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Neurologie > Erkrankungen von ZNS/ Rückenmark > Degenerative Erkrankungen > Systematrophien der Basalganglien |
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Morbus Parkinson
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Einleitung | ||
Synonym |
Parkinson-Syndrom |
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Parkinsonismus |
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Paralysis agitans |
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Schüttellähmung |
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Englisch |
Parkinson's disease |
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parkinsonism |
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paralysis agitans |
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shaking palsy |
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ICD10 |
G20 Primäres Parkinson-Syndrom |
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G21 Sekundäres Parkinson-Syndrom |
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Definition |
Extrapyramidalsyndrom mit den Leitsymptomen Rigor, Tremor, Bradykinese. |
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Klassifikationen |
Primäres Parkinson-Syndrom (M.Parkinson):
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Epidemiologie | ||
Inzidenz |
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Prävalenz |
1,4% mit 55J; 3,4% mit 75J |
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Alter |
über 40 Jahre |
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Häufigkeitsgipfel |
40 bis 60 Jahre |
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Geschlecht |
Männer etwas häufiger |
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Ethnologie |
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Sonstiges |
Keine regionale Häufung bekannt, Prävalenz konstant: schädigende Umwelteinflüsse scheinen keine Rolle bei der Krankheitsmanifestation zu spielen |
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Pathologie | ||
Ätiologie |
Unbekannt. Bisher kein Hinweis auf immunologische oder virale Genese, keine Auslösung durch Umweltgifte oder SHT (es gibt zwar z. B. die "Boxerenzephalopathie" mit Parkinson-Syndrom und Demenz, aber nicht M. Parkinson!) |
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Risikofaktoren |
20 bis 25% der Patienten mit M. Parkinson haben mind. einen erstgradigen Verwandten mit M. Parkinson oder essentiellem Tremor; es wird ein polygener Erbgang angenommen, es gibt jedoch auch Familien mit AD oder AR Erbgang |
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Vererbung |
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Pathogenese |
Degeneration melaninhaltiger Zellen in der Pars compacta der Substantia nigra. Auch andere Neurotransmitter sind vermindert (Noradrenalin/Serotonin in Raphekernen, ACh im Ncl. basalis Meynert, GABA]. Es gibt verschiedene Hypothesen für die Nervenzelldegeneration: möglicherweise wird sie durch vermehrt freigesetzte bzw. vermindert eliminierte Sauerstoffradikale hervorgerufen oder aber durch die dominierende exzitotoxische Aktivität von Glutamat inf. Dopaminmangel im Corpus striatum. |
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Makroskopie |
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Mikroskopie |
Degeneration melaninhaltiger Zellen in der Pars compacta der Substantia nigra. Außerdem Untergang von Zellen und Gliose im Locus coeruleus (noradrenerg), dorsalem Vaguskern, Substantia innominata (cholinerg) und Raphekernen (seretonerg). In den überlebenden Nervenzellen findet man Lewy-bodies (eosinophile zytoplasmatische Einschlüsse; aber auch bei 10% der gesunden älteren Bevölkerung oder bei anderen Gehirnerkrankungen zu finden) |
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Geschichte |
Erstbeschreibung als "Schüttellähmung" (shaking palsy) 1817 durch Parkinson(*). |
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*James Parkinson (1755–1824), Chirurg & Paläontologe, London | ||
Diagnostik und Workup | ||
Kriterien |
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Diagnostik |
Diagnostik in drei Etappen mit Ein- und Ausschlusskriterien nach einem Vorschlag der United Kingdom Parkinson´s Disease Society Brain Bank: |
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1.Etappe: Diagnostik eines Parkinson-Syndroms:
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2. Etappe: Ausschlusskriterien für einen M. Parkinson (s. DD eines Parkinson-Syndroms):
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3. Etappe: Einschlusskriterien für einen M. Parkinson:
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Körperliche Untersuchung |
1. Neuropsychologische Symptome:
CAVE: Atypisch sind frühe oder schwere Demenz, starke Apraxie und emotionale Instabilität; an DD und mögliche Komorbidität mit anderen neurologischen Erkrankungen denken! |
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2. Hirnnerven:
CAVE: Atypisch sind supranukleäre Blickparalyse (v.a. Blicksenkung oder Lateralisation), Auslösbarkeit zahlreicher archaischer Reflexe, Kopftremor, Blepharospasmus, Apraxie für Öffnung/Schluss der Augen, isolierte bukkolinguale Dyskinesie, frühe oder schwere bulbäre Symptomatik; an DD denken! |
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3. Nacken:
CAVE: Atypisch sind ein axial betonter Rigor oder ein stark vorgebeugter Hals |
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4. Extremitäten:
CAVE: Atypisch sind Pyramidenbahnzeichen, zerebelläre Symptomatik oder Sensibilitätsstörungen, ausschließlich untere Extremität betroffen, symmetrischer Befall, Myoklonien, Chorea, fokale Dystonien, Tics; an DD denken! |
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5. Stand, Gleichgewicht, Gangbild:
CAVE: Atypisch sind Stürze früh im Verlauf, frühes Angewiesensein auf Rollstuhl, schwere hypotensive Orthostase; an DD denken! |
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Bildgebung |
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EEG |
normal |
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EMG |
Ausschluss von Hirntumor, Normaldruckhydrozephalus o.ä. |
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Blut |
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Weitere Diagnostik |
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Fakultativer Untersuchungen zur Bestätigung oder zum Ausschluss der Diagnose:
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Nachsorge |
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Meldepflicht |
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Pränataldiagnostik |
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Symptome und Befunde | ||
Leitsymptome |
(mind. 2 der 3 müssen erfüllt sein): |
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1. | ||
2. |
Ruhetremor (4-6 Hz) |
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3. |
Bradykinese |
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Weiteres |
(fakultativ, da oft erst im Verlauf): |
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1. |
Standunsicherheit |
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2. |
gebeugte Rumpfhaltung |
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3. |
Freezing (Blockierung von Bewegungen) |
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für weitere Details s. Diagnostik |
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Verlauf und Prognose | ||
Stadien |
Schwere der Behinderung (5-Punkte-Skala nach Hoehn und Yahr):
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Verlauf |
Frühsymptome sind oft Schmerzen in den Extremitäten und depressive Verstimmung. |
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Die typische Symptomatik entwickelt sich allmählich, anfangs meist asymmetrisch. |
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Meist steht die akinetisch-rigide Symptomatik im Vordergrund, es gibt aber auch tremordominante Verläufe, die sich langsamer entwickeln. |
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Verlauf in den ersten Jahren rascher, dann allmählich progredient. |
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Komplikationen |
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Prognose |
10J-Mortalität 35%, ÜLZ ca. 13 Jahre, Tod meist infolge Pneumonie bei Aspiration |
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Prophylaxe |
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Differentialdiagnosen | ||
DD des M.Parkinson sind alle Parkinson-Syndrome: |
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1. |
Parkinson Plus Syndrom i. R. von
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2. |
Parkinson-Syndrom i.R. heredodegenerativer Erkrankungen: |
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3. |
Sekundäres Parkinson-Syndrom
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Therapien | ||
Medikamentös |
1. |
Rigor und Hypokinese; Sekundäreffekte: u.a. Hyperkinesien, psychotische Episoden) in Verbindung mit einer peripheren Hemmung der Dopadekarboxylase (z.B. Benserazid, Carbidopa) |
2. |
Dopaminagonisten, z.B. Bromocriptin oder Ropirinol |
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3. |
COMT- Hemmer (Katecholamin-O-Methyltransferase) |
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4. |
Anticholinergika (wirken gut bei Tremor) |
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5. |
MAO-B-Hemmer (Monoamin-Oxidase Typ B), z. B. Selegilin |
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6. |
Amantadin, ein Virostatikum, wirkt nicht auf Tremor) |
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zusätzlich evtl. Antidepressiva, Vasopressiva, atypische Neuroleptika etc. |
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CAVE: Die pharmakologische Behandlung ist komplex, die Medikamente haben erhebliche Sekundäreffekte! |
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Ziel der Behandlung ist es, ein Aktivitätsniveau zu erreichen, auf dem der Alltag bewältigt werden kann und nicht, eine normale neurologische Untersuchung zu erreichen. |
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Generell gilt: bei der Gabe eines neuen Medikamentes mit geringer Dosis beginnen und täglich langsam steigern ("low and slow"). |
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Die Wahl der Medikamente hängt ab von Manifestationsalter, Krankheitsdauer, Vorhandensein kognitiver Symptome, motorischer Fluktuationen, Dyskinesien etc. |
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Die Therapie muss für jeden Patienten individuell eingestellt werden. |
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Operativ |
In den letzten Jahren hat sich zunehmend die Möglichkeit entwickelt, operativ einzugreifen: |
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1. |
Ausschaltungsoperationen (Pallidotomie und Thalamotomie): Ausgleich gestörten Transmittergleichgewichts. Gefahr der Verletzung anderer Strukturen. |
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2. |
Stereotaktische Implantation von Stimulationselektroden: Stimulation des ventralen Intermediärkernes des Thalamus bei Tremor, des inneren Pallidums bei Akinese und des Ncl. subthalamicus bei Akinese mit starkem ON-OFF-Phänomen. Vorteil: insb. Reversibilität und mögliche Anpassung der Stimulationsstärke |
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3. |
experimentell: Transplantation von fetalem Gewebe |
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Referenzen | ||
Lehrbuch |
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Reviews |
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Studien |
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Links |
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Adressen |
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Editorial | ||
Autor |
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Erstellt |
21.02.2004 |
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Reviewer |
Niels Halama (Editor) |
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Manuel Anhold, 06.03.2004 |
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Cornelia Klappenecker, 11.03.2004 |
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Linker |
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Status |
PRELIMINARY |
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Licence |
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Kommentare | ||
Manuel Anhold schrieb am 08.10.2005 um 23:03 Uhr: | ||
Toller Artikel | ||
Hallo Wibke, | ||
Manuel Anhold schrieb am 08.10.2005 um 23:03 Uhr: | ||
Review abgeschlossen | ||
Hallo Wibke, | ||
Cornelia Klappenecker schrieb am 08.10.2005 um 23:03 Uhr: | ||
2.review | ||
Hallo Wibke, | ||
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