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Mukoviszidose
 

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Auf einen Blick
 

Autor

Helmar Weiss
 

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 Einleitung
 

Zystische Fibrose

Cystische Fibrose

Cystic fibrosis, CF

 

Syndromale Erkrankung der exokrinen Drüsen mit digestiver und respiratorischer Insuffizienz

 

 

 
 Epidemiologie
 

1:3000 bei der weißen (kaukasischen) Rasse, 1:20000 bei Schwarzen und 1:100000 bei Asiaten ("gelbe Rasse" nach [Sitzmann 2002])
5% aller weißen Menschen sind heterozygote Merkmalsträger und phänotypisch gesund

 

 

 

 

weiß > schwarz > Asiate

 

 
 Pathologie
 

 

 

autosomal-rezessiv

7q31.2

Durch den Gendefekt kommt es zur fehlerhaften Exprimierung eines Chloridkanals (CTFR-Protein). Je nach Art der Mutation kann dies zu unterschiedlichen Funktionsausfällen führen:

  • Bildung eines unvollständigen Proteins
  • nicht korrektes Processing des Proteins (Delta-F-508)
  • mutierte Nukleotidbindungsstelle und daher gestörte Regulation
  • defekte Leitfähigkeit für Choridionen

Wasser und Elektrolytströme durch die Zellwand sind gestört. Obwohl alle Körperzellen betroffen sind, wirkt sich diese Störung funktionell nur auf exkretorische Organe aus. Es kommt zur Dyskrinie (zäher Schleim, welcher nicht abfließt), zur Verstopfung der Drüse mit folgender Entzündung und Untergang des Organs. Muköser Schleim ist also zu viskös (daher Mukoviszidose), in der Folge kommt es zu zystisch-fibrotischer Umwandlung des betroffenen Gewebes (daher zystische Fibrose).

  1. Lunge: ineffektive mukoziliäre Clearance mit rekurrierenden Infekten (Viren, Bakterien, Pilze), welche in einen chronischen Verlauf übergehen. Besondere Rolle spielen Pseudomonas aeruginosa und Staphylokokkus aureus. Verlegung des Bronchiallumens durch den zähen Schleim, Bronchiektasien, Belüftungsstörungen und Untergang von Bronchialepithel und Alveolen sind die Folge. Es kommt zur respiratorischen Insuffizienz mit chronischer Hypoxie, pulmonaler Hypertonie und Cor pulmonale.
  2. exokriner Pankreas: Schon post partum werden kaum Verdauungsenzyme an das Duodenum abgegeben. Abhängig vom Ausmaß der Achylie leidet der Neugeborenen an Fettstühlen, geblähtem Abdomen und Gedeihstörungen durch die Fehlverdauung. Evtl. wird das Kind mit  Mekoniumileus geboren (10 -15 %). Dieser entwickelt sich auf Grund der fehlenden Verdauung von  albuminhaltigem Fruchtwassers. Es kommt zur Verstopfung des Illeums mit Entwicklung eines Mikrokolons. Die exokrine Pankreasinsuffizienz führt zu chronischen Durchfällen und Maldigestion.
  3. endokriner Pankreas: die endokrine Funktion bleibt auch bei schweren Pankreasschäden noch bis ins 2. Lebensjahrzehnt erhalten; Entwicklung eines Diabetes möglich.
  4. Leber: Störung des Galleabflusses mit langsam einsetzender Cholestase, einzelnen Gallensteinen und blanden Cholangitiden. Im weiteren Verlauf kommt es jedoch zur biliären Zirrhose (10 %) mit Pfortaderhochdruck und Entwicklung von Ösophagusvarizen.
  5. Schweißdrüsen: 
  6. Keimdrüsen des Mannes: angeborene Obliteration des Ductus deferens, daher in 95 % Infertilitaet.
  7. Nase, Nasennebenhöhlen: Polypen, Sekretverlegungen
  8. Schleimdrüsen des Darmes: Mekoniumileus, distale intestinale Obstruktion (im weiteren Verlauf).

Defekt des CFTR-Gen (cystic fibrosis transmembrane conductance regulator). Es gibt ca. 1000 verschieden Mutationen, bei 70% aller Patienten liegt die Mutation delta-F-508 vor. Aufgrund der Vielzahl verschiedener Mutationen breites Bild an klinischer Manifestation.

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

chronische Bronchitis + Gedeihstörung: immer Schweißtest machen

  1. Neugeborenen-Screening in der U2 mit der Bestimmung des Trypsin IRT ( immunreaktives Trypsin) in getrocknetem Filterpapierblut.
  2. Klinisch
  3. Pilocarpin-Ionophorese (Schweißtest) mit Bestimmung von Na und Cl; Cl > 60 mmol/l

  • Vorgewölbtes Abdomen
  • Trommelschlegelfinger, Uhrglasnägel

Röntgenveränderungen nach Shwachman-Score (je geringer, umso ausgeprägter die Erkrankung und schlechter die Prognose):

  • normales Röntgenbild: 25 Punkte
  • geringe Betonung der bronchovaskulären Zeichnung, angedeutetes Emphysem: 20 Punkte
  • leichtes Emphysem, kleinfleckige Atelektasen, deutliche bronchovaskuläre Zeichnung: 15 Punkte
  • deutliches Emphysem, kleinfleckige Dystelektasen, bronchopulmonale Infiltrate
  • ausgedehnte bronchopulmonale Infiltrate, lobäre Atelektasen, Bronchiektasien: 0 Punkte

  • Erhöhung von Lipase und Amylase auch beim noch symptomfreien Neugeborenen
  • hyperchlorämische Alkalose beim Schwitzen 

chronische, faulig stinkende, voluminöse Durchfälle

 

 

 

  1. Gentypbestimmung aus Chorionzotten
  2. Haplotypanalysen bei der bekannten Indexperson
  3. biochemische Bestimmung der Dünndarmenzyme aus dem Fruchtwasser

 

 
 Symptome und Befunde
 

1.

Maldigestion:

  • chronische, faulig stinkende, vulominöse Durchfälle
  • vorgewölbtes Abdomen
  • Gedeihstörungen
  • Andauernder Hunger

2.

chronische Bronchitis:

  • produktiver Husten
  • Atemnot
  • Trommelschlegelfinger
  • Uhrglasnägel

1.

Rektumprolaps (im Kindesalter fast nur bei Mukoviszidose)

2.

zyanotisches Hautkolorit

3.

salzige Haut beim Neugeborenen

4.

chronische Pneumonie mit Abnahme von Apetitt und Hunger

5.

Schwäche

6.

diffuse Schmerzen

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

Sonderform: Pankreassuffizienz-Genotyp mit nur geringen Symptomen und suffizienter Verdauung

  • endet unbehandelt im Vorschulalter tödlich
  • unter Therapie mittlere Lebenserwartung heutzutage ca. 30 Jahre; bei Kindern, die seit den 90er Jahren geboren wurden, voraussichtliche Lebenserwartung ca. 40 Jahre.
  • Limitierend ist die pulmonale Beteiligung (Tod durch kardiopulmonales Versagen); ansonsten Leberversagen

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

Bei negativem Schweißtest

1.

Asthma-Syndrom

2.

α1-Antitrypsinmangel

3.

Shwachmann-Syndrom

4.

Zilien-Dyskinesie-Syndrome

5.

Bronchiektasen

 

 
 Therapien
 

1.

Stillen, ab 4.Lebensmonat Beikost

2.

bis zu 40%Fettkalorien in der Nahrung, regelmäßige Zwischenmahlzeiten

3.

mikroverkapselte, säurestabile Pankreasenzym-Präparate hochdosiert zu jeder Mahlzeit je nach Bedarf

4.

Gabe von wasser- und fettlöslichen Vitaminen

5.

Kochsalz beim Schwitzen

siehe hier

1.

Enzymsubstitution

2.

reichlich trinken

3.

schlackenhaltige Kost vermeiden

4.

Spüleinläufe

1.

Physiotherapie

  • Atemgymnastik
  • Klopf- und Lagerungsdränage, autogene Dränage
  • PEP-Maske

2.

Sport

3.

Inhalation von Aerosolen

4.

Antibiotika;:

  • prophylaktisch-kontinuierlich-intermittierend
  • parenteral-oral-inhalativ
  • v.a. gegen Staphylococcus aureus
  • Gyrasehemmer, Aminoglykoside, Cephalosporine ( 3. Generation) geben Pseudomonas
  • Inhalation von Clomycin und Aminoglykosiden
  • Systemisch und inhalativ Kortikoide + Antimykotika gegen Aspergillus fumigatus bei ABPA

1.

Sauerstoffinsufflation, v.a. nachts bei Sauerstoffpartialdruck unter 65 mmHg

2.

Lungen- bzw. Herz-Lungentransplantation

1.

Cholangitiden, obstruktive Cholestasen symptomatisch

2.

OP bei Cholezystitis durch Gallenblasensteine

3.

evtl. Lithotrypsie, keine (!) medikamentöse Lyse (Steinzusammensetzung)

4.

Urocholsäurepräperate bei cholestatischer Fibrose

Sklerosierung

portosystemischer Shunt

1.

Umstellung der Ernährung bei gestörter Glukosetoleranz

2.

Medikamentöse Stimulation der Insulinsekretion, bei DM, bei Versagen Insulinsubstitution

  • Reposition
  • Enzymsubstitution

1.

Nasenpolypen: operativ

2.

"Sinusitis": Rotlicht, Inhalation, OP fragwürdig wgn. Rezidiven

Fertilitätsanalyse, Refertilisation möglich, schwer therapierbar

Transfer von CFTR-Genen mittels viraler Vektoren oder Liposomen; noch keine Routinebehandlung.

 

 
 Referenzen
 

Sitzmann 2002

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Helmar Weiss

11.11.2002

 

Wibke Janzarik, 16.12.2002

 

TRACK3

Lizenz für freie Inhalte

 
 Kommentare
 
 
  Tobias Schäfer schrieb am 17.01.2004 um 10:58 Uhr:
 

Hallo Helmar,

ich habe den Shwachman-Score ergänzt. Einverstanden?

Viele Grüße

Tobias

 
  Myrielle Hitz schrieb am 14.09.2004 um 15:35 Uhr:
 

Hallo Helmar,
laut neuerer Studien ist die fehlerhafte Exprimierung des Chloridkanals lediglich für die abdominelle Symptomatik zuständig. Mäuse, die nur eine Mutation der Chloridkanäle hatten zeigten KEINE pulmonale Symptomatik. Für die pulmonale Symptomatik scheint vielmehr die Exprimierung fehlerhafter NATRIUMkanäle verantwortlich zu sein.
Gruß, Myrielle

 
 

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