Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts  >  Säure-Base-Haushalt

 
Einführung in den Säure-Base-Haushalt (Rudiment)
 

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Einleitung
Epidemiologie
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Auf einen Blick
 

Autor

Tobias Schäfer
 

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 Einleitung
 

 

 

 

Störungen des Säure-Base-Haushaltes sind, insbesondere bei kombinierten oder teilkompensierten Störungen, nicht einfach zu diagnostizieren. In diesem Artikel soll ein universeller Zugang zu Säure-Base-Störungen entwickelt werden.

 

 

 
 Epidemiologie
 

 

 

 

 

 

 

 

 
 Pathologie
 

 

 

 

 

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

 

Schritt 0: Qualität der Probe

[H+] = 24 x pCO2 / [HCO3-]

Die rechte Seite der Gleichung sollte nicht mehr als 10% von der linken Seite abweichen.
Faustregeln zum Abschätzen von [H+]:
  • [H+] = (7,8 - pH) x 100 (gilt für pH 7,25 - 7,48)
  • pH 7.4 = 40 mmol H+/l; pro 0,3 ΔpH verdoppele oder halbiere [H+]

Schritt 1: Gesamtlage
Ist der arterielle pH kleiner oder größer 7.40? Liegt eine Azidose oder eine Alkalose vor? Dabei ist von exakt 7.40 auszugehen. Keine Toleranz (also nicht: 7.35-7.45; nach anderen Quellen ist 7,38 und 7,42 tolerabel).

Einschub: Quick&Dirty-Weg aus der SICU Duke (berücksichtigt nur den pCO2, geht von einer respiratorischen Störung aus):
Berechnung des erwarteteten pHs aus dem pCO2: pH(calc) = 7,40 + 0,008 * (40 - pCO2). Dies entspricht der Änderung von 0,08 pH-Einheiten entgegengesetzt pro Änderung von 10 mmHg für den pCO2.
Nun werden drei Fälle unterschieden:

  • pH (tat) = pH (calc)
    unkompensierte respiratorische Azidose
    unkompensierte respiratorische Alkalose
  • pH (tat) < pH (calc)
    unkompensierte metabolische Azidose oder Kombinationen
    respiratorische Alkalose, metabolisch Kombination
  • pH (tat) > pH (calc)
    respiratorische Azidose, metabolische Kombination
    unkompensierte metabolische Alkalose oder Kombinationen

Schritt 2: Art der primären Störung
Welcher Parameter (pCO^^2^^ oder HCO^^3^^) erklärt diesen pH?
respiratorische AzidosepCO^^2^^ erhöht (HCO^^3^^ erhöht)
respiratorische AlkalosepCO^^2^^ erniedrigt (HCO^^3^^ erniedrigt)
metabolische AzidoseHCO^^3^^ erniedrigt (pCO^^2^^ erniedrigt)
metabolische AlkaloseHCO^^3^^ erhöht (pCO^^2^^ erhöht)
kombinierte AzidoseHCO^^3^^ erniedrigt, pCO^^2^^ erhöht
kombinierte AlkaloseHCO^^3^^ erhöht, pCO^^2^^ erniedrigt
Steht nur der pCO^^2^^ zur Verfügung, kann man auch folgende simple Regel benutzen:

  • pCO^^2^^ und pH gleichsinnig verändert => metabolisches Problem
  • pCO^^2^^ und pH gegensinnig verändert => respiratorisches Problem
  • pCO^^2^^ normal, pH pathologisch oder pCO^^2^^ pathologisch, pH normal => Azidose und Alkalose

Schritt 3: Kompensation
Liegt eine (ausreichende) Kompensation oder eine kombinierte Störung vor?
Störungprimäre StörungpH bei alleiniger Störungerwartete Kompensation
akute respiratorische AzidosepCO2 erhöht7,40 + 0,008 * (40 - pCO2)HCO3 = 25 + 0,1 * (PCO2 - 40) (+/- 3)
chronische respiratorische AzidosepCO2 erhöht7,40 + 0,003 * (40 - pCO2)
akute respiratorische AlkalosepCO2 erniedrigt7,40 + 0,008 * (40 - pCO2)HCO3 = 25 + 0,2 * (PCO2 - 40) (+/- 3)
chronische respiratorische AlkalosepCO2 erniedrigt7,40 + 0,017 * (40 - pCO2)
akute metabolische AzidoseHCO3 erniedrigtpCO2 = 1,5 * HCO3 + (8 +/- 2)
chronische metabolische AzidoseHCO3 erniedrigtpCO2 = 0,7 * HCO3 + (20 +/- 1,5)
metabolische AlkaloseHCO3 erhöhtpCO2 = 1,5 * HCO3 + (8 +/- 2)
chronische metabolische AlkaloseHCO3 erhöhtpCO2 = 0,7 * HCO3 + (20 +/- 1,5)

Erklärung zu Schritt 3:

  1. Wurde in Schritt 2 eine primär metabolische Störung diagnostiziert, so wird der gemessene pCO^^2^^ mit dem berechneten pCO^^2^^ (nach obiger Tabelle) verglichen.
    • Ist der gemessene pCO^^2^^ höher als der erwartete pCO^^2^^, so liegt eine überlagernde respiratorische Azidose vor.
    • Ist der gemessene pCO^^2^^ niedriger als der erwartete pCO^^2^^, so liegt eine überlagernde respiratorische Alkalose vor.
  2. Wurde in Schritt 2 eine primär respiratorische Störung diagnostiziert, so wird der tatsächliche pH mit der erwarteten pH-Veränderung (nach obiger Tabelle) verglichen.
    • Entspricht die pH-Änderung der 0,008fachen Änderung des pCO^^2^^, so ist die respiratorische Störung akut = nicht kompensiert.
    • Entspricht die pH-Änderung der 0,003 bis 0,008fachen Änderung des pCO^^2^^, so ist die respiratorische Störung partiell kompensiert.
    • Entspricht die pH-Änderung der 0,003fachen Änderung des pCO^^2^^, so ist die respiratorische Störung chronisch = vollständig kompensiert.
    • Entspricht die pH-Änderung mehr als die 0,008fachen Änderung des pCO^^2^^, so liegt eine überlagerte metabolische Störung vor.

Die normalen respiratorischen Kompensationen können auch wie folgt berechnet werden (identisch zu oben):

Störungakut/chronischpCO2HCO3pH
respiratorische Azidoseakutje + 10 mmHg+ 1 mEq- 0,08
 chronischje + 10 mmHg+ 3 mEq- 0,03
respiratorische Alkaloseakutje - 10 mmHg- 2 mEq+ 0,07
 chronischje - 10 mmHg- 5 mEq+ 0,02

Schritt 4: Tertiäre Störung

  • Bestimung der Plasma-Anionenlücke AL = Na - Cl - HCO3-
    • = nicht-messbare Anionen im Plasma
    • normal: 10 +/- 2 mEq/l
      • anionische Proteine (Albumin, α- und β-Globuline) 1,7 - 2,4 mEq/l
      • organische Anionen
        • Phosphat 2,0 mEq/l
        • Sulfat 1,0 mEq/l
        • Laktat u.a. 5,0 mEq/l
    • >20: zugrunde liegende metabolische Azidose
  • Bestimmung des Delta-delta = AL - 12 + HCO3-
    • normal: 24 +/- 1
    • Delta-delta > 30: metabolischer Alkalose
    • Delta-delta < 23: AL-negative metabolischer Alkalose

 

Beispielrechnung: Patient mit akuter Pneumonie und Erbrechen:

  • pH 7,30; HCO3- 29 mEq/l; pCO2 56 mmHg; Na 135 mEq/l, Cl 80 mEq/l; K 2,7 mEq/l
  • Schritt 0: Probenqualität
    [H+] = (7,8 - 7,31) x 100 = 49 mEq
    24 x 55/29 = 46 => Probe im Rahmen der Fehlerungenauigkeit korrekt
  • Schritt 1: Gesamtlage
    pH 7,30 => Azidose
  • Schritt 2: Art der primären Sörung
    pCO2 = 56 mmHg => respiratorische Azidose
  • Schrittt 3: metabolische Kompensation
    akut: erwarteter pH 7,40 + 0,008 * (40 - pCO2)= 7,28
    chronisch: erwarteter pH 7,40 + 0,003 * (40 - pCO2)= 7,35
    =>akute respiratorische Azidose
  • Schritt 4: tertiäre Störung
    Anionenlücke = 135 - 29 - 80 = 26 mEq => AL-positive metabolische Azidose
    Delta-Delta = 26 - 12 + 29 = 43 mEq )> meatbolische Alkalose
  • Diagnose: kombinierte akute respiratorische Azidose + metabolische Azidose + metabolische Alkalose

 

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

 

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

 

 

 

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

 

 

 
 Therapien
 

 

 

 
 Referenzen
 

 

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

18.11.2004

 

 

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