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Morbus Rendu-Osler
 

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Einleitung
Epidemiologie
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Auf einen Blick
 

Autor

Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

Morbus Osler

Morbus Osler-Rendu-Weber

ORW-Erkrankung

hereditäre hämorrhagische Teleangiektasien, Typ 1

hereditäre hämorrhagische Teleangiektasien, Typ 2

HHT1

HHT2

Osler Weber Rendu disease

I78.0

seltene, autosomal-dominant vererbte Erkrankung mit erhöhter Blutungsneigung und Hämorrhagien aufgrund von Teleangiektasien

 

 

 
 Epidemiologie
 

 

seltene Erkrankung

Manifestation manchmal im Kindesalter (Blutungen), häufiger in der Pubertät / Erwachsenenalter; ab 50 Jahre v.a. als GIT-Blutung

 

M = F

keine ethnologische Bevorzugung

 

 
 Pathologie
 

 

Blutgruppe 0; im Sommer oft ausgeprägtere Blutungen als im Winter (dixit cand. med. T. Schäfer)

AD, Homozygotie wahrscheinlich letal; unterschiedliche Penetranz von minimalen Läsionen ohne Blutungsepisoden

187300

9q34.1

Pathogenese unklar, zwei mögliche Gene:

  • Endoglin
  • Activin receptorlike kinase Typ I (ALK-1)

Beide Gene kodieren für Proteine, die als Typ III bzw. Typ I-Rezeptor des Transforming growth factor β (TGF-β) fungieren und ausschließlich auf vaskulären Endothelzellen exprimiert werden. Die Bindung von TGF-β an den Typ II TGF-β-Rezeptor ist bei der Anwesenheit von Endoglin beschleunigt und führt zu einer Phosphorylierung des Typ I TGF-β-Rezeptors, der activin receptorlike kinase Typ 5 (ALK-5) und ALK-1.
Phosphoryliertes ALK-5 und ALK-1 aktivieren in der Signalkaskade Smad2/3 bzw. Smad1/5. Diese Proteine dissoziieren vom Rezeptor, binden an Smad4 und gelangen in den Kern, wo sie die Transkription verschiedener Gene, die in den Prozess der Angiogenese involviert sind, regulieren.
Die Balance zwischen den beiden Signalwegen von ALK-5 und ALK-1 scheint für den Verlauf der Angiogenese entscheidend zu sein.

Mutationen der Gene von Endoglin und ALK-1 spielen sowohl bei der HHT Typ 1 und HHT Typ 2 eine Rolle. Verschiedene Mutationen (mindestens 29 im Endoglin- und 17 im ALK-1-Gen) wurden beschrieben, einschließlich Missense-, Nonsense- und Frameshift-Mutationen. Der genaue Mechanismus, der zu den vaskulären Anomalien führt, ist nach wie vor unklar.



siehe auch beiliegender Vortrag vom 23.06.2004

 

Hautbiopsie manchmal zur Bestätigung der Diagnose hilfreich: dilatierte Kapillaren und Blutgefäßneubildung in der oberflächlichen Kutis; in der Dermis verdickte Gefäßwand der dilatierten Gefäße

 

 
 Diagnostik und Workup
 

Curacao-Kriterien:

  • Epistaxis: spontanes, remittierendes Nasenbluten
  • Teleangiektasien: multipel, v.a. Lippen, Mundhöhle, Finger, Nase
  • Viszerale Läsionen: GIT-Teleangiektasien, pulmonale, hepatische, zerebrale und spinale AVM
  • positive Familienanamnese: Verwandte 1. Grades mit HHT nach diesen Kriterien

Die Diagnose des HHT ist definitiv mit 3 Kriterien, möglich mit 2 Kriterien und unwahrscheinlich mit weniger als 2 Kriterien

Screening auf PAVM (funktional oder Bildgebung) sowie CAVM (MRT) empfohlen

 

Röntgen-Thorax, Angiographie, CT und/oder MRT

oft mikrozytäre hypochrome Eisenmangelanämie, Thrombozytopenie

erhöhte Transaminasen möglich

ev. unbestimmte Koagulationsstörung und erhöhte fibrinolytische Aktivität (Bedeutung für Blutungen unklar)

Hämaturie möglich

Blutiger Stuhl möglich

 

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

1.

95% wiederholte Epistaxis (Nasenbluten)

2.

Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.

Telangiektasien:

    1 Jahr nach dem ersten Nasenbluten
  • nicht vor der Pubertät, meist zwischen 20 und 40 Jahren, ganz selten im Kindesalter
  • als dunkelrote Linien oder Punkte, pulsierende vaskuläre Papeln; seltener sternförmige, 1-3 mm Durchmesser große Läsionen oder nichtpulsierende Teleangiektasien wie bei Spider nävi
  • Prädilektionsstellen: Gesicht, Lippen, Ohren, Konjunktiven, Stamm, Unterarm, Hände und Finger; Nagelbett

3.

Schleimhäute: immer beteiligt, variabler Befall von gastrointestinalen, respiratorischen und urogenitalen Schleimhäuten; einschließlich Nasenseptum, Mundhöhle und Nasopharynx (Nasenbluten)

4.

Pulmonale arteriovenöse Anastomosen (PAVM) mit Fistelbildung: Dyspnoe, Zyanose; 3 Folgen:

  1. rechts-links-Shunt mit hämodynamischer Wirkung
  2. fehlender Kapillarbettfilter: Hirnabszesse möglich
  3. fragile Gefäße: Hämorrhagien

5.

Leber (HAVM): Hepatomegalie und Leberzirrhose möglich, ebenso Splenomegalie

6.

ZNS: arteriovenöse Malformationen (CAVM) mit Parästhesien, Epilepsien, Steal-Effekt auf Umgebung möglich

7.

Schwangerschaft bei Patienten mit pulmonalen arteriovenösen Malformationen: Pulmonale Hämorrhagien mit möglicherweise letalem Ausgang für Mutter und/oder Fetus

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

ca. 1/3 milder, 1/3 mäßiger und 1/3 schwerer Verlauf

 

meist gute Prognose, abhängig vom Grad der systemischen Beteiligung (insbesondere Lunge, Leber, ZNS)

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

1.

Angiokeratoma corporis diffusum (Fabry-Syndrom)

2.

Systemische Sklerodermie

3.

Spider-Nävi bei chronischem Alkoholkonsum

4.

CREST-Syndrom: Calcinosis Cutis, Raynaud-Syndrom, Ösophagusmotilitätsstörungen, Sklerodaktylie und Teleangiektasien

 

 
 Therapien
 

bei leichten Formen keine Therapie notwendig

Kautheterisierung, Laserchirurgie (Nd-Laser)

ggf. Nasenseptum-Hauttransplantation aus dem unteren Stamm

ggf. Silikonballontamponade, Embolisation (ohne Metall-Coil)

1.

bei schwersten Formen ev. Östrogentherapie, prothrombosierender Effekt (1 randomisierte Studie), ggf. andere thrombogene Substanzen

2.

symptomatische Therapie der Anämie mit Eisengabe und ggf. Bluttransfusionen

3.

Restriktion der Aktivität bei Blutungen und schwerer Anämie

4.

bei PAVM Antibiose vor bakteriämischen Eingriffen empfohlen

 

 
 Referenzen
 

 

van den Driesche S 2003

Azuma 2000

Fonsatti E 2004

 

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

18.06.2004

Tobias Schäfer (Editor)

Wibke Janzarik, 24.06.2004

 

PRELIMINARY

Lizenz für freie Inhalte

 
 Kommentare
 
 
  Wibke Janzarik schrieb am 24.06.2004 um 08:43 Uhr:
 

artikel nett, insb. foto ;-)
2 fragen:
1) wo ist beiliegender vortrag?
2) warum östrogentherapie?
gruss, w.

 
  Tobias Schäfer schrieb am 24.06.2004 um 10:08 Uhr:
 

prothrombogene Wirkung, Artikel ergänzt. Vortrag ist angefügt, muss aber noch programmiert werden.

 
 

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