Medicle Datenbank: Hyperviskositätsyndrom |
Einleitung | ||
Synonym |
Hyperviskositätssyndrom |
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Serumhyperviskositätssyndrom |
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HVS |
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Englisch |
serum hyperviscosity syndrome |
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ICD10 |
R70.1 |
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Definition |
Das Plasmahyperviskositätssyndrom bezeichnet einen klinischen Symptomenkomplex, der infolge pathologisch gesteigerter Blutviskosität auf der Basis massiv erhöhter und z.T. aggregierender monoklonale Immunglobuline (Paraproteine) entsteht. Es ist eine typische Trias mit Hämorrhagie, visuellen Störungen und neuropsychiatrischen Defiziten beschrieben. |
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Epidemiologie | ||
Prävalenz |
Paraproteine findet man zu 3-4% beim Plasmozytom (IgG-Typ), zu 5-10% bei IgA-Paraproteinämie, zu 10-30% beim Morbus Waldenström (IgM, klassisch). Die relativen Häufigkeiten für das HVS betragen 4% beim Morbus Waldenström, 35% beim IgG-Plasmozytom und 12% beim Plasmozytom vom IgA-Typ. Da die Inzidenz des Plasmozytoms etwa 10-mal größer als die der Makroglobulinämie ist, stellen Plasmozytome die häufigste Ursache des Hyperviskositätssyndroms dar. |
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Alter |
Gemäß einer großen retroskpektiven Studie der Mayo-Klinik aus den 70er Jahren an Plasmozytom-Patienten konnte gezeigt werden, dass das Multiple Myelom zu 98% in der Altersklasse oberhalb des 40. Lj. zu finden ist. Die meisten Dyskrasien- als Hauptursache des Haperviskositätssyndroms- werden nicht vor dem 70. Lebensjahr diagnostiziert. |
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Geschlecht |
61% der Dyskrasien betrifft Männer. |
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Pathologie | ||
Ätiologie |
Plasmozytom (Multiples Myelom, M. Kahler) |
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Makroglobulinämie (Immunozytom, Morbus Waldenstrøm) |
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Polyklonale Gammopathien (Plasmazellen-Leukämie) |
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Benigne Erkrankungen (z.B. Felty-Syndrom, Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis. Hyperfibrinogenämie (selten), Akute-Phase-Reaktion bei Infektionen, KHK) |
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Erreger |
Infektionen mit Akute-Phase-Reaktion |
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Pathogenese |
Die Plasmaviskosität und mit ihr die rheologischen Eigenschaften des Blutes sind abhängig von dessen Strömungsgeschwindigkeit, seiner Temperatur, den physikochemischen Eigenschaften und der Konzentration gelöster Proteine sowie der zellulären Bestandteile. |
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Molekularer Hintergrund |
Es besteht eine Abhängigkeit des HVS von relativer Molekülmasse, Molekularkonfiguration, Kohlenhydratanteil und der Aggregationsfähigkeit der zugrunde liegenden Paraproteine. Die Plasmaviskosität steigt linear mit der Konzentration des gelösten Paraproteins, insbesondere gilt dies für den Immunglobulin-Subtyp IgG1 bei Überschreitung einer Konzentration von 120-130g/l. Die Bildung irreversibler Paraprotein-Aggregate durch Disulfidbrücken (besonders IgA, IgG3) führt ebenso zur Viskositätszunahme. Beim M. Waldenstrom kommt es zur Erhöhung von IgM. Aufgrund der Größe des Pentamers genügen bereits Konzentrationen um 40g/l für ein HVS. IgM besitzt ein durch seine Molekülmasse und die Tendenz zur Hochpolymerbildung ein hohes Aggregationsvermögen. Bestimmte Paraproteine (v.a. IgG3) bilden temperatur- und konzentrationsabhängig reversible Aggregate mit Aggravation der HVS-Problematik. Auch die Aggregation von Paraproteinen mit anderen Plasmaproteinen führt zur Elevation der Blutviskosität. Dies wurde beim Felty-Syndrom, dem Sjøgren-Syndrom under der rheumatoiden Arthritis beobachtet (IgG-IgG, IgM-IgG, IgA-IgG). Die gelegentlich auftretende paraprotein-induzierte Thrombozytopathie und intravasale scheinen ursächlich u.a. mit einer Thrombozytenfunktionsstörung durch Besetzung der Thrombozytenoberfläche und deren Rezeptoren zusammenzuhängen. Außerdem interagieren die Paraproteine mit der regelrechten Fibrinbildung: IgG-Paraprotein richtet sich gegen die Faktoren II, VII, X und Thrombin; IgA und IgM besonders gegen V und VIIIc. Durch Zunahme des onkotischen Druckes kommt es im Rahmen des HVS zur Plasmaexpansion (Hypervolämie), mit sekundärer Entwicklung von Herzinsuffizienz und Angina pectoris. Gerade IgA- und IgM-Paraproteine besitzen ein hohes Aggregationsvermögen mit Ausbildung einer kompensatorischen Hämodilution und Lungenödem. |
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Pathologisches Modell |
Es resultieren u.a.
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Geschichte |
Das Plasmahyperviskositätssyndrom wurde 1965 mit der typischen klinschen Befund-Trias Blutungen, Sehstörungen und neuropsychiatrischen Veränderungen von Fahey, Barth und Solomon unter der Bezeichnung "serum hyperviskosity syndrome" beschrieben. |
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Diagnostik und Workup | ||
Kriterien |
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Diagnose ist bei bekannter Grunderkrankung leicht zu stellen. |
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Mittlere Paraproteinkonzentration bei HVS: |
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Diagnostik |
Körperliche Untersuchung und Ophthalmoskopie |
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Bildgebung |
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Blut |
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Sturzsenkung (BSG >100mm/1h) |
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Serumelektrophorese und Immunfixtion: Paraproteine |
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Blutbild, Diff.-Blutbild |
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Retentionswerte |
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Gerinnungsstatus |
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Pseudohyponatriämie: Wasserbindung durch onkotischen Druck der Paraproteine mit falsch-niedrigen Natrium-Werten |
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Urin |
Immunglobuline im Urin |
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Weitere Diagnostik |
Knochenmarkspunktion/-biopsie |
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Symptome und Befunde | ||
Allgemeinsymptome |
(>75% d.F.)
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Blutungen (Anämie) |
(45-65% bei IgM, 10% bei IgG, 35% bei IgA)
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Retinopathie |
(35-65% bei IgM, 8% bei IgG, 20% bei IgA)
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Neurologische Störungen (Mikrozirkulationsstörung) |
(15-20% bei IgM, 5-10% bei IgG, 15% bei IgA)
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Kardiovaskulär |
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Nierenfunktionsstörung |
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Paraprotein-induzierte Thrombozytopathie |
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Verlauf und Prognose | ||
Verlauf |
Die zugrunde liegenden Erkrankungen sind zumeist chronisch, weshalb Persistenz der Beschwerden oder Rezidive häufig sind. |
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Komplikationen |
Das Auftreten von Komplikationen ist an die Grunderkrankung gebunden. |
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Prognose |
Abhängig von der Grunderkrankung, den auftretenden Komplikationen und der schwere des HVS. Das Multiple Myelom beispielsweise besitzt eine ungünstige Langzeitprognose. |
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Prophylaxe |
Aufklärung des Patienten über Frühzeichen der Erkrankung. |
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Differentialdiagnosen | ||
Zelluläres Hyperviskositätssyndrom |
1. |
Polycythaemia vera (Aderlasstherapie) |
2. |
Hyperleukozytose (Zytapherese) |
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3. |
Essentielle Thrombozythämie (α-Interferon) |
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Fibrinogenerhöhung |
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Infarkt |
hämorrhagisch, ischämisch |
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Therapien | ||
Allgemein |
1. |
Beim (Plasma-) Hyperviskositätssyndrom (HVS) handelt es sich um einen zwar seltenen, jedoch schwerwiegenden onkologischen Notfall. |
2. |
Vermeidung von Diuretika und Erythrozytensubstitution |
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3. |
Therapie der Grundkrankheit, z.B. Zytostatika bei Plasmozytom und M. Waldenstrøm |
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Symptomatische Therapie |
Therapie der Hämorrhagie, Anämie, Herinsuffizienz, metabolischer Entgleisung sowie neurologischen Defiziten mit Standardtherpie |
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Akuttherapie/Notfälle |
Kriterien: Koma, Krampfanfälle, Visusverlust, unbeherrschbare Blutung, progrediente Niereninsuffizienz, sowie therapieresistente Herzinsuffizienz. |
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Maßnahmen: Plasmapherese als Therpie der 1. Wahl |
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Langzeittherapie |
Bei Rückbildung der Symptome genügen 1-2 Plasmapheresen à 1-2 Liter wöchentlich. I.d.R. Gute Verträglichkeit von Plasmapherese und Plasmaaustausch |
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Konsile |
Hämatologe, Onkologe |
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Referenzen | ||
Lehrbuch |
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Reviews |
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Studien |
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Editorial | ||
Autor |
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Erstellt |
11.01.2004 |
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Reviewer |
Helmar Weiss (Editor) |
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Tobias Schäfer, 11.02.2004 |
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Status |
PRELIMINARY |
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Freigabe |
ALL |
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Copycheck |
1 - überprüft |
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Kommentare | ||
Manuel Anhold schrieb am 24.01.2004 um 17:54 Uhr: | ||
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Hallo, | ||