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Distale Humerusfrakturen
 

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Einleitung
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Auf einen Blick
 

Autor

Wibke Janzarik
 

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 Einleitung
 

 

 

 

 

 

 

 
 Epidemiologie
 

Die suprakondyläre Humerusfraktur ist die häufigste ellenbogengelenknahe Verletzung im Wachstumsalter (50-60%); davon sind 98% Extensionsfrakturen und nur 2% Flexionsfrakturen. Der linke Ellenbogen ist häufiger betroffen.
Die zweithäufigste Ellenbogengelenksverletzung im Kindesalter ist die Fraktur des Condylus radialis humeri (10-15%).

 

 

Die Epicondylus-ulnaris-Fraktur betrifft überwiegend Kinder zwischen 9 und 15 Jahren, die Fraktur des Condylus ulnaris humeri häufiger ältere Jugendliche, die Fraktur des Condylus radialis humeri Kinder zwischen 4 und 8 Jahren.

 

 

Das Verhältnis von Bandstabilität zur Widerstandsfähigkeit des Knochens ist beim Kind einem altersmäßigen Wechsel unterworfen. Während zwischen dem 7. und 10. Lebensjahr häufiger Frakturen gefunden werden, überwiegen jenseits dieses Alterszeitraumes die Luxationen vom mittleren zum dorsalen Drittel.
Beide Epikondylen stellen Traktionsepiphysen, d.h. Apophysen, dar und sind nicht am Längenwachstum des Humerus beteiligt. Ein Ausriss des Epicondylus ulnaris ist zu 2/3 Begleitverletzung einer Ellenbogenluxation.

 
 Pathologie
 

 

 

 

Es handelt sich bei den suprakondylären Frakturen häufig um extraartikuläre Biegungsbrüche, die beim Sturz auf den gebeugten Ellenbogen auftreten. Längsstauchung führt zu Y-förmigen Brüchen bis zur Zertrümmerung des Gelenkkörpers. Der Ausriss des Epicondylus ulnaris (meist Begleitverletzung bei Ellenbogenluxation) geschieht typischerweise durch Valgusstress.

 

 

Die extraartikulären Frakturen (A) umfassen die Abrissfrakturen (Epicondylus radialis und ulnaris, A1), die einfachen metaphysären Brüche (A2) und die metaphysären Mehrfragmentbrüche (A3). B-Frakturen sind partielle Gelenkfrakturen, d.h. laterale (B1) und mediale (B2) Kondylenbrüche, sowie Abscherbrüche des Capitulums (B3). Unter C-Frakturen werden die vollständigen Gelenkfrakturen zusammengefasst, d.h. einfache artikulär-metaphysäre Frakturen (C1), einfache artikuläre und metaphysäre Mehrfragmentfrakturen (C2) und artikuläre Mehrfragmentbrüche (C3).

Typische kindliche distale Humerusfrakturen:

  • suprakondyläre Humerusfraktur
  • Epicondylus-ulnaris-Fraktur
  • Fraktur des Condylus ulnaris humeri
  • Fraktur des Condylus radialis humeri

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

 

Bewegungseinschränkung im Ellenbogengelenk und typische Frakturzeichen. Das positive Fettkörperzeichen (sichtbare Vorwölbung der ventralen oder dorsalen Gelenkkapsel) ist ein indirektes Frakturzeichen.

Bei den kindlichen Frakturen:

  • suprakondyläre Humerusfraktur: Die Dislokation weist neben den typischen Frakturzeichen meist eine Antekurvationsfehlstellung, eine Seitverschiebung und einen Rotationsfehler auf. Durch die Fragmentverschiebung besteht die Gefahr einer Schädigung der A. radialis und der Nn. medianus und radialis.
  • Epicondylus-ulnaris-Fraktur: Schwellung und Bewegungseinschränkung
  • Fraktur des Condylus ulnaris humeri: Schwellung und schmerzhafte Bewegungseinschränkung evtl. verbunden mit einer Fehlstellung.
  • Fraktur des Condylus radialis humeri: diskrete klinische Symptomatik

Röntgenaufnahmen a.p. und in 2 zusätzlichen Ebenen (je 45° versetzt), um mögliche Trochlea- oder Capitulum-humeri-Absprengungen nicht zu übersehen. Evtl. sind auch Schichtaufnahmen erforderlich. Eine intraartikuläre Spiegelbildung auf der seitlichen Aufnahme ist ein Hinweis auf ein Lipohämarthros.
Bei der Beruteilung der Röntgenbilder im Kindesalter ist die Kenntnis der Ossifikationszentren wichtig. Das Capitulum ossifiziert als erstes zwischen dem 1. und 2. Lebensjahr (Epicondylus medialis im 4. Lebensjahr, Radiusköpfchen 5. Jahr, Trochlea 8. Jahr, Olekranon 9. Jahr, Epicondylus lateralis 10. bis 11. Jahr) und fusioniert mit dem Humerusschaft um das 14. Lebensjahr. In unklaren Fällen ist ein Seitenvergleich mit der Gegenseite hilfreich; MRT und CT nur in Ausnahmefällen.
Die radiologischen Linien erleichtern die Diagnostik von Fehlstellungen:

  • Radiokapituläre Linie: Die Linie durch die Längsachse des Radius trifft die Mitte des Capitulums.
  • Anterohumerale Linie: Die Tangente zur anterioren Begrenzung des Humerus und der Spitze der Fossa coronoidea schneidet das Capitulum am Übergang zur dorsalen Hälfte des mittleren Drittels.
  • Die Begrenzungslinie der Fossa coronoidea schneidet den vorderen Anteil des Capitulums.

 

Pulskontrolle obligat wegen möglicher Verletung der A. brachialis. Außerdem exakte Kontrolle der sensiblen und motorischen Nervenfunktion wegen Verletzungsmöglichkeit der Nn. ulnaris, radialis und medianus.

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

 

Bei dislozierten Epicondylus-ulnaris-Frakturen, die nicht adäquat behandelt werden, kommt es zur Ausbildung einer Pseudarthrose mit den möglichen Spätfogen einer Irritation des N. ulnaris sowie einer chronischen medialen Instabilität.
Bei der Fraktur des Condylus radialis humeri kann es ebenfalls zu Pseudarthrosenbildung mit Dislokation des peripheren Fragmentes nach proximal radial kommen. Die Folge ist eine schwere Valgusfehlstellung des Ellenbogens mit der Gefahr der späteren N.-ulnaris-Irritation.

Während sich die Antekurvationsfehlstellung bei Kindern ausgleichen kann, bedeutet ein Rotationsfehler eine Flexionsfehlstellung und Cubitus varus.

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

 

 

 
 Therapien
 

Nur in Ausnahmefällen bei gering dislozierten Frakturen.

Bewegungsstabile Osteosynthese mittels Plattenosteosynthese, Schrauben oder Zuggurtung, um eine funktionelle Nachbehandlung mit sofortiger Bewegung des Ellenbogengelenks zu ermöglichen.

  • suprakondyläre Humerusfraktur: Die Behandlung richtet sich nach der Dislokation der Fraktur. Liegt eine rotationsfehlerfrei, nahezu undislozierte oder lediglich antekurvierte Fraktur vor, so wird konservativ behandelt. Die Ruhigstellung erfolgt in der Blount-Schlinge oder einem Oberarmgips. Bei primär nachgewiesenem Rotationsfehler erfolgt die geschlossene Reposition der Fraktur durch Längszug, manuelle Beseitigung der Seitverschiebung und Ausgleich der Rotationsfehlstellung in der überwiegenden Zahl durch Pronation. Anschließend Stabilisierung durch Kirschner-Drähte.
  • Epicondylus-ulnaris-Fraktur: Nicht verschobene Verletzungen und bis zu 2 mm dislozierte Frakturen werden konservativ für 3 Wochen mit Oberarmgips behandelt. Dislozierte Frakturen mit Seitenbandinstabilität werden mittels Zuggurtungs- oder Schraubenosteosynthese stabilisiert.
  • Fraktur des Condylus ulnaris humeri: Undislozierte Frakturen werden konservativ im Oberarmhips behandelt. Dislozierte Frakturen werden primär mittels Kompressionsschrauben fixiert. Die postoperative Ruhigstellung erfolgt im Gipsverband für 4 Wochen. Die Metallentfernung wird zwischen der 6. und 12. Woche nach Operation vorgenommen.
  • Fraktur des Condylus radialis humeri: Undislozierte Frakturen werden konservativ in einem Gipsverband behandelt. 4 Tage nach Unfall wird ein Röntgenkontrolle durchgeführt. Bei zunehmender Dislokation erfolgt die Operation. Bei dislozierten Frakturen erfolgt die offene Reposition und sog. "wasserdichte" Osteosynthese mittels Zugschraube oder Spickdraht.

 

 
 Referenzen
 

Henne-Bruns 2003, S. 1138 ff.

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Wibke Janzarik

15.05.2003

 

 

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