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Morbus Bechterew
 

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Einleitung
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Auf einen Blick
 

Autor

Magdalena C. Kraus
 

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 Einleitung
 

Spondylarthritis ankylopoetica

Spondylarthritis ankylosans

Rheumatoid spondylarthritis

Ankylosing spondylarthritis

M45

Entzündlich-rheumatische Erkrankung der WS und der Sakroiliakalgelenke, im fortgeschrittenen Stadium als Verknöcherung der gesamtem WS (Bambusstabform) imponierend

  1. Typ Strümpel-Marie (ossäre Form, schmerzarm, Beteiligung großer Körpergelenke)
  2. Entzündlich ossäre Form (Beginn als Synovitis, schubweiser Verlauf, "Wirbelsäulenrheumatismus")
  3. Mischformen
  4. Skandinavische Form (primär oder sekundär-chronische Polyarthritis)

 

 
 Epidemiologie
 

0,5 - 14% / 100.000 und Jahr

ca. 0,1-1,4% (0,5%) der Bevölkerung

bei 80% Beginn zwischen 15. - 35. Lebensjahr (Mittelwert: 26 Jahre), weniger als 5% sind Àlter als 45 Jahre

 

m : w = 10 : 1 (laut aktuelleren Daten 2:1)

abhÀngig von PrÀvalenz von HLA B27 in der Bevölkerung: v.a. nördliche LÀnder, am höchsten bei Eskimos und Haida-Indianern

 

 
 Pathologie
 

Assoziation mit HLA-B 27 + exogene Komponente (Erreger des Urogenital- und GI-Traktes)

Interaktion von Bakterien und HLA B27 wird diskutiert: Chlamydia trachomatis bzw. Klebsiellen, Shigellen, Salmonellen, Yersinien, Campylobacter

 

90–95% der Patienten sind positiv für HLA B27; 5% aller HLA B27-positiven Patienten bekommen einen Morbus Bechterew

 

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

Diagnosekriterien der ESSG (Sens+Spez etwa 85%) geltend fïżœr alle seroneg. Spondylarthropathien

Modififizierte Kriterien (New York 1984):

  • Klinische Kriterien
    • Lumbale RĂŒckenschmerzen und Steifheit fĂŒr mehr als 3 Monate, die sich durch Bewegung bessern, jedoch nicht durch Ruhe
    • BewegungseinschrĂ€nkung der lumbalen WirbelsĂ€ule sowohl in sagittaler als auch frontaler Ebene
    • EinschrĂ€nkung der Brustkorbexpansion im Vergleich zur Normalbevölkerung gleichen Alters und Geschlechtes

  • Radiologische Kriterien
    • Sacroiliitis bilateral Grad ≄2 oder unilateral Grad 3–4
  • Diagnose des Morbus Bechterew ist sicher, wenn radiologisches Kriterium und mindestens ein klinisches Kriterium erfĂŒllt sind

 

Erfassung der BewegungseinschrÀnkung:

  • Thorax-Atemexkursion: Unterschied zw. In- und Expiration < 2 cm => Beteiligung der BrustwirbelsĂ€ule mit Versteifung des Thorax.
  • Schober-Maß
    Strecke 5. LWK bis kranial 10 cm -> normal um mindestens 4 cm verlÀngert bei Rumpfbeugung
  • Ott-Maß
    Strecke 7. HWK bis kaudal 30cm -> um mindestens 2 cm verlÀngert nach maximaler Rumpfbeugung
  • Hinterhaupt-Wand-Abstand, Kinn-Sternum-Distanz, Finger-Fußboden-Abstand (normal jeweils 0)

Erfassung der Schmerzsymptomatik

  • Stuhlsteigeversuch
  • Mennell-Zeichen

Nativröntgen:

  • FrĂŒhstadium - sogenanntes "buntes Bild": Syndesmophyten (paravertebrale Verkalkungen), Spondylarthritis: Verknöcherung der Iliosakralfugen (Ankylose), der LĂ€ngsbĂ€nder (Ligamenta flava & interspinalia), Intervertebralgelenke
  • SpĂ€tstadium - völlige Verknöcherung in Bambusstabform, ausgeprĂ€gte Kyphose

Gradeinteilung der Sakroiliitis [Herold 2002]

  • Grad 1: verwaschener Gelenkspalt, Pseudoerweiterung, mĂ€ĂŸige Sklerosierung
  • Grad 2: unregelmĂ€ĂŸige Gelenkspalterweiterung, ausgeprĂ€gte Sklerosierung, Erosionen, "Perlen an einer Kette"
  • Grad 3: GelenkspaltverschmĂ€lerung oder -verengung, Erosionen, Sklerosierung, partielle Ankylosierung
  • Grad 4: Totale Ankylose

Szintigraphie:
Einsatz bei fraglicher Symptomatik, Mehranreicherung im Bereich der Iliosakralfugen

CT, MRT

aufgrund der schwachen EntzĂŒndungstendenz hĂ€ufig unauffĂ€llig, BSG kann sich im Normbereich befinden, AnĂ€mie kann fehlen

HLA-B27 positiv bei >95% der Erkrankten

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

Nächtliche Kreuzschmerzen, Gesäßschmerzen, bei 20% Fersenschmerz

1.

Mechanische Behinderung der Atmung durch Befall der Brustwirbelsäule; Einschränkung der Atemexkursionen

2.

Bewegungseinschränkung der WS

3.

Maximalausprägung: keine Möglichkeit geradeaus zu schauen

4.

Periphere Arthritis: monoartikulär oder oligoartikulär; v.a. an der unteren Extremität (Hüft- und Schultergelenke in ca. 20% der Patienten betroffen; Hüftbeteiligung: Zeichen für schlechte Prognose)

5.

Sehnenentzündung: Achillessehne, plantare Faszie, Wibelsäulenbänder

Iritis (25%), seltene Beteiligung der inneren Organe (IgA-Nephritis, Aortitis, AV-Block I°, entzündliche Darmerkrankungen) [Herold 2002], Psoriasis

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

chronisch progredient, oft in Schüben, Progression von kaudal nach kranial, HWS erst spät in den Prozess einbezogen, bei Maximalausprägung völlige Versteifung in großbogiger Kyphose (Totalrundrücken)

Amyloidose (1%) [Herold 2002]

 

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

1.

Osteoporose, Diskusprolaps [Herold 2002]

2.

M. Forestier (Spondylitis hyperostotica) [Herold 2002]

3.

Tuberkulöse und bakterielle Spondylitis und Spondylodiszitis [Herold 2002]

4.

Metastasen, Tumoren der WS [Herold 2002]

5.

Weitere Spondylarthritiden [Herold 2002]

 

 
 Therapien
 

Ziel der Therapie ist Milderung der Symptomatik (vor allem die anfänglich dominierenden Kreuzschmerzen) sowie Herabsetzen der Kyphosefehlstellung (zu Beginn physiotherapeutische Maßnahmen, im Endstadium die operative Korrektur)

Physiotherapie (Verlangsamung des Versteifungsprozesses), Spa-Programme, Selbsthilfegruppen usw.

1.

Nichtsteroidale Antiphlogistika: gutes Ansprechen, vermindern Steifheit und Schmerzen; CAVE gastrointestinale Nebenwirkungen

2.

Glukokortikoide wegen Induktionspotential von Osteoporose kontraindiziert

nicht für axiale Erkrankung, für periphere Arthritis evtl. Sulfasalazin. Methotrexat und Leflunomid nicht wirksam

1.

Präparate:

  • Infliximab (monoklonaler chimärer Antikörper) 3-5 mg/kg i.v. alle 6-8 Wochen
  • Adalimumab (monoklonaler humanisierter Antikörper) 40 mg s.c. alle 2 Wochen
  • Etanercept (TNF-Rezeptor-Fusionsprotein) 50 mg/Woche oder 25 mg/2x pro Woche s.c.

2.

Klasseneffekte:

  • kurzfristige Verbesserung der Rückenschmerzen, spinaler Funktionen und Entzündungsmarker
  • Studiendauer 2-5 Jahre: anhaltende Effekte, ca. 1/3 der Patienten in Remission
  • nach Absetzen Wiederauftreten der Erkrankung, nach Wiederansetzen erneute Remissionen beschrieben
  • Etanercept: nicht empfohlen für Patienten mit gleichzeitiger entzündlicher Darmerkrankung und/oder vorderer Uveitis
  • bestes Ansprechen bei frühem Krankheitsstadium, erhöhtem CRP, positiven MRT-Befunden und weniger strukturellen Defekten
  • CAVE: hohe Kosten
  • Kriterien zum Einsatz der anti-TNFα-Therapie sind verfügbar

Dorsal lordosierende Osteotomie der WS (lumbale Mehretagenosteotomie, Spondylodese)

 

 
 Referenzen
 

Niethard 2003

Herold 2002

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Magdalena C. Kraus

27.04.2003

 

Tobias Schäfer, 21.04.2007

 

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