Einleitung |
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Englisch |
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Diabetic gastroparesis
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Definition |
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Gastroparese = verzögerte Magenentleerung bei Fehlen einer mechanischen Obstruktion
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Epidemiologie |
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Pathologie |
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Ätiologie |
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Gastroparese:
- 1/3 aller Ursachen: Diabetes mellitus; 5-12% der Diabetespatienten haben eine Gastroparese
- seltene Ursachen: operierter Magen, neurologisch, rheumatologische Ursachen
- idiopathisch (möglicherweise nach viraler Infektion)
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Risikofaktoren |
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typischer Diabetespatient: 10 Jahre Diabetes, diabetischer Retinopathie, Neuropathie] und Nephropathie
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Pathogenese |
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Normale Physiologie:
proximaler Magen fungiert als Essensreservoir, der distale Teil als Zermahler. Entleerungsrate abhängig von Essensart, Partikelgröße und Kaloriengehalt:
- flüssige Phase: Kalorienfreie Flüssigkeiten werden sehr schnell, vor allem bei großen Volumina, durchgeschleust; bei Kaloriengehalt relativ konstante Entleerungsrate mit Maximum von 200 kcal/h.
- feste Phase: initial Retention mit Durchmischung durch antrale Kontraktionen gegen geschlossenen Pylorus; dann Entleerung bei Partikelgröße <= 2 mm; Gesamtdauer 3-4 Stunden
Steuerung erfolgt über Glucose-regulierende Hormone, die bei Ankunft von Essen in verschiedenen Magenregionen freigesetzt werden: Glukagon und Inkretine (z.B. Amylin und Glukagon-ähnliches Peptid 1) verzögern die Magenentleerung
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Pathologie der diabetischen Gastroparese:
Gestörte Entleerung aufgrund neuronalen Affektionen:
- Störung des N. vagus
- Reduktion intrinsischer inhibitorischer Neurone, die für die mot. Koordination entscheidend sind)
- Reduktion der Zahl der Schrittmacherzellen (interstitielle Cajal-Zellen) => reduzierte Frequenz atraler Kontraktionen (aber: normale Flüssigkeitsentleerung)
- hormonale Veränderungen (z.B. erhöhte Glucagon-Werte)
Zusätzliche Faktoren:
- Medikamente: Amylinanaloga (z.B. Pramlintid), GLP-1-Analoga (z.B. Exenatid)
- coinzidente psychiatrische Störungen (Angst, Depression verdoppeln Gastroparese-Rate)
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Diagnostik und Workup |
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Diagnostik |
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- Ausschluss einer Obstruktion mittels Gastroskopie oder Bariumkontrasteinlauf (Nahrungsretention nach 12h-Fasten ist Hinweis auf Gastroparese)
- Goldstandard: Szintigraphie in 15min-Intervallen 4h lang nach Nahrungsaufnahme (vereinfacht: 1h-Intervalle; hier Spezifität 62%, Sensitivität 93% gg. Goldstandard); Retention > 10% ist anormal
- Atemtest: Aufnahme einer Mahlzeit mit stabilem Isotop, Sammlung der Atemluft und Analyse auf z.B. 13CO2) => Ermittlung der Halbwertszeit der Magenentleerung (Spezifität 80%, Sensitivität 86% gg. Goldstandard)
- Röntgenbild 6h nach Einnahme eines nichtverdaulichen radiopaquen Markers (schnelle Untersuchung, jedoch nur Analyse der nichtverdaulichen Festphase)
- Intraluminale Drücke und oberflächliche elektrische Profile zur Analyse der motorischen Magenfunktion (experimentell)
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Körperliche Untersuchung |
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Hinweis auf periphere und autonome Neuropathie (Pupillen reagieren auf Akkomodation, jedoch nicht auf Licht), Retinopathie
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epigastrische Distension, Nachweis von Flüssigkeitsgeräuschen bei Schwenken des Abdomens (Fehlen des Plätschergeräusch 1h nach Mahlzeit zeigt normale gastrale Entleerung von Flüssigkeiten)
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Symptome und Befunde |
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postprandiales Völlegefühl (frühe Sättigung)
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Übelkeit, Erbrechen (tgl. Erbrechen nur bei schwerster Parese)
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Aufstoßen
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Verlauf und Prognose |
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Verlauf |
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i.d.R. stabiler Verlauf über > 12 Jahre, kein Hinweis für isolierte Mortalitätserhöhung
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Komplikationen |
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Mangelernährung, verschlechterte Blutzuckerkontrolle, verminderte Lebensqualität
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Differentialdiagnosen |
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Erbrechen am Morgen vor Nahrungsaufnahme: Diabetische Gastroparese unwahrscheinlich, denken an:
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Sodbrennen, Dyspepsie, NSAR in der Anamnese => Ulkus
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Ruminationssyndrom (Wiederkäuen): tägliche früh-postprandiale anstrengungslose Regurgitation von Essen, bei jeder Mahlzeit, monatelang
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Therapien |
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Vermeidung exazerbierender Faktoren |
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Kontrolle und Einstellung des Blutzuckers und des Elektrolythaushaltes (=> Normalisierung der Magenentleerung)
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Vermeidung von motilitätshemmender Medikation (sofern möglich)
- Calciumkanalblocker, Clonidin
- Anticholinergika (z.B. Antidepressiva)
- Exenatid, Pramlintid (zur Kontrolle postprandialer Hyperglykämie)
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Milde Form |
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gastrale Retention 10-15% 4 Stunden nach Mahlzeit
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Ernährung:
- homogenisierte Mahlzeiten nur bei Symptomen
- Supplementierung selten erforderlich
- Gewichtserhaltung ohne oder mit geringen Modifikationen der Ernöhrungsgewohnheiten
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Symptomatisch:
- Metoclopramid 10 mg nach Bedarf
(kleine) Studien: Zunahme der Magenentleerung um 25-72%, Reduktion der Symptome (Likert-Skala) um 25-68%
- Dimenhydrinat 50 mg nach Bedarf
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Moderate / kompensierte Form |
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gastrale Retention 16-35% 4 Stunden nach Mahlzeit; weitgehende Kontrolle über Medikamente möglich, selten Hospitalisierungen notwendig
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Ernährung:
- homogenisierte Mahlzeiten nur bei Symptomen
- hochkalorische Substanzen oral (Kriterium: nicht-intendierter Gewichtsverlust >= 10% innerhalb von 3-6 Monaten) oder PEJ-Tubus (selten)
- Gewichtserhaltung mit Modifikationen der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten
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Symptomatisch:
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Schwere Gastroparese |
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gastrale Retention >35% 4 Stunden nach Mahlzeit; Magenversagen trotz medikamentöser Therapie; zahlreiche Hospitalisationen erforderlich
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Ernährung:
- homogenisierte Mahlzeiten zusammen mit flüssigen Nahrungsergänzungsmitteln regelmäßig erforderlich
- PEJ-Tubus kann erforderlich sein
- parenterale Ernährung
- ggf. endoskopische Plazierung eines Gastrostomas zur Dekompression (nicht zur Ernährung)
- gastrale elektrische Stimulation (nicht bei Gastrosoma möglich): laparaskopische Plazierung von Elektroden in die Antrumwand => Neurostimulator (Enterra, Medtronic)
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Symptomatisch:
- Metoclopramid 3x tgl. 10 mg vor den Mahlzeiten
- oder Domperidon 3x tgl. 10-20 mg vor den Mahlzeiten
- mit oder ohne
- sowie bei Bedarf
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Weitere Therapieoptionen |
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Antidepressiva als Begleitmedikation, z.B. niedrig dosierte Trizyklika oder Duloxetin, Pregabalin
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2. |
endoskopische Injektion von Botulinum-Toxin: Kein Vorteil in kontrollierten Studien
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3. |
Chirurgie: keine Indikation (außer evtl. Plazierung des Dekompressionstubus)
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Referenzen |
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Editorial |
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Autor |
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Tobias Schäfer
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Erstellt |
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23.02.2007
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Status |
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RUDIMENT
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Freigabe |
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ALL
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Copycheck |
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1 - überprüft
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Licence |
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Lizenz für freie Inhalte
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Kommentare |
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