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Morbus Whipple
 

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Auf einen Blick
 

Autor

Andreas Stefan Welker
 

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 Einleitung
 

Whipple-Krankheit

lipophage Intestinalgranulomatose

Lipodystrophia intestinalis

intestinale Lipodystrophie

Whipple´s disease

lipophagic intestinal granulomatosis

intestinal lipodystrophy

K90.8

chronisch-rezidivierende Multisystemerkrankung durch Tropheryma whippelii

 

 

 
 Epidemiologie
 

 

seltenes Vorkommen

 

30-60 Jahre

bevorzugt Männer (ca. 8:1)

Kaukasier

Herkunft und Übertragungsweg unbekannt; Mensch-zu-Mensch-Übertragung bisher nicht beschrieben

unbekannt

 

 
 Pathologie
 

bakterielle Infektion

grampositives Bakterium (Tropheryma whippelii): opportunistisches, grampositives, pleomorphes Stäbchen mit geringer Pathogenität aber hoher Infektiosität

50-jährige männliche Kaukasier

 

bisher noch unbewiesene Theorien:

  • hereditärer Makrophagendefekt
  • verminderte Produktionskapazität für aktiviertes Lymphozyten-Interferon-γ

ÖGD (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie): Erosionen; gelblich-weißliche Plaques

Duodenalbiopsien:

  • Makrophageninfiltration (PAS-positive Glycoproteine = SPC-Zellen engl. sickle particle-containing cells) in Mucosa
  • verquollene Zotten; atrophisches Epithel; weite, gestaute Lymphgefäße

Elektronenmikroskopie:

  • stäbchenförmige Bakterien; SPC-Zellen

  • Invasion des Erregers in intestinale Schleimhaut und Verursachung eines Lymphstaus (dadurch bedingte Malabsorption)
  • Dissemination über Blut- und Lymphbahn (Vorliebe des Erregers für Herz, Gehirn und Gelenke)

  • 1907 Erstbeschreibung (Vermutung einer infektiösen Genese)
  • 90 Jahre später erster PCR-Nachweis bakterieller RNA

 

 
 Diagnostik und Workup
 

Nachweis des Bakteriums durch PCR

Duodenal- und Dünndarmbiopsien

z.T. ausgeprägter Gewichtsverlust optisch wahrnehmbar (Hautfalten)

CT: vergrößerte paraaortale und retroperitoneale Lymphknoten (deshalb z.T. Fehldiagnose Tumor)

Herzechographie: bei Herzbeteiligung Klappenfehler sichtbar

durch Klappenfehler (spätes Stadium) Veränderungen der elektrischen Aktivität möglich

Anämie

evtl. Leukozytose

Befundkonstellation eines Malabsorptionssyndroms [K90.9]

Duodenalbiopsien: PAS-Färbung und PCR (hochkonservierte Sequenzen der 16S-rRNA)

Nachweis von Erregern ausserhalb von Makrophagen = hohe Aktivität

78% pathologischer D-Xylose-Test (Differenzierung Malabsorption/-digestion)

18% pathologischer Vit. B 12 (Schilling-) Resorptionstest

90% erniedrigtes Beta-Karotin

Kontrollbiopsien zur Therapieüberwachung (nicht obligat)

keine

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

bräunliche Hautpigmentierung (vermutlich durch erregerhaltige Makrophagen)

1.

Gewichtsverlust 5-15 kg (95%)

2.

Gelenkschmerzen (z.T. schon 3-24 Jahre vor den intestinalen Symptomen): wandernde Arthralgien der grossen Gelenke; Polyserositis

3.

Unwohlsein

4.

Anämie (occulte intestinale Blutungen/Malabsorption)

1.

Diarrhoe (78%) wässrig/fettig

2.

Abdominalschmerzen (60%)

1.

Kachexie

2.

kardiale Manifestation (Klappenfehler)

3.

neurologische Manifestation (Demenz) =>prognostisch ungünstig, besonders nach partieller Remission

ZNS (5-10%):

  • okulomastikatorische oder okulo-facio-skeletale Myorhythmue
  • supranukleäre vertikale Blickparese
  • Demenz
  • Hypersomnie
  • Krampfanfälle, Myoklonien, Ataxie

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 klassische Stadien I-III (siehe Symptome und Befund)

die Einteilung ist jedoch nicht bei jedem Patienten nachzuvollziehen; z.T. können auch Stadien übersprungen werden, nebeneinander auftreten oder eine andere Reihenfolge haben

z.T. jahrelanger Vorlauf

Demenz; Rückfall (z.T. Jahre nach Behandlung) mit Demenz/Todesfolge

 bei Therapie gut, solange keine neurologischen Symptome auftreten

ohne adäquate Therapie letal

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

1.

Mykobakterium avium-intracellulare (MAI-) Infektionen des Dünndarms bei AIDS-Patienten; Tropheryma whipplii ist jedoch Ziehl-Neelsen-negativ

2.

andere bakterielle Darminfektionen: meist andere Symptome

 

 
 Therapien
 

1.

1 Jahr hochdosierte Gabe von Trimethoprim/Sulfamethoxazol (Chloramphenicol 2. Wahl)

2.

initial parenterale Gabe von Amoxicillin / Cephalosporin 3. Generation (liquorgängig), danach 1-2 Jahre Cotrimoxazol

3.

bei Erregerpersistenz Versuch einer Interferontherapie

a)

auch nach Therapie Vorhandensein PAS-positiver Zellen möglich

b)

Rückfälle / neurologische Symptome können noch Jahre nach erfolgreicher Therapie auftreten

c)

PCR kurz nach Therapiebeginn negativ, aber Erreger persistieren noch (deshalb 1-2 Jahr therapieren)

 

 
 Referenzen
 

Harrison 2001

Herold 2003

Kayser 1998

TIM 1999

Bühling 2000

Reuter 2001

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Andreas Stefan Welker

14.12.2003

Tobias Schäfer (Editor)

Matthias Wuttke, 20.12.2003

Wibke Janzarik, 18.12.2003

 

PRELIMINARY

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 Kommentare
 
 
  Matthias Wuttke schrieb am 20.12.2003 um 09:05 Uhr:
 

Dieser Artikel ist sehr ausführlich und wirklich gelungen. Nicht die geringste Kleinigkeit ist zu beanstanden. So viel wollte ich (persönlich) über M. Whipple eigentlich gar nicht wissen... ;-)

 
 

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