-60% Hämaturie (bei Einbruch in Nierenbecken)

2.

45% palpabler Tumor bedeutet i.d.R. Inoperabilität

3.

Varikozele des linken Hodens (bei Tumoreinbruch in linke V. renalis)

4.

Bei Einbruch in V. cava: V. cava-Thrombose

1.

Hyperkalzämie (PTHrP)

2.

Hypertonie (Renin)

3.

10% Polyglobulie (Erythropoetin)

4.

STAUFFER-Syndrom (Leberfunktionsstörung mit Hepatomegalie, erhöhter AP und Gamma-GT; Albumin, Quick, Prothrombin vermindert)

Symptome der Metastasen

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

Spontanverlauf im metastasierten Stadium:

  • 0,3% Spontanremissionen
  • 25% 1-Jahres-Überlebensrate
  • 4% 3-Jahres-Überlebensrate
  • 2% 5-Jahres-Überlebensrate

 

5-Jahres-Überlebensraten:

St. I: 70-80%
St. II: 50-65%
St. IIIA: 25-50%
St. IIIB: 5-15%
St. IV: < 5%

bei papillären Formen etwas besser

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

der Hämaturie, v.a. Nephrolithiasis (auch bei Nierenzellkarzinom Koliken möglich), Nierenentzündung, Niereninfarkt, Nierenembolie, Nierentrauma, Nierentuberkulose, hämorrhagische Diathese

des Flankenschmerzes

der Raumforderung:

 

 
 Therapien
 

Nierenzellkarzinom T1-T3 M0:

1.

transabdomineller Zugang

2.

en-bloc-Entfernung von Tumor und Niere mit perirenaler Fettkapsel, Nebenniere und Harnleiter, Spermatika-/Ovarialgefäße

3.

Ausräumung aller parakavalen/ paraaortalen Lymphknoten /regionäre Lymphadenektomie)

4.

ev. Ausräumung von Tumorzapfen aus der Vena cava, ev. Kavamanschettenresektion und anschließende Protheseninterposition

5.

Entfernung solitärer Fernmetastasen (Lunge, Leber)
Extirpation des Primärtumors führt häufig zu einer Regression der Sekundärtumoren

6.

evtl. bei kleinen peripher in der Nierenrinde gelegenen Tumoren (insbesondere bei Einzelniere) organerhaltende Tumorresektion (T1 bis max. 4 cm)

T4: palliative Embolisation in A. renalis

1.

kein kurativer Effekt: max. 20% Ansprechrate

2.

20% der metastasierenden NZK sprechen auf Immuntherapie mit IL-2, Interfon und 5-FU an

FIRST LINE:

  • kombinierte Immuntherapie (IL-2 + IFN-alpha) im Rahmen des Nationalen Tumorporjektes Nierenzellkarzinom (NTP-N)
  • alternativ: kombinierte Immuntherapie nach Negrier: Interleukin-2 18 MIE/m2/d, d1-5 und d12-16 c.i.v. + Interferon alpha 6 MIE s.c. 3x/Woche, Wiederholung d21, anschließend IL-2 18 MIE/m2/d, d 1-5 .i.v., alle 21d, 4 Zyklen
  • Interferon alpha-Monotherapie nach Ritchie: IFN alpha 10 MIE s.c. 3x / Woche

SECOND LINE:

  • kombinierte Therapie nach Falcone: Floxuridin (FUDR) 0.1 mg/kg/d c.i.v., d 1-14, Wiederholung d 29 + Interferon alpha, 10 MIE s.c. 3x/Woche
  • Vinblastin 6 mg/m2/d, i.v., 1x/Woche

kein kurativer Effekt

Impfstoffe gegen NZK

 

 
 Referenzen
 

Herold 2003, S. 540-541.

Müller 2002, S. 261-263.

Mertelsmann 2002, S. 686-691.

 

 

 

Studien im Rahmen des "Nationalen Tumorprojektes Nierenzelkarzinom (NTP-N)"
 Prof. Dr. Jakse
 RWTH Aachen
 Pauwelsstr. 30
 52057 Aachen
 0241/8089377
 0241/8888441
 Stand: 01.07.2002

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

09.10.2002

Tobias Schäfer (Editor)

Andreas Stefan Welker, 06.01.2004

Matthias Wuttke, 19.01.2004

Tobias Schäfer, 01.05.2003

 

PRELIMINARY

Lizenz für freie Inhalte

 
 Kommentare
 
 
  Andreas Stefan Welker schrieb am 06.01.2004 um 17:33 Uhr:
 

Artikel ist sehr gut. Ich finde, dass die Formulierungen nicht zu nah am Herold orientiert sind.
Schöne Übersicht über das Thema.

 
  Matthias Wuttke schrieb am 19.01.2004 um 12:41 Uhr:
 

Hallo!

Auch mir gefällt der Artikel sehr gut. Er ist ausführlich und lässt wohl für Leute, die einen Überblick wollen, nichts offen. Auch die meisten Detailfragen werden wohl beantwortet, und zumindest ich möchte nicht mehr über das Nierenzellkarzinom wissen... ;-)

Ich habe noch einen kleinen Rechtschreibfehler korrigiert, und vielleicht schaust Du noch mal bei "Risikofaktoren" nach, ob "Obesitas" richtig ist. (Wenn ja, was ist das?)

Viele Grüße
Matthias

 
  Matthias Wuttke schrieb am 19.01.2004 um 12:42 Uhr:
 

Nichts zu beanstanden. ;-)

 
 

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