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Harnwegsinfekt im Kindesalter
 

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Wibke Janzarik
 

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 Diagnostik und Workup
 

 

  1. Urindiagnostik: Nachweis von Bakterien im Urin entscheidend für die Diagnose eines HWI; Nitritprobe als wertvoller Schnelltest, Leukozyturie als wichtiger diagnostischer Hinweis
  2. Blutuntersuchung: relevant sind v.a. Entzündungsparameter (insb. BSG, Leukozytose)
  3. Bildgebung: schon bei Einleitung der Therapie als frühzeitige sonographische Untersuchung, im Anschluss evtl. Miktionszystourethrographie und szintigraphische Untersuchungen

!Je jünger das Kind, desto unspezifischer die klinische Symptomatik:

  • Bei jungen Säuglingen schweres septisches Krankheitsbild mit Apathie, grauem Hautkolorit, Hypo-/Hyperthermie
  • Bei älteren Säuglingen/Kleinkindern Abgrenzung zur Appendizitis evtl. schwierig
  • Erst ab 3-4 Jahren typische Flankenschmerzen etc.
Bei körperlicher Untersuchung insbesondere achten auf Blutdruck, Untersuchung von Abdomen (Raumforderung etc.) und äusseren Geschlechtsorganen/Perineum (Jungen: Meatalstenose? Zirkumzision? Mädchen: Vulvovaginitis? labiale Adhäsionen?), neurolog. Untersuchung der unteren Extremität.

1. Sonographie: Frühe sonographische Abklärung zum Ausschluss von obstruktiven Harntraktanomalien (insb. bei verzögertem Ansprechen auf Therapie, bei jungen Säuglingen oder erhöhtem Kreatininwert).
Die Untersuchung kann akute (Schwellung) und chronische (Narben) Nierenparenchymveränderungen nachweisen. Obstruktionen lassen sich gut erkennen, ein Reflux wird nur in etwa 2/3 der Fälle im Ultraschall nachgewiesen.

2. Miktionszystourethrographie:
Ermöglicht die Schweregradeinteilung (I bis V) eines vesikoureteralen Refluxes (bei 30-40% der Kinder mit HWI vorhanden)
Ausschluss infravesikaler Obstruktionen (insb. Urethralklappen bei Jungen)

3. Szintigraphie:

  • Nachweis einer signifikanten Abflussstörung mit MAG3 (auch bei Verlaufsuntersuchungen)
  • Narbendiagnostik mit DMSA (nur bei unklarem Infektionsherd und fehlenden Harnwegsanomalien; Nachweis von parenchymatösen Narben am besten ein halbes Jahr nach dem Infekt, da akute postinfektiöse Nephropathien in ca. 50% reversibel.

Entzündungsparameter (CRP, BSG, Leukozytose):

  • Abschätzung von Dauer und Ausmaß der Entzündung
  • Unterscheidung zw. Zystitis und Pyelonephritis zusammen mit der Klinik

! Bei jungen Säuglingen Blutkultur, da meist hämatogene Infektion und septisches Krankheitsbild

Entscheidend für Diagnosestellung!
Uringewinnung je nach Alter und Geschlecht:

  1. bei Säuglingen:
    • evtl. Auffangen von Spontanurin (häufiges Phänomen: Kältereiz bei Ausziehen des Säuglings führt zur spontanen Miktion - daher Auffanggefäß griffbereit halten)
    • Beutelurin durch Ankleben von Auffangbeutel, bei Jungen praktikabler als bei Mädchen (pathol. sind 100.000 Keime/ml; Problem: Verunreinigung durch Standortflora - ein negativer Beutelurin schließt einen HWI aus, doch erst wiederholt positive Beutelurinproben können den Verdacht auf einen HWI bestätigen - daher eher als Screeningmethode geeignet)
    • Katheterurin (pathol. sind 10.000 Keime/ml)
    • Suprapubische Blasenpunktion (jedes bakterielle Wachstum ist pathol.)
  2. bei Kindern mit Blasenkontrolle:
    • bei Jungen Mittelstrahlurin (pathol. ab 100.000 Keime /ml (Kass-Zahl), insb. bei Jungen mit Phimose falsch positive Ergebnisse durch Präputialbesiedlung)
    • bei Mädchen Katheteruringewinnung empfohlen

Urindiagnostik:
Die Teststreifen als Schnelltestverfahren geben Aussage u.a. über Gehalt von Glukose, Protein, Urobilinogen, Urobilin, Bilirubin, Leukozyten, Erythrozyten, Hämoglobin, Nitrit

  1. Nitritprobe (Teststreifen): wertvoller Schnelltest auf Bakterien im frischen Urin (Reduktion von Nitrat zu Nitrit mit Farbumschlag); falsch positiv z.B. bei Präputialbesiedlung, falsch negativ bei zu kurzer Blasenverweildauer des Urins
  2. Leukozyturie (mit Teststreifen (weisen Leukozytenesterase nach: Sens 83%, Spec 95%) oder Zählkammer): wichtiger diagnostischer Hinweis auf HWI (über 10 Leukozyten/mm3 beim Jungen, bzw. über 50 Leukozyten beim Mädchen sind pathologisch)
  3. Hämaturie (Teststreifen oder Zählkammer): in ca. 30%, jedoch diagnostisch nicht aussagekräftig
  4. mikroskopische Untersuchung von frischem, nicht zentrifugiertem Urin in der Neubauer-Zählkammer (Beurteilung von zellulären Bestandteilen und Zylindern)
  5. Urinkultur anlegen (Mischkulturen sprechen für Verunreinigung!)

 

 

 

 

 

 

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