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Varizellen
 

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Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

Windpocken

Wasserpocken

chicken pox

B01.9

Durch das Varizellen-Zoster-Virus verursachtes vesikuläres Exanthem der Haut und der Schleimhäute, das durch ein polymorphes Bild gekennzeichnet ist und besonders im Kindesalter auftritt.

20% der teilimmunen Erwachsenen erkranken im erhöhten Lebensalter an einer lokalisierten Zweitinfektion als Herpes zoster;
siehe auch angeborene Varizellen

 

 
 Epidemiologie
 

0,3 - 1,0 / 1000 Personen und Jahr (2001)

4.000.000 / Jahr; 11.000 Hospitalisierungen / Jahr; 100 Todesfälle / Jahr

 

2. - 6. Lebensjahr; <90% der Erkrankungen vor dem 20. Lebensjahr

 

 

Horizontale Transmission direkter Kontakt mit Läsionen oder hoch kontagiöse (90% Kontagionsindex) aerogene Tröpfcheninfektion ("fliegende Infektion"); nicht über Gegenstände; 1 Tag vor bis 1 Woche nach Auftreten der Bläschen besteht Infektiosität; die Kontagiosität der Zosterbläschen ist geringer ausgeprägt

i.d.R. 14-16 Tage; maximal 10 - 21 Tage

90% der 14jährigen haben Antikörper gegen das Virus

 

 
 Pathologie
 

 

Varizellen-Zoster-Virus (VZV)

 

 

  • zunächst lokale Replikation, u.a. in Lymphknoten
  • danach primäre Virämie mit Streuung in das retikuloendotheliale System
  • 2. Virämie am Tag 9; während der Hautmanifestationen bis Tag 14 bestehend

  • Menschen sind die einzige Infektionsquelle
  • sekundäre Attacke in 90%
  • Infektiosität 48 Stunden vor Auftreten des Ekzemes bis zum Abheilen der letzten Krusten
  • lebenslange Immunität
  • primäre Varizellen sind eher als Herpes zoster mit neonatalen Varizellen assoziiert
  • asymptomatische Primärinfektion ist selten

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

  • Klinik
  • ev. Virusnachweis:
    a) Antigennachweis
    b) Virusisolierung oder elektronenmikroskopischer Virusnachweis aus Bläscheninhalt: mehrkernige Riesenzellen
  • Aufgrund der hohen Durchseuchungsrate hat der serologische AK-Nachweis nur bei Primärinfektionen (Varizellen) Aussagekraft (IgM-Nachweis + Serokonversion)

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

1.

Fieber

2.

AZ leicht beeinträchtigt

3.

Pharyngitis

1.

ev. "rash" = flüchtiges Vorexanthem

2.

schubweiser Verlauf: Roseolen - Papeln - genabeltes Bläschen (nach 3-4 Tagen) - Krusten (nach 6 Tagen) = polymorphes Bild ("Sternenhimmel"); (ab 15. Tag nach Exposition)

3.

Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.

ungekammerte Bläschen mit dünner Decke, keine Narben (außer durch Kratzen)

4.

Befall auch der Kopfhaut und Mundschleimhaut; Exanthem am Rumpf am dichtesten

5.

oft Juckreiz

1.

Embryopathie bei Infektionen der Mutter bis zur 20. SSW (Risiko 2%)

2.

Neonatale Varizelleninfektion bei VZV-Infektion der Mutter 5 Tage vor bis 2 Tage nach der Geburt: hämorrhagisches Exanthem mit Letalität bis 20%

3.

häufig bei Kindern < 5 Jahren: bakterielle Superinfektion des Exanthems, v.a. Streptokokken Typ A, bis zur nekrotisierenden Fasziitis

4.

Otitis media

5.

aseptische meningeale Reizung mit günstiger Prognose

6.

1:4.000: Cerebellitis (ev. mit Ataxie), günstige Prognose

7.

1:40.000 Enzephalitis, ungünstige Prognose (Mortalität bis zu 35%, 15% Folgeschäden)

8.

selten: transiente fokale Ausfälle, transverse Myelitis, Hemiplegie

9.

Reye-Syndrom: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Übererregbarkeit, Delirium bis Koma bei gleichzeitiger Gabe von Salicylaten

10.

1:400 Varizellenpneumonie (viral und ev. sekundär bakteriell), i.d.R. 6 Tage nach Auftreten des Exanthems; Letalität ca. 10-30%; bei akuter respiratorischer Insuffizienz (progressive Hypoxämie) Letalität bis 50%

11.

Hepatitis: selten, v.a. bei Immunsupprimierten, oft symptomatisch bis subklinischer Transaminasenanstieg; sehr selten mit DIC; akute Schmerzen im Abdomen und im Rücken

12.

Thrombozytopenie

13.

bei Abwehrschwäche / Immunsuppression (Steroide, Tumoren, Zytostatika, HIV, Organtransplantation) schwerer Verlauf mit Beteiligung innerer Organe; Mortalität bis zu 50%

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

  • narbenlose Abheilung nach 2-3 Wochen, wenn keine Exkoriationen mit anschließender Impetigisation abläuft
  • bei männl. Patienten schwerer Verlauf
  • bei Erwachsenen Erkrankung schwerer (5% der Varizelleninfektionen, jedoch 55% der Todesfälle, 25% höheres Risiko für Komplikationen im Vergleich zu Kindern, 23% Pneumonie / 6fach höher bei Rauchern)
  • bei Immunsupprimierten hämorrhagische Windpocken + GIT-Blutungen + Schleimhautblutungen

siehe Symptome; in 32% der Fälle bei Kindern bakterielle Sekundärinfektionen der Haut

  • Bei immunkompetenten Personen, die nicht zur Risikogruppe zählen, ist die Prognose der Varizellen gut.
  • Bei Risikopatienten ist der Verlauf schwer mit erhöhter Letalität. Eine frühzeitige antivirale Therapie verbessert die Prognose.

  • Expositionsschutz: An Varizellen erkrankte Kinder dürfen bis zu 2 Wochen nach Beginn des Exanthems keine öffentliche Einrichtungen besuchen.
  • Aktive Immunisierung mit abgeschwächtem VZV-Lebendimpfstoff (OKA-Impfvirus, z.B. Varilrix)
    Indikation: seronegative gefährdete Personen sowie enge Kontaktpersonen mit diesen, z.B. Frauen im gebährfähigen Alter, Patienten mit malignen Tumoren, Neurodermitis oder vor immunsuppressiver Therapie oder Organtransplantation, Leukämiepatienten nur in klinischer / hämatologischer Remission > 1 Jahr, Lymphoytzenzahl > 1.200 u/l und Unterbrechung einer zytostatischen Erhaltungstherapie 1 Woche vor und nach der Impfung.
    seronegatives medizinisches Personal + Beschäftigte im Kindergarten; Abschwächung des Varizellenverlaufes bei Gabe innerhalb von 3 Tagen nach Ausbruch des Exanthems
    KI: Immunsuppressive Therapie (im therapiefreien Intervall impfen), Schwangerschaft
  • Passive Immunisierung mit VZV-Immunglobulin (VZVIG) bei Exposition nichtimmuner gefährdeter Personen (z.B. Neugeborene von Müttern, die perinatal an Varizellen erkrankt sind, Schwangere mit Kontakt zu Kranken, Patienten mit Immundefizit).
    Hyperimmunglobulin (125U/10 kg KG; Maximum 625 U) kann vor Erkrankung schützen, wenn es innerhalb von 96h nach Exposition gegeben wird.
    Auch die Gabe von Aciclovir soll präventiv wirksam sein (40-80 mg/kg QID p.o. an Tag 7 und 9 nach Exposition).

 

 
 Differentialdiagnosen
 

1.

Strophulus infantum

2.

Zoster generalisatus

3.

Infektionen durch Orthopoxviren ("Katzenpocken"), die bei Immunsupprimierten wie Pocken verlaufen

4.

Eczema herpeticatum durch HSV-Infektionen bei vorbestehendem atopischen Ekzem

 

 
 Therapien
 

ev. Sedativa und Antihistaminika (kein Kratzen = keine Narben => Fingernägel schneiden!)

bei schwerem Verlauf Aciclovir 20 mg/kg QID für 5 Tage i.v. oder 800 mg oral 5x/d für 7 Tage (kürzerer Verlauf, weniger Läsionen, beschleunigte Heilung, kürzere Fieberepisode) innerhalb von 24h nach Auftreten des Ausschlages bei Kindern und Erwachsenen

 

 
 Referenzen
 

Herold 2002, S. 695f.

Pedbase

Rassner 2003

Jung 2002, S. 118-119

Koletzko 2000, S. 253-256

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

23.10.2003

 

Tobias Schäfer, 20.01.2003

 

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 Kommentare
 
 
  Wibke Janzarik schrieb am 14.06.2004 um 15:52 Uhr:
 

du hast dich doch erst mit den varizellen erneut beschaeftigt: ist dir was begegnet betreff vaskulitis i.r. von varizellen-infektion?
gruss, w.

 
  Tobias Schäfer schrieb am 14.06.2004 um 16:17 Uhr:
 

Interessant... Gibt es wohl, stimmt.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Link&db=PubMed&dbFrom=PubMed&from_uid=15069444

 
 

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