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Medicle Datenbank: Kartagener-Syndrom (Rudiment) |
Einleitung | ||
Synonym |
Primäre Ciliäre Dyskinesie |
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Syndrom der immotilen Zilien (1976) |
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Englisch |
Kartagener's syndrome |
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primary ciliary dyskinesia |
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immotile cilia syndrome |
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ICD10 |
Q89.3 |
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Definition |
Die Primäre Ciliäre Dyskinesie bezeichnet ein autosomal-rezessiv erbliches Krankheitsbild , mit kongenitalen ciliären Funktions-/Strukturanomalien. Durch Beeinträchtigung des Flimmerepithels kommt es zu chronisch-rezidivierenden oberen und unteren Atemwegsinfekten. In 50% tritt ein Situs inversus hinzu. 1933 wurde die entsprechende Trias aus Sinusitis/Polyposis, Bronchiektasie und Situs inversus viscerum als Kartagener-Syndrom beschrieben. |
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Klassifikationen |
Die Primäre Ciliäre Dyskinesie entspricht dem Kartagener-Syndrom ohne Auftreten eines Situs inversus bei ansonsten gleicher Symptomatik. |
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Epidemiologie | ||
Inzidenz |
Nur jeder 6. Mensch mit Situs inversus hat eine Primäre Ciliäre Dyskinesie und damit ein Kartagener-Syndrom. |
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Prävalenz |
Die Primäre Ciliäre Dyskinesie hat eine Häufigkeit von 1:15.000 - 1:5000. In der Hälfte der Fälle liegt das Kartagener-Syndrom vor. |
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Ethnologie |
Wegen konsanguinität marokkanische und türkische Familien häufiger betroffen (Cousin/Cousinen-Ehen). |
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Pathologie | ||
Vererbung |
Heterogener autosomal-rezessiver Erbgang. Aufgrund von Genkartierungen wurde ein Genlokus für das Kartagener-Syndrom u.a. auf Chromosom 5p15-p14 gefunden. Es erfolgte eine Identifikation eines Kandidatengens DNAH5, welchem aufgrund elektronenoptischer Befunde an Flimmerepithelien Homologie zu axonemalen schweren Dyneinketten gezeigt wurde. |
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Chromosom |
5 |
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Pathogenese |
Das primäre dysmotile Ziliensyndrom (PCD) ist gekennzeichnet durch eine verminderte "muko-ziliäre Clearance" aufgrund einer angeborenen ziliären Dyskinesie. Die Morphologie der Zilien ist durch unterscheidliche Strukturdefekte gekennzeichnet, welche zur Aufhebung der gerichteten ziliären Motilität führen. Symptome entstehen entsprechend v.a. aufgrund insuffizienter bronchialer Reinigung. Zusätzlich kann es zur männlichen Infertilität kommen. Die beim Kartagener-Syndrom auftretende Lateralitätsstörung scheint in Zusammenhang mit der gestörten Zilienmotilität in der Embryonalentwicklung zu stehen. Der effektiv-gerichtete Zilienschlag reguliert die sog. Sinistrorotation des Embryos, welche für die übliche Rechts-Links-Asymmetrie des Menschen verantwortlich ist. Bei fehlenden oder unkoordiniertem Zilienschlag treten Sinistro- und Dextrorotation der embryonalen Organe mit gleicher Wahrscheinlichkeit auf, somit in 50% Situs inversus. |
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Molekularer Hintergrund |
Die häufigen Formen der ciliären Dyskinesie sind durch die ultrastrukturelles Fehlen von Dyneinarmen, des zentralen Mikrotubuluspaares, der inneren Scheide, Radspeichen und Nexinen charakterisiert. Zusätzlich sind gestörter Zilienschlag- und richtung beschrieben. |
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Störungen der Spermatozoen, der Zilien des Eileiters, Tuba Eustachii und dem Ependym sowie zilienanaloge Organellen in der Netzhaut |
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Mikroskopie |
Elektronenmikroskopisch: Fehlen der äußeren Dyneinarme oder anderer Strukturen |
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Geschichte |
Das Kartagener-Syndrom geht auf den Zürcher Internisten Prof. Dr. Manes Kartagener (07.01.1897- 05.08.1975) zurück, der es 1933 mit der Befundtrias Situs inversus, Bronchiektasie und chronische Sinusitis beschrieb.1976 wurde das "Syndrom der immotilen Zilien" mit Nasenpolypen, Bronchiektasen bei Erwachsenen, Situs inversus in 50% und Spermienunbeweglichkeit benannt. |
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Diagnostik und Workup | ||
Kriterien |
Häufige Fehldiagnosen (v.a bei PCD ohne Situs inversus), Zielsetzung ist die Frühdiagnose. |
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Wegen diagnostischer Unsicherheiten oft mehrmalige Untersuchungstermine und nochmalige Diagnosesicherung auch nach nach Einleitung einer adäquaten Therapie notwendig. Stufenweiser, altersadaptierter Einsatz der Diagnostik. |
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Methode: EM-Untersuchung der Zilien des Nasenepithels |
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Diagnostik |
Nasale Bürstenbiopsie und Phasenkontrastmikroskopie des Vitalpräparates zur Beurteilung und Frequenzbestimmung des Zilienschlages, ggf. nach mehrwöchiger topischer Steroidgabe zur Vorbehandlung differentialdiagnostisch relevanter sekundärer Flimmerepithelstörungen. |
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Elektronenmikroskopie ist meist nicht hilfreich, kann u.U. ziliäre Ultrastrukturdefekte wiedergeben |
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Nasale mukoziliäre Clearancebestimmung (nasale Transportzeit) mittels Saccharin-/Farbstofftests haben sich als wenig zuverlässig herausgestellt und setzten entsprechende Compliance voraus (ältere Kinder und Jugendliche). |
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Bronchiale mukoziliäre Clearance-Bestimmung mit Technetium-Aerosolen (Radiotracer) erlaubt keine differentialdiagnostische Abgrenzung zwischen primären und sekundären Flimmerepithelstörungen. |
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In Erforschung: Zellkulturen |
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Erniedrigtes nasal-exhaliertes Stickstoffmonoxid erlaubt -bei unklarer Sensitivität und Spezifität- differentialdiagnostische Abgrenzung zum Asthma. |
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Differentialdiagnostische Abklärung durch Bronchoskopie und Biopsie bei bestehender pulmonaler Symptomatik |
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Allergiediagnostik |
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pH-Metrie in 2-Punkttechnik (DD: Gastroösophagealer Reflux) |
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Impfreaktion (funktionelle Testung des Immunsystems) |
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Pilokarpin-Iontophorese |
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Immunglobulin-Quantifikation |
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Bronchoalveoläre Lavage und Quantifizierung fetthaltiger Makrophagen mit Sudan-Rot. |
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Körperliche Untersuchung |
Thoraxdeformität (Faßthorax) |
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Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel |
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Pränataldiagnostik |
Genanalytik in Forschung |
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Symptome und Befunde | ||
Rezidivierende Atemwegsinfekte |
1. |
Husten schon in den ersten Lebenswochen |
2. |
Obere Atemwegserkrankungen:
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3. |
Untere Atemwegsinfekte:
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Erreger:
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Situs inversus viscerum |
(engl. mirror image): 50% bei PCD-Patienten bilden das Kartagener-Syndrom aus, bei dem zusätzlich ein Situs inversus (u.a. Dextrokardie) vorliegt. |
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UGI |
1. |
50% der männlichen PCD-Patienten sind aufgrund gestörter Spermienimmobilität infertil (Impotentia generandi) |
2. |
Der Eitransport bei der Frau erfolgt überwiegend durch die Tubenperistaltik - nicht durch die Kraft der Zilien. Die Fertilität betroffener Frauen ist damit nahezu normal, es werden jedoch vermehrt Extrauteringraviditäten berichtet, da die Aufnahme des Eies nach dem Follikelsprung von einer intakten Zilienfunktion abhängig ist. |
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3. |
Nierenfehlbildungen |
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Herz |
Komplexe kongenitale Vitia cordis |
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GIT |
1. |
Ösophagus-Anomalien, v.a. Ösophagusatresien |
2. |
40% gastroösophagealer Reflux aufgrund chronischen Hustens |
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3. |
Biliäre Atresie |
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ZNS |
Hydrozephalus: selten beim Menschen (häufig beim Schwein) |
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endokrin |
hormonale Störungen aufgrund pluriglanduläre Insuffizienz |
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Verlauf und Prognose | ||
Komplikationen |
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Prognose |
Bei früher Diagnose normale Lebenserwartung |
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Differentialdiagnosen | ||
1. | ||
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Therapien | ||
Allgemeines |
1. |
Notwendigkeit von genetischer Beratung bei PCD:
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2. |
Sportliche Aktivität und Physiotherapie (autogene Drainage) |
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Medikamentöse Therapie |
1. |
Topischen Steroidgabe zur Besserung chronisch-entzündlicher Atemwegsveränderungen |
2. |
Langzeit-ß-Sympathomimetikum bei reversibler obstruktiver Ventilationsstörung zur Bronchospasmolyse |
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3. |
Antibiotika-Prophylaxe:
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4. |
Sekretolytika:
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Paukendrainage |
ggf. Fenestration (Cave: Pseudomonas-Ohr) |
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Hemifundoplikatio nach Thal |
Pulmonal relevanter gastroösophagealer Reflux |
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Lungenchirurgie |
1. |
Pulmonale Mittellappenresektion bei Herdfunktion (deutlich stärkerer Beteiligung des Mittellappens), selten notwendig |
2. |
Lungentransplantation bei schwersten Verläufen |
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Polypenextirpation |
bei massiver Polyposis mit obstruktiv-destruierendem Verlauf |
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Impfungen |
alle öffentlich empfohlenen, incl. Grippeschutzimpfung, Hepatitis B und Pneumokokken |
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Referenzen | ||
Lehrbuch |
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Reviews |
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Adressen |
Kartagener-Syndrom und Primäre Ciliäre Dyskinesie e.V.: http://www.kartagener-syndrom.de |
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Editorial | ||
Autor |
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Erstellt |
03.02.2004 |
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Status |
RUDIMENT |
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Freigabe |
ALL |
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Copycheck |
1 - überprüft |
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Licence |
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Kommentare | ||