Stoffwechselerkrankungen  >  Fettstoffwechsel  >  Störungen der Peroxisomen

 
Medicle Datenbank: Adrenoleukodystrophie
 

 Einleitung
 

ALD

adrenoleukodystrophy

E71.3

progressive, degenerative Erkrankung des zentralen und peripheren Nervensystems mit Nebennierenrindeninsuffizienz

Adrenoleukomyeloneuropathien nach [Pschyrembel]:

  • konnatale Adrenoleukodystrophie (autosomal-rezessiv)
  • infantile/juvenile Adrenoleukodystrophie (X-chromosomal)
  • adulte Adrenoleukodystrophie (X-chromosomal)
  • Adrenoleukodystrophie bei Frauen (X-chromosomal)

 

 
 Epidemiologie
 

1:20.000 Jungen (klassische x-chromosomale Adrenoleukodystrophie); 1:20.000 - 1:50.000 [Sitzmann 2002]

Ausprägung sehr variabel; innerhalb einer Familie können sowohl schwerste Verläufe, als auch late-onset oder subklinische Verläufe vorkommen

 

 
 Pathologie
 

X-chromosomal rezessiv oder autosomal rezessiv

Chromosom Xq28, Gen ABCD1 (peroxisomale Transporter von VLCFA)

Chromosom 12p13, Gen PEX10, PXR1

Akkumulation von VLCFA (very long chain fatty acids), Hyponatriämie, Hyperkaliämie, Hypocortisolämie

Störung peroxisomaler Transporter vermutet

orthromatische Leukodystrophie: Anhäufung von lipidhaltigem, Sudan-III-orangerotem Material; spangenförmige Platten (Neutralfette) in Fettkörnchenzellen (= "Gehirnabräumzellen") [Riede 2004]; ausgedehnte, diffuse Entmarkung des Groß- und Kleinhirnlagers; sekundäre Degeneration der kortikospinalen Bahnen; Verschonung der subkortikalen Bahnen

Die Geschichte von Lorenzo Odone wurde 1993 im Film "Lorenzo's oil" verfilmt. Zwischen 1984 und 1987 kämpften seine Eltern Augusto (Nick Nolte) und Michaela (Susan Sarandon) um das Leben ihres Sohnes. Dabei entwickelten sie eine eigene Therapieform, Lorenzo`s Öl, eine Mischung aus verschiedenen Fettsäuren.
1996 schrieb Phil Collins den Song "Lorenzo" auf seinem Album "Dance Into the Light". Der Text dazu stammt von Lorenzos Eltern.

 

 
 Diagnostik und Workup
 

genetischer Nachweis möglich; Nachweis der ultralangen Fettsäuren in Plasma und Fibroblasten

Läsionen in der weißen Substanz periventirkulär symmetrisch mit Kontrastaufnahme in der Peripherie der Läsionen, evtl. Befall auch frontal oder einer gesamten Hemisphäre

Hyponatriämie, Hyperkaliämie, Hypocortisolämie

Evozierte Potentiale (VEP, SSEP) anfangs evtl. normal, zunehmend Leitungsverzögerung

möglich

 

 
 Symptome und Befunde
 

XR

Ataxie, Seh/Hör/Sprache, Krämpfe; später NNR

AR

Muskelhypotonie, Entwicklungsretardierung, Hör, Retinitis pigmentosa, NNR

1.

Manifestation mit kognitiven Problemen und Verhaltensauffälligkeiten, auch früh epileptische Anfälle

2.

Zeichen der Schädigung zentraler Motoneurone: Spasitk, Kontrakturen, Ataxie, Pseudobulbärparalyse

Unterfunktion der Nebennierenrinde in ca. 50% (v.a. AR-Form)

4 Leitsymptome der NNR-Insuffizienz:

  • Adynamie
  • Hautpigmentierung (vermehrte Bildung von POMC zentral)
  • Gewichtsverlust durch Dehydratation
  • Hypotension

 

 
 Verlauf und Prognose
 

Manifestation zw. 5 und 15 Jahren

Tod meist nach ca. 10jährigem Verlauf; nach [Sitzmann 2002]: Tod zwischen 6. Monat und 7.-10. Lebensjahr; nach anderen Quellen bis zum 8. Lj.

 

 
 Differentialdiagnosen
 

1.

Adrenogenitales Syndrom

2.

M. Addison

3.

andere Leukodystrophien, z.B. metachromatische Leukodystrophien

4.

Demenzen

5.

andere Polyneuropathien

 

 
 Therapien
 

Therapie umstritten

"Als Basis dient eine streng fettarme Kost (Fettanteil 10-15 % der Energiezufuhr). Da ein Mangel an langkettigen, hochungesättigten Fettsäuren besteht, sollte insbesondere Docosahexaensäure zugeführt werden." [L1] = Lorenzos Öl

Kortisongabe

Knochenmarkstransplantation

 

 
 Referenzen
 

Nelson 2004

Landis 2002

Pschyrembel

Sitzmann 2002, S. 702

Riede 2004

http://www.odata.de/BVL/Arztberichte/body_arztberichte.html

http://carbon.cudenver.edu/~bstith/loren.htm

 
 Editorial
 

Wibke Janzarik

21.02.2004

Tobias Schäfer (Editor)

Manuel Anhold, 06.03.2004

PRELIMINARY

ALL

1 - überprüft

 
 Kommentare
 
 
  Manuel Anhold schrieb am 06.03.2004 um 19:35 Uhr:
 

Hallo Wibke,

habe gerade deinen Artikel zur Adrenoleukodystrophie gelesen. In meinen Augen ein sehr anspruchsvolles Thema, bei dem ich mich auch nur Lückenhaft auskenne.

Da meine Lehrbücher nicht viel dazu hergeben, habe ich zunächst im Pschyrembel und Roche-Lexikon und schließlich im Internet etwas herumgesucht.

Auch wenn ich mich auf dem Gebiet nicht super auskenne, denke ich, dass gerade wegen des schwierigen Themas der Artikel noch Lücken aufweist.

Ich habe bereits einige Ergänzungen gamacht und ein paar Anregungen in den einzelnen Rubriken hinterlassen, auf die man m.E. eingehen müsste.
In den Referenzen habe ich einen Link hinterlegt, der viele Infos zu dem Thema enthält.

darüberhinaus möchte ich dich bitten, deine Referenzen genau anzugeben. "Neelson 2004" hat mir leider nichts gesagt und sollte als Lehrbuch in das Lehrbuchverzeichnis aufgenommen, ebenso deine Guideline. Darüberhinaus empfehle ich ein aktuelles Review aus der medline.

Dein Artikel ist der erste, den ich für medicle.org reviewe. Ich hoffe, dir etwas weitergeholfen zu haben.

Nochmal in kurz: Insgesamt gut geschriebener Artikel mit interessantem, anspruchsvollem Thema. Für mein Empfinden etwas zu kurz und zu wenige Quellen.

Gib mir doch bitte Bescheid, ob und wann du noch Änderungen vornehmen möchtest, damit ich das Review abschließen kann.


Viele Grüße
Manuel

 
  Manuel Anhold schrieb am 06.03.2004 um 20:19 Uhr:
 

Hallo Wibke,

danke für deinen interessanten Artikel. Wie in meinem vorhergehenden Kommentar beschrieben, könnte man inhaltlich noch einige Dinge ergänzen.
Ein paar Anregungen und Links habe ich in den Artkel eingebaut.


Viele Grüße
Manuel