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Gicht
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Einleitung | ||
Synonym |
Arthritis urica |
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Englisch |
Gout |
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monosodium urate crystal deposition disease |
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ICD10 |
M10.9 |
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Definition |
Hyperurikämie (Serum-Harnsäure > 6.4 mg/dl = > 380 μmol/dl, Grenzwert berücksichtigt die Löslichkeitsgrenze von Natriumurat im Plasma) mit klinischen Symptomen. |
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Klassifikationen |
Vorkommen oft i.R. eines metabolischen Syndromes (stammbetonte Adipositas, Glukoseintoleranz oder Diabetes Typ2, Dyslipoproteinämie, essentielle Hypertonie). |
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Epidemiologie | ||
Inzidenz |
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Prävalenz |
Hyperurikämie > 7 mg/dl bei ca. 20% der erwachsenen Männer, bei Frauen Anstieg meist erst nach der Menopause (östrogene haben urikosurischen Effekt). Risiko für Gichtanfall steigt mit Höhe der Hyperurikämie (bei Werten > 9 mg/dl Inzidenzrate ca. 5% pro Jahr).
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Alter |
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Häufigkeitsgipfel |
Bei Männern 30-50 Jahre, bei Frauen 70 Jahre. |
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Geschlecht |
M > F |
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Ethnologie |
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Pathologie | ||
Ätiologie |
1. Primäre Hyperurikämie / Gicht:
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2. Sekundäre Hyperurikämie:
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Risikofaktoren |
Auslösung eines akuten Gichtanfalls durch
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Vererbung |
polygen |
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Pathogenese |
Gesamtgehalt an Harnsäure im Körper ca. 1g, bei Gichtkranken bis > 30g. Täglich fallen ca. 350 mg Harnsäure an (endogener und exogener Purinstoffwechsel), Ausscheidung 2/3 renal, < 1/3 enteral. |
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akuter Gichtanfall: Ist die Synovialflüssigkeit mit Harnsäure übersättigt, so kommt es zum Ausfällen von Urankristallen. Diese werden von Granulozyten phagozytiert, es kommt zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren und Synovitis. |
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Makroskopie |
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Mikroskopie |
Histologischer Nachweis von Uratkristallen in alkoholfixiertem Gewebe, gefärbt in nicht-wässrigen Lösungen (z.B. Giemsa). In wässrigen Lösungen (z.B. HE-Färbung) lösen sich Uratkristalle auf. |
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Diagnostik und Workup | ||
Kriterien |
klin. Manifestation:
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Diagnostik |
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Körperliche Untersuchung |
Im Gichtanfall betroffenes Gelenk gerötet, geschwollen, überwärmt und stark schmerzhaft. |
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Bildgebung |
Röntgen:
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MRT: Tophi in T1-Wichtung relativ geringe homogene Signalintensität, in T2-Wichtung Intensität variabel; nach Gadoliniumapplikation evtl. homogene oder periphere Kontrastmittelaufnahme. |
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Blut |
erhöhter Harnsäurespiegel im Serum |
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Urin |
erhöhte Harnsäureausscheidung im 24h-Sammelurin |
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erhöhter Quotient Harnsäure:Kreatinin im Spontanurin |
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Weitere Diagnostik |
Definitive Diagnosestellung durch Analyse der Synovialflüssigkeit. Uratkristalle können polarisationsmikroskopisch nachgewiesen werden. Durch Zentrifugation wird die Sensitivität erhöht. Nachweis von Uratkristallen im betroffenen Gelenk auch im interkritischen Intervall möglich (bei unbehandelten Patienten und in 70% bei medikamentöser Therapie). Nachweis von Uratkristallen auch in Tophi möglich. |
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Bei chronischer Gicht Nachweis von Weichteiltophi mit Murexidprobe. |
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Nachsorge |
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Meldepflicht |
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Pränataldiagnostik |
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Alle Patienten mit manifester Gicht weisen im Krankheitsverlauf eine Hyperurikämie auf, jedoch kommt es bei vielen Patienten mit Hyperurikämie nicht zu einer Ablagerung von Harnsäurekristallen. Diagnose der Gicht daher durch Nachweis von Harnsäureablagerungen bei entsprechender Klinik. Hyperurikämie wird als Voraussetzung für eine Gicht gewertet, ist alleine jedoch nicht ausreichend für die Manifestation einer Gicht. | ||
Symptome und Befunde | ||
Akuter Gichtanfall: |
Plötzlich (meist nachts) auftretende hochschmerzhafte Monoarthritis (Monoarthritis in >80%, initiale Polyarthritis v.a. bei zugrundeliegender myelo-/lymphoprolif. Erkrankung oder Behandlung mit Cyclosporin). In 60% ist das Grosszehengrundgelenk betroffen (Podagra), ansonsten Sprung-, Knie-, Daumengrundgelenk (Chiragra), bei Altersgicht auch atypische Lokalisation. Das betroffene Gelenk zeigt Rötung, Schwellung und Ueberwärmung, spontane Abheilung nach Tagen bis 3 Wochen. |
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Begleitsymptome: allg. Entzündungszeichen (Fieber, erhöhte BSG, Leukozytose), nicht obligat Hyperurikämie. |
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Chronische Gicht |
Bei primärer Gicht, heute selten i.R einer sek. Gicht bei untherapierten Patienten/schlechter Compliance:
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Verlauf und Prognose | ||
Stadien |
Manifestation in vier Stadien:
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Verlauf |
Akuter Gichtanfall meist nach jahrelanger asymptomatischer Hyperurikämie. Asymptomatische interkritische Phasen sind typisch für Kristallarthropathien. Die interkritischen Phasen sind von variable Dauer. Bei unbehandelter Gicht nächster Anfall meist innerhalb von 2 Jahren; weitere Anfälle meist nach kürzeren Intervallen, bei zunehmender Schwere der Anfälle. Im Verlauf evtl. Uebergang in chron. Polyarthritis (bei unbehandelten Patienten durchschnittlich 12 Jahre nach erstem Gichtanfall) mit asymmetrischen und asynchronen Beschwerden, histolog. Nachweis von Harnsäureablagerungen und radiologisch nachweisbaren Veränderungen. |
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Komplikationen |
renal:
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Prognose |
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Prophylaxe |
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Differentialdiagnosen | ||
1. |
Sekundäre Hyperurikämie |
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2. |
Akute Monoarthritis anderer Genese, z.B reaktive Arthritis, akute septische Arthritis |
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3. |
aktivierte Arthrose |
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4. | ||
5. |
Chondrokalzinose = Pseudogicht (Ablagerung von Calciumpyrophosphatkristallen, betroffen insb. Kniegelenk) |
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6. |
Stressfraktur oder Trauma |
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Bei unklarer Diagnose Gelenkpunktion mit Analyse der Synovialflüssigkeit. | ||
Therapien | ||
Diät |
1. |
Normalisierung des Körpergewichtes (!bei Fasten Anstieg der Harnsäure), viel trinken bei ausreichender Diurese. |
2. |
Purinarme Kost: fleischarm, keine Innereien/ Sardinen/ Fleischextrakt etc. |
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3. |
Verzicht auf Alkohol (Alkoholkonsum führt über eine Laktatazidose zu einer verminderten renalen Harnsäureexkretion und kann Gichtanfall auslösen) |
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medikamentös |
akuter Gichtanfall: |
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1. |
NSAR als Mittel 1. Wahl, z.B. Diclofenac (50-150mg/d), Indometacin (50-150mg/d); bei KI (gastrointest. Beschwerden) selekt. COX-2-Hemmern (Coxibe) oder glz. Gabe von Ulkus-protektiven Substanzen (PPI oder Misoprostol) |
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2. |
Colchicin (Phagozytenhemmung, Wirkung relativ gichtspezifisch, daher auch diagnostischer Therapieversuch): Ind: Intoleranz gegen NSAR oder vorangehende erfolgreiche Behandlung mit Colchizin; NW: gastrointest. Beschwerden, Diarrhö, selten Agranulozytose; KI: Schwangerschaft/ Stillzeit; Dosierung: In den ersten 4h 1mg/h, dann 0.5-1mg/2h bei max. Dosis von 6mg/d, bei klin. Besserung rasche Dosisreduktion. |
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3. |
Intraartikuläre Steroidinjektion (auch geeignet für Patienten mit parenteraler Ernährung oder bei fortgeschrittenem Nierenversagen): Ind: sterile Monoarthritis; Dosierung z.B. Triamcinolon 20mg intraartikulär (selten orale Prednisongabe, 30mg/d mit schrittweiser Dosisreduktion über 7-10d, aber Gefahr eines erneuten Gichtanfalles bei Absetzen). |
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Dauerbehandlung: |
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1. |
Urikostatika: Allopurinol als Mittel 1. Wahl (Hemmung der Xanthinoxidase, dadurch verm. Harnsäureanstieg; verhindert Fortschreiten der Gicht); NW: selten gastrointest. Beschwerden, Anstieg der Transaminasen, Leukozytopenie (erhöhtes Risiko bei glz. Einnahme von Captopril), selten toxisch-allerg. Reaktion; !hemmt Abbau von Mercaptopurin/ Azathioprin, Theophyllin, Phenprocoumon; KI: Schwangerschaft/Stillzeit; Dosierung: 100-300mg/d, bei Niereninsuffizienz Dosisreduktion, Zielwert von Harnsäure im Serum: 5-6mg/dl !evtl. initialer Gichtanfall durch Mobilisation von Harnsäuredepots. |
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2. |
Urikosurika (Steigerung der Harnsäureausscheidung durch Hemmung der tubulären Harnsäureabsorption): z.B. Benzbromaron, Probenecid; NW: gastrointest. Beschwerden, selten allerg. Reaktion. !einschleichend dosieren, da sonst Gefahr der tubulären Harnsäureausfällung; viel trinken, Harnneurtralisierung (pH 6.5-7) z.B. mit Uralyt U; Ind: bei Unverträglichkeit von Allopurinol; KI: Gichtnephropathie, Harnsäureüberproduktion. |
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chirurgisch |
Nur in seltenen Fällen chronischer Gicht mit Tophusbildung indiziert, zur Behandlung von Komplikationen, wie Infektion, mechanische Verdrängungserscheinungen durch Tophi, Gelenkdeformation, starke Schmerzen. |
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Intervall |
Vorgehensweise im ersten interkritischen Intervall:
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Referenzen | ||
Lehrbuch |
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Reviews |
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Studien |
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Links |
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Adressen |
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Editorial | ||
Autor |
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Erstellt |
26.05.2004 |
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Reviewer |
Magdalena C. Kraus (Editor) |
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Julian Thaler, 22.06.2004 |
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Linker |
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Status |
PRELIMINARY |
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Licence |
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Kommentare | ||
Julian Thaler schrieb am 22.06.2004 um 15:33 Uhr: | ||
Review abgeschlossen | ||
Schöner Artikel! | ||
Tobias Schäfer schrieb am 23.06.2004 um 17:35 Uhr: | ||
Warum gerade an Manifestation in diesen Gelenken? | ||
Prof. Frey, Nephrologie Bern, mein dazu: | ||
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