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Nachtschweiß
 

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Wibke Janzarik
 

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 Einleitung
 

 

night sweats

 

Exzessives nächtliches Schwitzen, das einen Wechsel der Bettwäsche erforderlich macht.
Anm.: Viele Patienten geben ein übermässiges nächtliches Schwitzen an. Oft ist der Grund dafür jedoch ein überheizter Raum oder eine zu warme Zudecke und das Schwitzen physiologisch. Die obengenannte Definition ist daher relativ strikt gefasst, um solche Patienten möglichst auszuschließen.

 

 

 
 Epidemiologie
 

 

Es gibt nur wenige Studien über Patienten mit Nachtschweiß, denen zudem unterschiedliche Definitionen zugrunde liegen. Aussagen über die Prävalenz sind daher wenig aussagekräftig. Es gibt jedoch verschiedene Erkrankungen und Medikamente, die häufig mit Nachtschweiß einhergehen (siehe Ätiologie).

 

 

 

 

 

 
 Pathologie
 

Dem Symptom Nachtschweiß können ganz unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen, die sich grob einteilen lassen in maligne Erkrankungen, Infektion, Medikamente, endokrinologische Ursachen, neurologische Erkrankungen, Menopause und idiopathische Hyperhidrose.

Maligne Erkrankungen:
Nachtschweiß stellt ein frühes fakultatives Symptom vieler maligner Tumore dar. Es sollte daher bei Patienten mit Nachtschweiß immer auch an ein Malignom als Ursache in Betracht gezogen werden.

  • Lymphom:
    von den Malignomen am häufigsten mit Nachtschweiß assoziiert.
    • Hodgkin-Lymphom: etwa 25% der Patienten mit M. Hodgkin weisen niedriges Fieber und Nachtschweiß auf. Nachtschweiß gehört (mit Fieber und unfreiwilligem Gewichtsverlust von mind. 10% des Körpergewichtes) zu der "B-Symptomatik" der Cotswolds staging-Klassifikation des M. Hodgkin.
    • Non-Hodgkin-Lymphom: ebenfalls Nachtschweiß als mögliches Frühsymptom
  • Solide Tumoren:
    Für die meisten Tumoren gibt es Berichte über Patienten mit Nachtschweiß. Häufig bei Prostata-Ca, Nierenzell-Ca, Keimzelltumoren. Bei fortgeschrittenem medullären Schilddrüsen-Ca evtl. Flushing aufgrund von Calcitonin-Sekretion. Bei einem Insulinom evtl. Nachtschweiß aufgrund nächtlicher Hypoglykämie.

Infektionen:
Chronische und schmerzlose Infektionen sind häufige Ursachen von Nachtschweiß. Meist sind andere klinische Symptome vorhanden, selten ist Nachtschweiß alleiniges Initialsymptom.

  • Tuberkulose:
    Die häufigste Erkrankung, die mit Nachtschweiß assoziiert wird.
    In einer Studie wiesen etwa die Hälfte aller Tuberkulose-Patienten das Symptom Nachtschweiß auf (54% bei extrapulmonaler Tbc, 46% bei pulmonaler Tbc), wobei jedoch die Symptome Husten (73%), Müdigkeit(60%) und Fieber(52%) noch häufiger waren.
    In einer anderen Studie (Patienten mit aktiver pulmonaler oder pleuraler Tbc) gaben 62% der Patienten Nachtschweiß an, wobei nur Husten, Expektoration und Gewichtsverlust häufigere Symptome waren.
    Nachtschweiß ist zwar ein sensitives, aber nicht spezifisches Symptom der Tbc. Husten und Auswurf zeigen jeweils einen höheren positiv prädiktiven Wert.
  • Bakterielle Infektionen:
    Subakute bakterielle Infektionen können zu Nachtschweiß führen. Am häufigsten i.R. von Endokarditis, Osteomyelitis und pyogenen Abszessen. Meist ist dann auch Fieber vorhanden und der Entzündungsherd lokalisierbar.
  • HIV-Infektion:
    häufig Nachtschweiß bei symptomatischer HIV-Infektion (ca. 70%), in knapp 10% auch bei akuter HIV-Exposition mit Serokonversion, wobei Fieber Lymphadenopathie und Gelenkschmerzen häufigere Symptome darstellen.

Medikamente:
häufige Ursache für verstärktes Schwitzen/ Nachtschweiß/ Flush.

  • Antidepressiva:
    Bei allen Klassen von Antidepressiva (Trizyklische AD, SSRI, aber auch neuere Medikamente wie Venlafaxin) gibt es Berichte über ein generalisiert vermehrtes Schwitzen, wobei die Patienten dies evtl. v.a. nachts bemerken (NW in ca. 10-20%) und wegen Nachtschweiß den Arzt konsultieren.
  • andere Psychopharmaka:
    z.B. Clozapin oder Fluvoxamin.
  • Fiebersenkende Medikamente (z.B. Paracetamol, ASS):
    jedes antipyretische Medikament kann Schwitzen hervorrufen.
  • Cholinerge Medikamente (z.B. Pilocarpin):
    Schwitzen durch direkte Stimulation der peripheren muskarinergen ACh-Rezeptoren der Schweißdrüsen. Ebenfalls starkes Schwitzen bei Vergiftung mit Cholinesterasehemmern (z.B. Organophosphate).
  • Blutzucker-senkende Medikamente:
    Schweißausbruch als häufigstes Symptom bei Hypoglykämie. Meist sind zusätzlich andere Symptome vorhanden, jedoch sollte Nachtschweiß bei Diabetikern, die mit Insulin oder Sulfonylharnstoffderivaten behandelt werden, an die Möglichkeit einer medikamentös-induzierten nächtlichen Hypoglykämie denken lassen.
  • GnRH-Agonisten:
    Bei chronischer Behandlung von Männern (z.B. bei Prostata-Ca) oder Frauen (z.B. bei Endometriose) mit GnRH-Agonisten, wird ein Hypogonadismus induziert, was häufig mit Hitzewallungen einhergeht.
  • weitere Medikamente, die zu Flush führen können:
    • Niacin (bei höheren Dosen)
    • Tamoxifen (antiöstrogene Wirkung, NW in ca. 64%)
    • Sildenafil (ca. 10%)
    • direkte Vasodilatatoren (Hydralazin, Nitroglyzerin)
    • Bromocriptin (gelegentlich)
  • Auch Alkoholeinnahme kann bei bestimmten Personen zu einem Flush führen, wobei der Zusammenhang den Betroffenen meist klar ist.
  • Weitere Medikamente, die mit Schwitzen einhergehen können:
    Als seltenere NW bei Behandlung mit
    • Triptanen
    • Betablockern
    • Ca-Antagonisten
    • Cyclosporin
    • Omeprazol
    • Sympathomimetika
    • Theophyllin
    • Tramadol

Endokrine Störungen:
Schwitzen und Flushing ist ein zentrales Symptom verschwiedener endokriner Erkrankungen:

  • Phäochromozytom:
    klassische Trias: anfallsartige Kopfschmerzen (58%), Schwitzen/ Flushing (37%/ 18%) und Palpitationen (48%) mit intermittierendem Hypertonus (82%).
  • Karzinoid-Symptom:
    Flushing als Leitsymptom (84%). Andere klassische Symptome sind Durchfall (70%) und Bronchospasmus.
    Anm.: Bei intestinalem Karzinoid Flushing erst bei Lebermetastasen.
  • Hyperthyreose:
    Typische Symptome sind vermehrtes Schwitzen (50 - 90%) und Hitzeintoleranz (40 - 90%). Schwitzen meist persistierend und nicht anfallsartig. Meist stehen andere Symptome im Vordergrund.

Neurologische Erkrankungen:
seltenere Ursachen für Nachtschweiß.

  • Autonome Dysreflexie:
    bei Patienten mit Schädigung des zervikalen oder thorakalen Rückenmarks (oberhalb T8). Ausgelöst meist durch Dehnung der Harnblase, aber auch durch Dehnung des Intestinaltraktes oder Schmerzreiz: Schwitzen an der Stirn oder generalisiert, einhergehend mit Kopfschmerzen, Gänsehaut, kutaner Vasodilatation, erhöhtem Muskeltonus, Blutdruckanstieg und Uebelkeit.
  • Syringomyelie (posttraumatisch oder idiopathisch):
    kann zu generalisiertem oder segmentalen Anstieg der Schweißproduktion führen, evtl. lageabhängig.
  • Evtl. unilateral vermehrtes Schwitzen (bei zentraler Schädigung einer Hemisphäre, z.B. Schlaganfall) oder segmentale Hyperhidrose (bei pra-/ spinaler Schädigung).

Menopause:
In einer retrospektiven Studie gaben postmenopausale Frauen in 35% Nachtschweiß während der Menopause an, 74% Hitzewallungen. In einer grossen US-Studie gaben 24% Nachtschweiß an, 28% Hitzewallungen.
Bevor Schwitzen oder Flushing der Menopause zugeschrieben wird, sollte jedoch auf atypische Symptome/ Lokalisation geachtet werden.

Idiopathische Hyperhidrosis:
gutartiger Anstieg der ekkrinen Schweißproduktion. Inzidenz übermäßigen Schwitzens ca.1% (übermäßig heisst: über den Bedarf zur Abkühlung des Körpers hinaus).

Seltene Ursachen:

 

 

 

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

Angesichts der langen Liste an möglichen Ursachen ist es wichtig, die Patienten mit schwerwiegenden Ursachen für Nachtschweiß herauszufinden. Da es keine verlässlichen Studien zu dem Thema Nachtschweiß gibt, sind die Empfehlungen in der Literatur abhängig von persönlicher Meinung und Erfahrung. Der folgende Ansatz versucht, die Wahrscheinlichkeit und den diagnostischen Wert einzelner assoziierter Symptome zu berücksichtigen.

  1. Anamnese:
    • Ausschluss von Fieber als Ursache. Wenn Fieber vorhanden, Ursache dafür suchen.
    • Assoziierte Symptome: unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Müdigkeit, Juckreiz (Hinweise auf Lymphom); lokalisierte Schmerzen als Hinweis auf Tumor, Abszess oder Osteomyelitis; Rückenschmerzen und Fieber als Hinweis auf Endokarditis oder infektiöses Geschehen im Wirbelbereich.
    • Risikofaktoren für Tuberkulose: pos. Tuberkulintest, HIV, Hämodialyse, Gastrektomie, Organtransplantation, Exposition, Obdachlosigkeit, Immigration aus Endemiegebiet.
      Symptome, die auf ein Tbc hinweisen: Husten, Auswurf, Müdigkeit, Gewichtsverlust.
    • Risikofaktoren für HIV: Drogenabhängigkeit, Homosexualität, häufiger Partnerwechsel, Bluttransfusionen vor 1985.
      Symptome, die auf HIV-Infektion hinweisen: Durchfall, unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Lymphknotenschwellungen.
    • Medikamentenanamnese: durch Medikamente induziertes Schwitzen meist Ausschlussdiagnose.
    • Hinweise auf endokrine Ursache: Flushing, Durchfall, Palpitationen, Giemen, Kopfschmerzen, Wärmeintoleranz, Hautveränderungen, Tremor.
    • Hinweise auf neurologische Ursache: Rückenmarksverletzung, Schlaganfall, regionales/ segmentales Schwitzen.
    • Charakteristische Hitzewallungen bei Frauen perimenopausal.
  2. Körperliche Untersuchung (siehe dort)

  • Temperatur
  • Puls (erhöht z.B. bei Phäochromozytom oder Hyperthyreose)
  • Blutdruck (erhöht z.B. bei Phäochromozytom)
  • Gewicht
  • Untersuchung der Haut:
  • Suche nach geschwollenen Lymphknoten, evtl. Biopsie
  • Exophthalmus oder Struma als Hinweise auf Hyperthyreose
  • Lunge: Hinweis auf Tuberkulose?
  • Herzauskultation: neuaufgetretenes Herzgeräusch als Hinweis auf Endokarditis
  • Splenomegalie als Hinweis auf Lymphom
  • neurolog. Hinweise auf Myelopathie oder Dermatom-bezogene sensorische Auffälligkeiten

 

 

Bei verdächtigen Medikamenten Auslassversuch zur Diagnostik.

Bei nicht eruierbarer Ursache Temperaturmessung mehrmals zu unterschiedlichen Zeitpunkten vor und nach dem Schwitzen. Ist Fieber ausgeschlossen und handelt es sich um einen milden generalisierten Anstieg der Schweißproduktion, so kann eine idiopathische Hyperhidrose vermutet werden, die keiner weiteren Abklärung bedarf. Jedoch sollte der Patient darauf hingewiesen werden, sich bei Fieber, Aenderung des Patterns oder neuhinzukommenden Symptomen erneut vorzustellen.

Bei starkem nächtlichen Schwitzen, das einen Wechsel der Bettwäsche erforderlich macht, ist immer eine weitere Abklärung nötig:

  • Radio-Thorax und Tuberkulintest bei möglicher Tuberkulose
  • grosses Blutbild
  • TSH
  • Blutkulturen

Sind diese Befunde bei Persistenz der Beschwerden normal, sollte ein CT durchgeführt werden (Ausschluss von Lymphom, solidem Tumor oder Abszess).

Bei weiterhin unklarer Diagnose weiterführende Abklärung, z.B. HIV-Serologie, Knochenmarkbiopsie, 24h-Urin für Katecholamine, FSH-Bestimmung bei möglichem Zusammenhang mit Menopause.

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

Begleitsymptome je nach zugrundeliegender Ursache.
siehe körperliche Untersuchung

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

 

 

 

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

Prävalenz 0.6 - 1% der Bevölkerung, Beginn in der Adoleszenz, mit dem Alter zunehmend.
typisches Symptom ist eine übermässige Schweißproduktion v.a. an Handflächen und Fusssohlen.

Beginn meist mit unangenehmen Gefühl im Brust- oder Bauchbereich, gefolgt von plötzliche Erwärmung und Rötung der Haut von Brust, Kopf und Hals (Dauer 3-4 min) und evtl. anschließendes Schwitzen in denselben Bereichen.

Auftreten i.R. eines Karzinoides, als häufiges Symptom bei systemischer Mastozytose oder Rosacea, als Nebenwirkung verschiedener Medikamente.
Symptom v.a. anfallsartige Erwärmung und Rötung von Gesicht und evtl. Rumpf.

Schwitzen im Fazialisbereich nach Nahrungsaufnahme (z.B. bei diabet. Neuropathie, nach Parotidektomie, Neck dissection), jedoch kaum mit Nachtschweiß zu verwechseln.

 

 
 Therapien
 

Je nach Ursache.

 

 
 Referenzen
 

 

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Wibke Janzarik

28.05.2004

Helmar Weiss (Editor)

Sabine Petersdorf, 08.08.2004

 

PRELIMINARY

Lizenz für freie Inhalte

 
 Kommentare
 
 
  Sabine Petersdorf schrieb am 08.08.2004 um 22:53 Uhr:
 

gut!

 
 

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