Einleitung |
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Englisch |
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gastroesophageal reflux
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chalasia
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ICD10 |
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K21.9
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Definition |
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Rückfluss von Magensaft in den Ösophagus; ein geringgradiger Reflux ist physiologisch
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Epidemiologie |
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Inzidenz |
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geringer Reflux im Säuglingsalter physiologisch signifikanter Reflux mit Komplikationen etwa 1: 300
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Alter |
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im Säuglingsalter sehr häufig und physiologisch bei älteren gesunden Kindern selten, meist organische Ursache (s. Risikofaktoren)
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Häufigkeitsgipfel |
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Neugeborene
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Pathologie |
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Risikofaktoren |
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- Säuglingsalter:
- Ösophagus noch nicht gestreckt
- Muskelbündel im Ösophagus weniger steil
- noch stumpfer His-Winkel
- Z.n. Ösophagusatresie (bei 50-60%; Ursachen sind abgestumpfter His-Winkel durch Anastomose, abnorme nervale Versorgung des Ösophagus)
- Z.n. Zwerchfelldefekt
- Schwerstbehinderung (sehr häufig; Ursachen sind Schädigung zerebraler Strukturen, Gastrostoma, liegende Position, Skoliose, spastische Bauchmuskulatur)
- assoziierte Syndrome:
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Pathogenese |
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der gastroösophageale Reflux ist die Vorstufe der Refluxösophagitis
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Makroskopie |
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physiologischer Schutz vor einem gastroösophagealen Reflux sind: - antegrader Speichelfluss
- antegrade Ösophagusperistaltik (schräge Muskelbündel)
- unterer ösophagealer Sphinkter (bestehend aus Hiatus oesophagei des Zwerchfells, spitzem His-Winkel, Hochdruckzone im unteren Ösophagus bei niedrigerem Magendruck)
- regelmäßig antegrade Magenentleerung (Fehlfunktion: Roviralta-Syndrom)
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Geschichte |
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1950 führte Nissen (Charite Berlin) erstmals die Fundoplicatio durch, seither weltweit operatives Verfahren der 1. Wahl.
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Diagnostik und Workup |
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Körperliche Untersuchung |
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evtl. Gedeihstörung
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Bildgebung |
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Sonographie
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Blut |
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evtl. hypochrome Anämie
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Stuhl |
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evtl. substanzarmer Stuhl
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Weitere Diagnostik |
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Langzeit-ph-Metrie = Goldstandard: hohe Sensitivität/ Spezifität, leicht durchführbar, keine Strahlenbelastung Einlage einer pH-Sonde in den Ösophagus, 24h-Messung; eine Reflux-Episode liegt vor bei einem pH <4 im Ösophagus; ein alkalischer Reflux wird nicht erfasst) - Reflux-Index: Anteil der Refluxzeit an der Gesamtzeit (normal <4%)
- Euler-Index: Anzahl aller Reflux-Episoden + 4x alle Reflux-Episoden >5 min (normal bis 50%)
- area under pH4 curve: berücksichtigt Ausmaß der Azidität
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Ösophagus-Breischluck: morphologische Darstellung (z.B. Darstellung einer Hiatushernie), aber geringe Sensitivität, Momentaufnahme, Strahlenbelastung möglichst orale Kontrastmittelaufnahme, evtl. über Magensonde, Nüchternheit nicht notwendig; Untersuchung im Liegen und aufrecht, ggf. abdominelle Druckerhöhung
Einteilung nach McCauley (1978) - Reflux in den distalen Ösophagus
- Reflux über der Karina, nicht zervikal
- Reflux in den zervikalen Ösophagus
- anhaltender zervikaler Reflux
- Aspiration
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Ösophagogastroskopie: indiziert bei Refluxösophagitis und Komplikationen, Biopsiemöglichkeit, aber geringe Sensitivität/ Spezifität, invasiv, Momentaufnahme, tiefe Sedierung/ Narkose erforderlich
Einteilung nach Savary und Miller (1977): - isolierte Schleimhautläsionen
- longitudinal konfluierende Erosionen
- zirkulär konfluierende Erosionen
- Komplikationen (Blutung, Striktur, Ulkus)
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Ösophagus-Manometrie: misst Motilität von Ösophagus und unterem Ösophagussphinkter; erfordert Kooperation, unangenehm, Momentaufnahme
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Ösophagusszintigraphie: hohe Sensitivität/ Spezifität, glz. Darstellung von gastroösophagealem Reflux, Ösophagustransport und Aspiration, leicht durchführbar, nicht schmerzhaft, aber Strahlenexposition, Momentaufnahme - Schlucken von Nahrung mit Tc-Kolloiden
- Aufzeichnen der Ösophaguspassage über 120 Sek.
- Nachspülen von Wasser
- Reflux-Untersuchung
Auswertungsparameter:- Ösophagustransport: 80%-Entleerungszeit (normal bis 10 Sek)
- Verhältnis Ösophagus-Refluxat zu Mageninhalt (normal bis 5%)
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- Laryngeotracheoskopie
- Bilitec-Messung
- NMR-Ösophagogramm
- Impedanzmessung
- Bernstein-Test
- Tuttle-Test
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Symptome und Befunde |
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- Erbrechen
- Gedeihstörung
- hypochrome Anämie
- evtl. substanzarmer Stuhlgang
- respiratorische Probleme bei Aspiration:
- Schmerzen im Kindesalter selten
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Verlauf und Prognose |
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Verlauf |
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Während des 1. Lebensjahres wird mehr und mehr eine aufrechte Körperhaltung eingenommen, der Ösophagus streckt sich, der His-Winkel wird steiler, die aufgenommene Nahrung ist von festerer Konsistenz, der physiologische Reflux nimmt ab. Bis zum 2. Lebensjahr ist in 60% der betroffenen Kinder der Reflux ohne Behandlung vollständig verschwunden.
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Komplikationen |
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Prognose |
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bei gastroösophagealem Reflux im Säuglingsalter gut
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Prophylaxe |
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im Säuglingsalter: - Kinder mit leicht erhöhtem Oberkörper lagern
- Rückenlage
- mehrere kleine Mahlzeiten
- nach dem Essen aufstoßen lassen
- evtl. Andicken der Nahrung
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Differentialdiagnosen |
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Therapien |
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Indikation |
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- Säuglingsalter: bei Komplikationen (ansonsten gilt: "Speihkinder sind Gedeihkinder")
- nach dem Säuglingsalter: bei symptomatischem gastroösophagealem Reflux
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Vorgehensweise |
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Ein pathologischer gastroösophagealer Reflux, der medikamentös nicht gebessert werden kann, wird mit einer Fundoplicatio nach Nissen operiert.
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physikalisch |
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- häufige, kleine Mahlzeiten
- Andicken der Nahrung
- aufrechte Nahrungsaufnahme
- keine engen Gürtel o.ä.
- nach der Mahlzeit nicht sofort hinlegen
- Lagerung mit erhöhtem Oberkörper
- Verzicht auf kohlensäurehaltige Getränke, Kaffee, Kakao o.ä.
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medikamentös |
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- Protonenpumpenhemmer (zugelassen ab 12. Monat, dann medikamentöse Therapie 1. Wahl)
- Antazida
- H2-Rezeptorblocker
- Cisaprid ist obsolet
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operativ |
1. |
abdominal: - Gastropexie (Rekonstruktion des His-Winkels durch Befestigung des Magens an der Bauchdecke; meist anteriore Gastropexie nach Boerema; Indikation: paraösophageale Hernie, bei gastroösophagealem Reflux selten erfolgreich)
- Hiatoplastik (Einengen des Hiatus ösophagei von ventral u/o dorsal; Ko: Hiatusstenose, Rezidiv)
- Fundoplicatio (Umhüllung des abdominellen Ösophagus mit Magen entweder nach Nissen (360°) oder nach Thal (180°) als anteriore Hemiplicatio; Ko: Stenose, Dumping-Syndrom, Rezidivrate bis zu 20%)
- Hiatusprothese
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2. |
luminal: Operation mittels Ösophagogastroduodenoskopie: - endoskopische intraluminale Valvuloplastik
- endoskopische Gastroplicatio
- endoskopische Radiofrequenzbehandlung (durch thermische Läsionen Minderung transienter Sphinkterrelaxationen und Gewebeverdichtung)
- endokopische Injektionstherapie des unteren Ösophagussphinkters
- Jejunalsonde
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Referenzen |
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Lehrbuch |
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Nelson 2004
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Reviews |
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Studien |
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Links |
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http://www2.uni-jena.de/kindchir/vorlesungen04/gastro-0001.html
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Editorial |
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Autor |
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Wibke Janzarik
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Erstellt |
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17.02.2005
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Reviewer |
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Tobias Schäfer (Editor)
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Myrielle Hitz, 17.03.2005
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Status |
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PRELIMINARY
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Freigabe |
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ALL
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Copycheck |
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1 - überprüft
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Licence |
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Lizenz für freie Inhalte
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Kommentare |
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Myrielle Hitz schrieb am 17.03.2005 um 22:41 Uhr: |
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Review abgeschlossen |
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