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Medicle Datenbank: Dilatative Kardiomyopathie (Rudiment)
 

 Einleitung
 

DCM

dilated cardiomyopathy

I42.0

I25.5 ischämische Kardiomyopathie

I11.9 Hypertensive Kardiomyopathie

I42.6 Alkoholtoxische Kardiomyopathie

I42.7 medikamentös-toxische Kardiomyopathie

systolische Pumpfunktionsstörung mit Kardiomegalie und eingeschränkter Ejektionsfraktion, zusätzlich oft diastolische Störungen wie verzögerte inkomplette Relaxation des Myokards, vermehrte Steifigkeit

 

 
 Epidemiologie
 

idiopathische Form: 6/100.000 und Jahr

alle Formen: 7/100.000

idiopathische Form: M:F = 2:1

 

 
 Pathologie
 

1. Idiopathische DCM
häufigste idiopathische Kardiomyopathie, unterschiedliche Erbgänge und Gendefekte bekannt

2. Spezifische DCM (bekannte Ursache)

  1. Ischämische CM
    kritische Stenose einer größeren Koronararterie oder Remodelling nach Herzinfarkt führt zu Überlastung des nichtinfarzierten Gewebes
  2. Valvuläre CM
    bei fortgeschrittenen Klappenfehlern
  3. Hypertensive CM
    initial diastolische, im weiteren Verlauf auch systolische Funktionsstörung des hypertensiv geschädigten Herzens
  4. Alkoholtoxische CM
    häufigste Ursache einer DCM, manchmal mit alkoholtox. Myopathie und Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern ("holiday-heart")
  5. Medikamentös-toxische CM
    Phenothiazine, Trizyklische Antidepressiva, Clozapin, Lithium, Doxorubicin und andere Anthrazykline, Kokain
  6. Inflammatorisch CM
    Autoimmunreaktion ohne bzw. chronische Myokarditis mit Erregerpersistenz (siehe unten, Erreger)
  7. DCM bei neuromuskulären Erkrankungen
  8. DCM bei Stoffwechsel- und endokrinen Erkrankungen
  9. Peripartale CM
    letztes Schwangerschaftsdrittel bis 6 Monate nach Entbindung (CAVE: bei erneuter Gravidität Gefahr der Linksherzdekompensation, von Schwangerschaft abraten)

bei inflammatorischer DCM, siehe Myokarditis:

idiopathische Form: 20% familiäre Häufung

  • X-chromosomal rezessiv: Mutation des Dystrophin-Gens (Duchenne-Muskeldystrophie)
  • Autosomal-dominant mit Erregungsleitungsstörung und Sick-sinus-Syndrom: 15 Genorte, 6 identifizierte Gendefekte
  • Autosomal-rezessiv mit Mutation der Fettsäureoxidation-Gene
  • Mutationen der mitochrondrialen DNA
  • "non-compaction DCM": Fehlbildung des LV-Myokards mit Persistenz des embryonalen Maschenwerks, phänotypisch im Verlauf als DCM imponierend

interstitielle Fibrose, Veränderungen der extrazellulären Matrix

 

 
 Diagnostik und Workup
 

  • Klinik
  • Echokardiographie
  • Myokardbiopsie
  • Ausschluss bekannter Ursachen

Röntgen-Thorax: Kardiomegalie, Lungenstauung

Echokardiographie: Dilatation beider Ventrikel (bei relativer Mitralklappeninsuffizienz auch des linken Vorhofs), Ventrikelwandhypokinesie mit Einschränkung der systolischen Einwärtsbewegung, prozentuale systolische Verkürzungsfraktion < 25%, EF reduziert; oft Ventrikel- und/oder Vorhofthromben

MRT des Herzens: Fibrosenachweis?

ev. Autoantikörper gegen β1-Rezeptoren; BNP zur Quantifizierung der Herzinsuffizienz

immer Ausschluss einer ischämischen Kardiomyopathie, ev. Myokardbiopsie mit Histologie / Immunhistologie / Virusdiagnostik

 

 
 Symptome und Befunde
 

1.

progressive Linksherzinsuffizienz mit Belastungsdyspnoe, später globale Herzinsuffizienz

2.

Rhythmusstörungen, v.a. ventrikuläre

3.

Thrombenbildung mit arteriellen und pulmonalen Embolien (Lungenembolie)

5.

Gefahr des plötzlichen Herztodes

 

 
 Verlauf und Prognose
 

abhängig vom Grad der Herzinsuffizienz (>= NYHA III schlechte Prognose), Ejektionsfraktion (EF < 20%), diastolische Füllungscharakteristik (restiktiv = schlechte Prognose)

10-Jahres-Überlebensrate 10-20%, Absterberate 10%/Jahr

 

 
 Differentialdiagnosen
 

Akute und chronische Myokarditis

 

 
 Therapien
 

nach Ursache, z.B. Alkoholkarenz, Absetzen kardiotoxischer Medikamente, Behandlung Chagas, Viruselimination usw.

Bei Nachweis von Autoantikörpern gg. β1-Rezeptoren ev. Immunadsorption

1.

Behandlung der Herzinsuffizienz (siehe dort)

2.

Thromboembolieprophylaxe (OAK) ab einer EF < 40%

3.

bei ventrikulären Arryhthmien ev. ICD

4.

bei QRS-Verbreiterung Indikation für kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)

5.

bei terminaler Herzinsuffizienz Cardiac Assistant Devices und/oder Herztransplantation

 

 
 Referenzen
 
 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

23.11.2005

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