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Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel
 

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Helmar Weiss
 

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 Einleitung
 

Favismus

glucose-6-phosphate dehydrogenase deficiency

 

X-chromosomal vererbte Störung der roten Blutzellen, bei ca. 200 - 400 Millionen Menschen. Klinische Manifestation durch hämolytische Syndrome, meist jedoch asymptomatisch.

  • Klasse I: sehr selten, weniger als 10% Restaktivität, chronische nicht-spherozytische hämolytische Anämie
  • Klasse II: schwere Enzymdefizienz (1-10%), jedoch nur intermittierende Hämolyse
  • Klasse III: moderate Enzymdefizienz (10 - 60 % Restaktivität) mit intermittierender Hämolyse durch Infektionen oder Medikamente
  • Klasse IV: normale Aktivität (60-150%), keine Defizienz oder Hämolyse
  • Klasse V: erhöhte Enzymaktivitität (>150%)

 

 
 Epidemiologie
 

 

 

 

 

M

v.a. Afrika, Asien, Mittelmeerländer, bei Kurden und Einwohnern Sardiniens ca. 40%, geographisches Verteilungsmuster ähnelt der Sichelzellanämie

 

 
 Pathologie
 

Auslösefaktoren:

Infektionen

diabetische Ketoazidose mit Hyperglykämie

Saubohnen (Favabohnen, Favismus)
v.a. April und Mai (Saison), bei männlichen Kindern zwischen 1 und 5, Italien und Griechenland, 5 - 24 Stunden nach Aufnahme der Favabohnen mit akuter intravaskulärer Hämolyse; nur wenige G6PD-defiziente Individuen reagieren auf Favabohnen; toxische Komponente whs. Aglycon, Divicin und Isouramil

Medikamente, die nicht bei Klasse I, II und III angewendet werden sollten bzw. eine akute hämolytische Krise auslösen können:

  • Analgetika
    • Aspirin
    • Phenacetin
  • Antimalariamittel
    • Primaquin
    • Pyrimethamin
    • Chloroquin
    • Chinin
  • Antibakterielle Substanzen
    • Phenothiazine (Sulfonamindderivate, auch Cotrimoxazol)
    • Vitamin K
    • Probenicid
    • Chinidin
    • Nalidixinsäure
  • Dapson

Salmonellen, Escherichia coli, β-hämolysierende Streptokokken, Rickettsien, virale Hepatitis

 

X-chromosomal rezessiv

XR

durch Mangel an reduziertem Glutathion kommt es bei erhöhtem oxidativen Stress, z.B. im Rahmen einer Entzündung, zu einer akuten hämolytischen Krise.
Das im Erythrozyten mittels u.a. im Pentosephosphatweg hergestellte ATP (die Glc-6-P-DH ist ein Enzym dieses Stoffwechselweges) wird unter anderem für die Biosynthese des Glutathion benötigt. Diese Substanz gehört zu den Sulfhydrylverbindungen und schützt die Sh-Gruppen verschiedener Enzyme (und des Hb) vor Oxidation. Eine weitere Rolle spielt es bei Entgiftung von Peroxiden [Löffler 1997].

 

 

  • 1956: Entdeckung der Erkrankung
  • 1966: Standardisierung der Prozeduren für die Untersuchung der Erkrankung (WHO)
  • 1966–86: ca. 400 biochemische Varianten charakterisiert
  • 1986: Klonierung und Sequenzierung des G6PD-Gens
  • 1986–2006: ca. 140 molekulare Varianten des G6PD-Gens identifiziert
  • 1994: Kristalisation des G6PD-Proteins aus Leuconostoc mesenteroides
  • 1995: Gezieltes Ausschalten des G6PD-Gens
  • 1996: 3D-Modell des humanen G6PD-Proteins

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

  • Anamnese
  • Blutbild
  • G-6-P-DH-Aktivität im Erythrozyten (beweisend): enzymatischer Test mit Gluc-6-Phosphat und NADP; spektrophotometrische Messung der NADPH-Entstehung; falsch negativ bei ausgeprägter Hämolyse
  • Screening-Test: fluoreszierender Spot-Test als sensitivster Test

 

 

Im "Anfall"

  • akuter Hkt-Abfall
  • Retikulozytose
  • Heinz-Innenkörper (in der Brillantkreylblau-Supravitalfärbung = denaturiertes Hämoglobin)
  • Poikilozytose
  • Anstieg von Methämoglobin und Sulfhämoiglobin oder andere denaturierte Formen aufgrund oxidativer Schäden am Hämoglobin

 

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

oft asymptomatisch, kein pathologisches Blutbild

1.

2-4 Tage nach Medikamenteneinnahme

  • Ikterus
  • dunkler Urin
  • Bauch- und Rückenschmerzen
  • Fieber, Schüttelfrost
  • akuter Hb-Abfall auf 3 - 4 g/dl, Zellfragmente, Mikrosphärozyten

bei Klasse I G6PD, Hämolyse auch in Abwesenheit von Triggern; Anämie und Gelbsucht in der Neugeborenenperiode; später subtile und inkonstante hämolytische Manifestation; sehr selten auch Dysfunktion der neutrophilen Granulozyten bei katalasepositven Infektionen

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

 

 

 

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

andere Formen der Arzneimittelunverträglichkeit und der hämolytischen Anämien

 

 
 Therapien
 

1.

Noxe vermeiden; heterozygote Schwangere und Stillende sollen alle Medikamente mit oxidativem Potential vermeiden (=> Übertritt in die fetale Zirkulation)

2.

frühzeitig mit einer Therapie möglicher Infekte beginnen

3.

Splenektomie, Vitamin E-Gabe meist ohne Nutzen

4.

Bluttransfusionen nur bei Hämolysen unter eingeschränkter Erythropoese

Neugeborenen-Ikterus (auch mit Kernikterus) bei Klasse II-Defizienz: Phototherapie (Isomerisierung des IX-alfa-ZZ-Bilirubin), prophylaktische Phenobarbitalgabe, ggf. Austauschtransfusion bei Serumbilirubin > 20 mg/dL (342 µmol/L)

 

 
 Referenzen
 

Renz-Polster 2000

Löffler 1997

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Helmar Weiss

23.11.2002

 

Tobias Schäfer, 06.07.2004

 

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