Synonym

MLD

Englisch

ICD10

Definition

genetische bedingter Mangel an Arylsulfatase A mit daraus folgender Speicherung von Zerebroidsulfaten in den Markscheiden des ZNS und PNS

Klassifikationen

• spätinfantile Form: Beginn 1 - 1 1/2 Jahre
• juvenile Form: Beginn 5 - 20 Jahre

Inzidenz

Prävalenz

Alter

Manifestation im Säuglingsalter, sehr selten späte Manifestation im Erwachsenenalter; nach [Sitzmann 2002]: im Säuglingsalter meist unauffällig, Beginn mit 1 1/2 Jahren (spätinfantile Form) bzw. 5-20 Jahre (juvenile Form)

Häufigkeitsgipfel

Geschlecht

Ethnologie

Ätiologie

Risikofaktoren

Vererbung

autosomal rezessiv

Chromosom

Chromosom 22

Pathogenese

Molekularer Hintergrund

Betroffenes Enzym meist Zerebrosidsulfatase (lysosomal), selten Zerebrosidsulfatase-Aktivator

Makroskopie

Läsionen in der weißen Substanz, anfangs frontal, dann Ausweitung nach kaudal

Mikroskopie

Speicherung von Zerebrosidsulfat in Markscheiden des ZNS/PNS mit MarkscheidenzerfallSpeicherung auch in Nierentubuli

Kriterien

Diagnostik

genetischer Nachweis möglich

Körperliche Untersuchung

Bildgebung

EEG

uncharakteristisch verändert

Blut

Liquor

Erhöhtes Gesamteiweiß auf ca. 1-2g/l

Urin

im 24h-Urin: Arylsulfatase A vermindert, Sulphatide erhöht

Weitere Diagnostik

Hautbiopsie für Fibroblastenkultur

N. suralis-Biopsie zeigt Markscheidenzerfall

ENG: motorische und sensible Nervenleitgeschwindigkeit vermindert

Nachsorge

Meldepflicht

Pränataldiagnostik

Trias

1.

Doppelseitige spastische Lähmungen

2.

Doppelseitige Optikusatrophie

3.

Demenz

Sonstiges

Weitere Symptome je nach Lokalisation des Markscheidenzerfalls:
Nystagmus, Taubheit, Ataxie, Hyperkinesie, epileptische Anfälle, Aphasie, Apraxie

Besonderheit: trotz Spastik fehlende Eigenreflexe, periodisch starke Schmerzen

siehe auch Stadien

juvenile Form

nach [Sitzmann 2002]: langsamerer Verlauf mit Schulproblemen, Persönlichkeitsveränderungen, fortschreitende Ataxie

Stadien

spätinfantile Form nach Hagberg:

1. zunehmende Reizbarkeit, Entwicklungsverlangsamung, Retardierung, progredienter Verfall der Motorik, Spastiken, Ataxie
2. nach 1/2 - 1 Jahr: Areflexie, Rigidität der Muskulatur; Myoklonien, Nystagmen, Schluckstörungen, Hyperpyrexien, Beginn der Dysarthrie
3. Verlust aller motorischen Fähigkeiten, starke Schmerzen, ggf. Zeichen der Bulbärparalyse, Trias voll ausgebildet
4. Visusverlust, Taubheit, totale Dezerebrierung; kein Umweltkontakt mehr möglich; Tod während Infektion durch Hyperpyrexie und/oder Atemlähmung

Verlauf

Beginn im Säuglingsalter (vgl. aber oben) mit geistiger und motorischer Retardierung
Verlauf dann chronisch progredient

Komplikationen

Prognose

infaust
Krankheitsdauer länger, je später Manifestation im Endstadium Enthirnungsstarre mit Streckkrämpfen und rezidivierenden Fieberschüben

Prophylaxe

1.

Perinatale Hirnschädigung

2.

Subakute sklerosierende Panenzephalitis

symptomatisch

insb. antiepileptisch

evtl. Knochenmarktransplantation bei Arylsulfatase A-Mangel

Lehrbuch

Poeck 2001

Landis 2002

Sitzmann 2002, S. 181-182

Reviews

Studien

Links

Adressen

Autor

Wibke Janzarik

Erstellt

21.02.2004

Reviewer

Tobias Schäfer (Editor)

Alexandra Sachs, 07.03.2004

Linker

Status

PRELIMINARY

Licence

Lizenz für freie Inhalte

Review abgeschlossen

Hallo!

Ich hab Deinen Artikel gelesen und eine neue Krankheit kennengelernt....
Ich fände es aber schön, wenn das ganze noch etwas fassbarer werden könnte. Ich kann mir noch wenig vorstellen, wie die Krankheit sich konkret äußert zum Beispiel(irgendwas muss ja auch in der körperlichen Untersuchung bzw im Alltag auffallen). Eine Definition finde ich auch immer sehr hilfreich. Bei der Prognose ist mir nicht klar geworden: Kann eine Knochenmarktransplantation die Erkrankung stoppen? Der Kommentar bei EMG ist mir auch nicht klar geworden, Elektromyographie misst doch den peripheren Muskel/Nerv, da stand aber was von weißen Mark und frontal??

Hoffe das ist als review geeignet, viele Grüße, Alex

Dein Review

Hallo Alex,

vielen Dank für Deinen Review und Deine Anmerkungen. Bin auf die Antwort der Autorin gespannt. Eine Definition habe ich mal ergänzt; das EMG ist beim Import verrutscht; Du hast natürlich recht, das ganze gehört in die Makroskopie.

Herzliche Grüße

Tobias