Neurologie  >  Erkrankungen von ZNS/ Rückenmark  >  Degenerative Erkrankungen  >  Systematrophien der Basalganglien  >  Neurodegenerative Erkrankungen mit Eisenablagerung im Gehirn

 
Medicle Datenbank: Pantothenatkinase-Mangel
 

 Einleitung
 

M. Hallervorden-Spatz

Pantothenate kinase-associated neurodegeneration

Hallervorden-Spatz disease

neurodegeneration with brain iron accumulation type 1

Autosomal rezessiv vererbte neurodegenerative Erkrankung mit Eisenablagerung im Gehirn.

 

 
 Epidemiologie
 

Symptombeginn zwischen 2 und 10 Jahre in ca. 50% der Fälle, selten jedoch auch erst im jungen Erwachsenenalter

m=w

 

 
 Pathologie
 

autosomal rezessiv oder sporadisch

20p13

Durch die Fehlfunktion der Pantothenatkinase kommt es möglicherweise zu einer Akkumulation von Cystein und Cysteinreichen Stoffwechselprodukten in den Basalganglien. Cystein führt zur Chelatbildung und damit zu einer vermehrten Speicherung von Eisen. Im Globus pallidus führt dies zur Bildung freier Radikale durch eine rasche Autooxidation von Cystein in der Gegenwart von Eisen.

Mutation im Pantothenatkinase-Gen (PANK2)

  • Verlust von Neuronen, Gliose im Globus pallidus und der sustantia nigra
  • Spheroide (geschwollene Axone mit vakuolisiertem Zytoplasma)
  • Eisenhaltige Pigmentablagerung (intra- und extrazellulär, meist konzentrisch um Gefäße herum gelegen) sowie Ablagerung von eisenhaltigem Ceroidlipofuszin und Neuromelanin

Erstbeschreibung 1922 durch Hallervorden und Spatz

 

 
 Diagnostik und Workup
 

Klinische Diagnosekriterien:

  • Einschlusskriterien:
    • obligat vorhanden:
      • Beginn während der ersten 2 Lebensdekaden
      • Progredienz
      • Extrapyramidale Symptome: Dystonie u/o Rigor u/o Choreoathetose
    • ergänzende Kriterien:
      • Pyramidenbahnzeichen
      • Progredienter kognitiver Abbau
      • Retinitis pigmentosa u/o Optikusatrophie
      • Krampfanfälle
      • positive Familienanamnese vereinbar mit autosomal rezessivem Erbgang
      • im MRT hypointense Areale in den Basalganglien
      • abnorme Zytosomen in Blutlymphozyten u/o sea-blue Histiozyten im Knochenmark
  • Ausschlusskriterien
    • Erhöhtes Caeruloplasmin
    • Nachweis einer neuronalen Ceroidlipofuszinose, charakterisiert durch schwere visuelle Behinderung u/o schwer behandelbare Epilepsie
    • Im Vordergrund stehende Epilepsie
    • positive Familienanamnese für Chorea Huntigton oder andere autosomal dominant vererbte neurodegenerative Erkrankung
    • Caudatusatrophie
    • Nachweis einer Stoffwechselerkrankung wie Hexosaminidase A-Mangel oder GM1-Gangliosidose
    • fehlende Progredienz
    • fehlende extrapyramidalmotorische Symptome

genetische Untersuchung

MRT: "eye of the tiger" in der T2-Wichtung: bilateral symmetrische hyperintense Signalveränderungen (entspricht degenerativen Anteilen) im anterior medialen Globus pallidus mit umgebender Hypointensität im Globus pallidus (entspricht der Eisenablagerung).

augenärztliche Untersuchung: 2/3 haben eine Retinitis pigmentosa

Diagnosekriterien nach Swaiman 1991; mittlerweile ist eine genetische Untersuchung möglich

 
 Symptome und Befunde
 

Progrediente Dystonie (z.B. zunächst lediglich Versteifung eines Fußes), im Verlauf zusätzlich Rigor, Spastik, Choreoathetose, Dysarthrie, Dysphagie und dementielle Entwicklung. In 2/3 Nachweis einer Retinitis pigmentosa.

 

 
 Verlauf und Prognose
 

progredienter Krankheitsverlauf über ca. 10-12 Jahre

Betroffene Patienten versterben meist im 2. oder 3. Lebensjahrzehnt, wobei es auch Patienten gibt, die älter als 30 Jahre werden.

 

 
 Differentialdiagnosen
 

 

 
 Therapien
 

  • Versuch mit Levodopa und Dopaminagonsiten (Bromocriptin), alternativ anticholinerge Medikation (Trihexyphenidyl).
  • Injektion von Botulinumtoxin in die am schwersten betroffenen Muskeln
  • Stereotaktische Pallidotomie / bilaterale Thalamotomie

Dopaminerge und anticholinerge Medikation

Benzodiazepine

  • Dopaminerge und anticholinerge Medikation
  • Baclofen

z.B. Methylscopolamin

progredient und schwer behandelbar

  • Physiotherapie
  • Logopädie, bei progredienter Dysphagie ggf. PEG-Anlage erforderlich

Bislang keine kausale Therapieoption. Systemische Chelatbildner (z.B. Desferrioxamin) haben keinen positiven Effekt gezeigt

 
 Referenzen
 

Fenichel

 
 Editorial
 

Wibke Janzarik

08.03.2008

RELEASED

ALL

1 - überprüft

Lizenz für freie Inhalte

 
 Kommentare