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Panikstörung
 

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Helmar Weiss
 

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 Einleitung
 

episodisch paroxysomale Angst

 

F41.0 Panikstörung ( episodische paroxysomale Angst)

F41.00 mittelgradig

F.41.01 schwer

F41.1 Panikattacke

wiederholte Panikattacken, die situations-unabhängig auftreten, dazwischen Angstfreiheit

Angstneurose [Hofmann 2001]

 

 
 Epidemiologie
 

 

1-3% in der Bevölkerung, 3-8% im Patientengut eines Allgemeinmediziners (US-Daten)

 

bimodal: späte Adoleszenz und Mitte 30er

F : M = 2 : 1

 

 

 
 Pathologie
 

 

Es scheint bei Panikstörungen eine genetische Disposition zu geben.

 

Konfliktmodell:

Ein Grundgedanke der psychoanalytischen Neurosenlehre ist es, dass alle Symptombildungen dazu dienen, konflikthafte Bestrebungen oder Einstellung innerhalb eines Individuums im Sinne eines Kompromisses zu versöhnen, bzw. auszubalancieren [Lenz 2002] . Dieser Kompromiss stellt das Symptom dar. Das Symptom als missglückter Lösungsversuch ist für den Patienten die zur Zeit beste mögliche Lösung des Problems, auch wenn sie insgesamt suboptimal bleibt. Konfliktinhalt ist z.B. die Abwehr innere unpassender Emotionen wie aggressive, kritische, egoistische, autonome Impulse, die unterdrückt werden müssen. Die Abwehr nicht gewünschter Emotionen, egoistische, aggressive oder sexuelle Impulse führt zu einem massiven Konflikt, welcher Angst macht. Der Patient hat lieber Angst, als dass er sich beispielsweise einem Gewissenskonflikt stellt. [Hofmann 2001]

Eine beliebige auslösende Situation reaktiviert beim Patienten einen infantilen Konflikt. Der Patient versucht nun, im Sinne einer Regression diesen Konflikt den Mitteln zu lösen, die ihm als Kind zur Verfügung standen. Dies führt nicht zur Konfliktlösung sondern zur Verstärkung des Konfliktes, nun muss ein Kompromiss zur Lösung der unerträglich werdenden Spannung gefunden werden. Diesen Kompromiss stellt das Symptom dar. Das Symptom als missglückter Lösungsversuch ist für den Patienten die zur Zeit beste mögliche Lösung des Problems, auch wenn sie insgesamt suboptimal bleibt. Der Kranke gewinnt sowohl primären Krankheitsgewinn (subjektiv), also auch einen sekundären Krankheitsgewinn wie zum Beispiel einen Rente [Hofmann 2001].

ethologisches Modell nach BOWLBY

psychobiologisches Modell

Teufelskreismodell

Es besteht eine positive Rückkopplung zwischen körperlichen Symptomen, deren Assoziation und der daraus resultierenden Angst. Man kann sich dies als Kreislauf vorstellen, in dem man an jeder Stelle eintreten kann. Eine leichte Auslösbarkeit von Angstanfällen aufgrund eines allgemein hohen Anspannungsniveaus soll auch gegeben sein (Stressmodell). Beispiel: Herzrasen -> Gefahr -> Angst -> gesteigertes Herzrasen -> gesteigerte Angst usw.

Neurobiologische Konzepte der Angst

Diese Thesen beruhen auf der Tatsache, dass Anxiolytica auf das GABAerge, bzw. noradrenalinerge und serotoninerge System wirken.

Anatomisch gesehen spricht man limbischem System und Locus coeruleus eine Bedeutung zu; im Fall der Panikattacke soll das Stammhirn von Bedeutung sein [Hofmann 2001].

Man kann Angstreaktionen durch Stimulation des NOR-Systems steigern: CO2-Inhalation, Natriumlaktatinfusion, Yohimbin-Gabe).

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

Kriterien nach dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4. Auflage:

A. Situations-unabhängig auftretende, unerwartete, wiederholte Panikattacken, definiert als eine Periode von intensiver Furcht oder Dyskomfort, mit mindestens 4 der folgenden Symptome (mindestens eines der ersten 4?):

  1. Herzklopfen
  2. Schweißausbrüche
  3. Zittern
  4. Mundtrockenheit
  5. Atembeschwerden
  6. Beklemmungsgefühl
  7. Brustschmerz
  8. Palpitationen
  9. Übelkeit
  10. Schwindelgefühl
  11. Unwirklichkeitsgefühl (Derealisaiton, Depersonalisation)
  12. Angst vor Kontrollverlust
  13. Angst zu Sterben
  14. Hitzegefühl
  15. Kälteschauer
  16. Gefühllosigkeit
  17. Kribbeln

B. mindestens eine solche Panikattacke muss gefolgt sein von einem oder mehreren Monaten andauernden:

  • persistierenden Sorgen um weitere Attacken
  • Sorgen über die Implikationen oder Konsequenzen der Attacken
  • klinisch signifikante Verhaltensänderung aufgrund der Panikattacken

C. Ausschluss von

  • Panikattacken aufgrund des direkten physiologischen Effektes von Drogen, Medikamenten oder anderen medizinischen Erkrankungen (z.B. Hyperthyreose
  • Panickattacken aufgrund anderer mentaler Störungen, beispielsweise sozialer oder spezifischer Phobien, posttraumatische Belastungsreaktionen oder Angst vor Trennung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

1.

allgemeine Reizbarkeit, gesteigerte Erregung, Überempfindlichkeit gegen Geräusche,Schlaflosigkeit

2.

Ängstliche Erwartung

3.

Angstanfälle

4.

Vegetative Äquivalente, s.o.

5.

Nächtliches Aufschrecken

6.

Schwindelanfälle bis zur Ohnmacht

7.

Phobische Phänomene

8.

weitere Somatische Beschwerden, s.o.

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

  • dramatische Erscheinung, aber
  • spontane Remissionsrate vorhanden

Verlauf eines Anfalls:

  1. plötzliches Auftreten von Angst und körperlichen Symptomen
  2. Maximum innerhalb von Minuten
  3. Abklingen nach etwa 20 Minuten

  • Übergang in phobische, v.a. agoraphobische Krankheitsbilder
  • chronischer Verlauf

 

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

1.

Angst bei Psychosen, z.B.

2.

Borderline-Persönlichkeit

3.

somatoforme Störungen

1.

Intoxikation; Alkohol-/Drogen-/Medikamentenabusus

2.

Hyperthyreose

3.

Koronare Herzerkrankung

4.

paroxysomale Tachykardie

5.

Hypoglykämie

6.

Phäochromozytom

7.

Temporallappenepilepsie

 

 
 Therapien
 

1.

Antidepressiva als Mittel der 1.Wahl

  1. SSRI
  2. Trizyklische Antidepressiva
  3. MAO-Hemmer (in neueren Reviews nicht mehr aufgeführt
  4. SRNI

1. SSRI:
Nebenwirkungen: Übelkeit, Anorexie, Tremor, Angst, sexuelle Dysfunktion, Schlaflosigkeit

MedikamentStartdosisErhaltungsdosisHWZNebenwirkungen
Fluoxetin10 mg20–60 mglangs.o.
Sertralin25 mg50–200 mgkurzs.o., dünner Stuhlgang
Citalopram10 mg20–60 mgkurzs.o.
Escitalopram10 mg10–30 mgkurzs.o.
Paroxetin10 mg20–60 mgkurzs.o., Müdigkeit, Gewichtszunahme
Paroxetin
(kontr. Freisetzung)
12.5 mg12,5–25 mgkurzs.o.
Fluvoxamin50 mg150–300 mgkurzs.o.

2. Trizyklische Antidepressiva:
Nebenwirkungen: Sedierung, Gewichtszunahme, trockener Mund, Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Verstopfung, Orthostase, verzögerte Erregungsleitung im His-Bündel

MedikamentStartdosisErhaltungsdosisHWZNebenwirkungen
Imipramin10–25 mg100–300 mgkurzs.o.
Nortriptylin10–25 mg75–125 mgkurzs.o.
Desipramin10–25 mg100–300 mgkurzs.o.

4. SNRI:

MedikamentStartdosisErhaltungsdosisHWZNebenwirkungen
Venlafaxin37.5 mg75–300 mgkurzÜbelkeit, Schweissausbrüche, trockener Mund, Unwohlsein, Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, sexuelle Dysfunktion, Bluthochdruck bei Dosen > 300 mg

2.

Benzodiazepine:
Alprazolam und Clonazepam für begrenzte Dauer von Wochen bis Monaten bei häufigen und schweren Panikattacken
Nebenwirkungen: Sedierung, kognitive Verlangsamung, Abhängigkeit

MedikamentStartdosisErhaltungsdosisHWZNebenwirkungen
Clonazepam0,25 mg, 3x tgl. 0,5–1,5 mg, 3x tgl.mittels.o.
Alprazolam0,25 mg, 3x tgl.0,5–1,5 mg, 3x tgl.kurzs.o.
Alprazolam
(verb. Freisetzung)
0,50–1,0 mg, 3x tgl.1–5 mg, 1x tgl.langs.o.
Lorazepam0,25 mg, 3x tgl.0,5–1,5 mg, 3x tgl.kurzs.o.

  1. Informationsvermittlung der Angst
    • Allgemeine Natur der Angst
    • Drei Anteile der Angst: körperlicher Aspekt, Gedanklicher und das Verhalten
    • Teufelskreismodell
    • Stress-Modell
  2. Provokation von Angst (Bewusst machen, dass körperliche Symptome Angst erzeugen: z.B. Hyperventilation)
  3. Identifizieren dysfunktioneller Kognitionen (z.B.: Herzrasen bedeutet Herzinfarkt)
  4. Konfrontationsübungen (Bleiben in der Angstsituation bis zur Erschöpfung)
  5. Entkatastrophisieren, Explorieren der befürchteten Vorstellung, Vorstellungsübungen
  6. Verhaltensexperimente (Angst vor Ersticken: Luft anhalten lassen; die Atmung reguliert sich von selbst)

 

 
 Referenzen
 

Lenz 2002

Hofmann 2001

 

 

http://141.35.2.84/svw/klindiag/teach/material_vl_klin2_panik.htm

 

 
 Editorial
 

Helmar Weiss

30.11.2002

 

Tobias Schäfer, 01.06.2006

 

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