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Hypoglykämie (Rudiment)
 

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Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

 

 

E16.2 Hypoglykämie

E15 Hypoglykämischer Schock

Erwachsene: Blutzucker < 40 mg/dl (< 2,2 mmol/l) oder
Whipple-Trias: BZ < 45 mg/dl (< 2,5 mmol/l) + hypoglykämische Symptome + Verschwinden dieser Symptome unter Glucosegabe

Kinder:

  • Alter < 24 Lebensstunden: Reifes Neugeborenes 35 mg/dl, Frühgeborene 25 mg/dl
  • Alter > 24 Lebensstunden: Reife Neugeborene und Frühgeborene 45 mg/dl, ältere Kinder 50 mg/dl
Aber: A blood glucose concentration less than 2.2 mmol/l at any age. [Pedbase]

 

 

 
 Epidemiologie
 

 

4,4 je 1000 Lebendgeburten
2-3 je 1000 älterer Kinder

jedes Alter

 

 

 

 

 
 Pathologie
 

A. Nüchternhypoglykämie

  1. Insulinom
  2. extrapankreatische Karzinome, z.B. Leberzellkarzinom
  3. sehr selten paraneoplastische Sekretion insulinähnlicher Peptide (z.B. IGF-2)
  4. schwere Lebererkrankungen (verminderte Glukoneogenese und Glucoseabgabe), Urämie (Substratmangel für Glukoneogenese)
  5. Glykogenosen
  6. Störungen der Glukoneogenese:
  7. Störungen des Fettstoffwechsels:
    • MCAD, LCAD, SCAD
    • primärer und sekundärer Carnitin-Mangel
    • Carnitinpalmitoyltransferase-Mangel
  8. Störungen des Aminosäurestoffwechsels
  9. Organoazidurien:
    • Ethylmalonic-Adipic-Azidurie
    • Glutarazidämie Type II
    • Methylmalonazidämie
    • Propionic Acidemia
    • 3-OH,3-Methylglutaric Acidemia
  10. Endokrine Störungen:
    1. Insuffizienz von NNR oder HVL (Ausfall kontrainsulinärer Hormone)
    2. Wachstumshormonmangel
    3. Hyperthyreose (Ketotische Hypoglykämie)
    4. Hyperinsulinämie
      • Adenome, Insulinome
      • Neugeborenenhypoglykämie bei diabetischer Mutter
      • Nesidioblastose: sehr selten β-Zellhyperplasie in den ersten Lebensjahren durch Mutation des Sulfonylharnstoffrezeptors
    5. renale Hypoglykämie (renaler Diabetes insipidus)
  11. Sonstiges:

B. Reaktive (postprandiale) Hypoglykämie

  1. Anfangsstadium eines Diabetes mellitus
  2. Magenentleerungsstörung infolge autonomer Neuropathie eines Diabetikers
  3. Dumping-Spätsyndrom nach Magenresektion
  4. Reaktive Hypoglykämien bei vegetativer Labilität (verstärkter Vagotonus)
  5. selten erbliche Defekte (Leucin-Überempfindlichkeit, Fructoseintoleranz)
  6. Stress (Asphyxie, kardiale Probleme, Sepsis, Schwere Atemnot

C. Exogene Hypoglykämie

  1. Überdosierung von Insulin oder Sulfonylharnstoffen
  2. Hypoglycaemia factitia: artefiziell durch Insulininjektionen oder Einnahme von Sulfonylharnstoffen (psychotisch, suizidal, kriminell; Kennzeichen: Hypoglykämien völlig regellos und unabhängig von Mahlzeiten; Betroffene oft in Heilberufen oder Angehörige von Diabetikern)
  3. Alkoholexzess mit Nahrungskarenz
  4. WW von Medikamenten mit Antidiabetika (z.B. Sulfonamide, NSAR, ß-Blocker, ACE-Hemmer)

  • Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht (15,6/1000)
  • Kinder diabetischer Mütter

 

 

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

Bestimmung der Blutglukosekonzentration: Hypoglykämische Syndrome treten meist erst bei Werten < 50 mg/dl auf (bei Diabetikern ev. auch schon darüber).

Bei Spontanhypoglykämien von Nichtdiabetikern weitere Diagnostik:

  • Bestimmung der Blutglukose, Seruminsulin und C-Peptid während einer Spontanhypoglykömie oder im 72h-Hungerversuch (Fastentest) mit Bestimmung des Insulin/Glukose-Quotienten
  • Glibenclamid i.S., Proinsulin i.S. (hoch bei Insulinom, niedrig bei Sulfonylharnstoffeinnahme)
  • bei endogener Sekretion, Einnahme von Sulfonylharnstoffen: Insulin und C-Peptid parallelen Anstieg
  • bei exogener Zufuhr (Hypoglykaemia factitia): C-Peptid erniedrigt

Späthypoglykämien objetiviert man über einen oGTT über 5h.

Hypoglykämie:

a) mit metabolischer Azidose:

b) ohne metabolische Azidose:

  • Ketonkörper erniedrigt, Fettsäuren erhöht:
    - Carnitinmangel
    - Defekte der β-Oxidation
    - 3-OH-Methylglutarazidurie
    - Organoazidurien
  • Ketonkörper erniedrigt, Fettsäuren normal bzw. erniedrigt:
    - Hyperinsulinismus
    - NNR-Insuffizienz
    - Hypopituitarismus

 

 

 

  • Blutzucker
  • BGA
  • Laktat
  • Ketonkörper
  • freie Fettsäuren

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

1.

Parasympathikotone Reaktionen

2.

Sympathikotone Reaktionen

  • Unruhe
  • Schwitzen
  • Tachykardie
  • Tremor
  • Mydriasis
  • Hypertonus

1.

Kopfschmerzen

2.

endokrines Psychosyndrom (Verstimmung, Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit)

3.

Koordinationsstörungen

4.

primitive Automatismen (Grimassieren, Greifen, Schmatzen)

5.

Konvulsionen

6.

fokale Zeichen (Hemiplegien, Aphasien, Doppelbilder)

7.

Somnolenz

8.

hypoglykämisches Koma

9.

zentrale Atem- und Kreislaufstörung

Trinkschwäche, Tremor, Apnoe, Zyanose, Blässe, Tachypnoe, Hypotonie, Hyperexzitabilität, Krampfanfälle, Koma

Blässe, Schwitzen, Hunger, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwäche, Apathie, Kopfschmerzen, Sehstörungen, abnorme Verhaltensmuster, Bewußtseinstrübung, Krampfanfälle, Koma

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

 

mentale Retardierung und Entwicklungsverzögerung bei ausgeprägten und/oder langandauernden Hypoglykämie-Phasen möglich

 

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

1.

Psychosen

2.

Epilepsien

3.

Schlaganfall

 

 
 Therapien
 

1.

Insulinom, Dumping-Syndrom

2.

reaktive Hypoglykämie bei vegetativer Labilität: kohlenhydratarme, fett- und eiweißreiche Kost in Form vieler kleiner Mahlzeiten, Gabe von Parasympatholytika

Glykogenspeicherkrankheit: rohe, ungekochte Maisstärke p.o. q4-5h als Brei, um 6-10 mg/kg/min Kohlenhydrate zuzufügen (GSD-Ia); ermöglicht verlängerte, kontinuierliche Absorption der Kohlenhydrate

1.

Leichte Hypoglykämien (Bewußtsein noch vorhanden):
5 - 20 g Glukose (ev. auch Sacharose) oral oder als gelöster Zucker (Fruchtsaft)

2.

Mittelschwere Hypoglykämien:
25 - 100 ml 40%iger Glukose (D40) i.v., ev. nach 20 min wiederholen oder anschließend 5%ige Glukose (D5) per infusionem (bis Blutzucker ca. 200 mg/dl)

3.

Wenn kein venöser Zugang möglich, Pat. aggressiv oder Laienerstversorgung 1 mg Glukagon i.m.: Steigerung der endogenen Glukoseproduktion, wirkt nicht bei Erschöpfung der Glykogenreserve. Nach Erwachen sofort 10-20 g Glukose oral.

1.

ABC: Atemweg, Beatmung, Circulation

2.

Glukose als D10-25W i.v. mit 4-6 mg Glucose/kg/min, steigern, um Glucose im normalen Bereich (> 3 mmol/l) zu halten

3.

falls mehr als 10-15 mg Glucose/kg/min verwendet werden müssen, kann von einem hyperinsulinämischen Zustand ausgegangen werden. Zusätzliche Gabe von:

  • Prednison
    Beginn mit 2 mg/kg/Tag p.o. bid
    vermindert Ansprechen von Insulin
  • Diazoxid (Proglycem)
    Beginn mit 5-10 mg/kg/Tag p.o. tid, Steigern bis zu 20-25 mg/kg/Tag möglich
    supprimiert Insulinfreisetzung
  • Glucagon-Infusion

 

 
 Referenzen
 

Herold 2002, 605f.

Pedbase

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

27.10.2002

 

 

RUDIMENT

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