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Medicle Datenbank: Nachtschweiß
 

 Diagnostik und Workup
 

Angesichts der langen Liste an möglichen Ursachen ist es wichtig, die Patienten mit schwerwiegenden Ursachen für Nachtschweiß herauszufinden. Da es keine verlässlichen Studien zu dem Thema Nachtschweiß gibt, sind die Empfehlungen in der Literatur abhängig von persönlicher Meinung und Erfahrung. Der folgende Ansatz versucht, die Wahrscheinlichkeit und den diagnostischen Wert einzelner assoziierter Symptome zu berücksichtigen.

  1. Anamnese:
    • Ausschluss von Fieber als Ursache. Wenn Fieber vorhanden, Ursache dafür suchen.
    • Assoziierte Symptome: unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Müdigkeit, Juckreiz (Hinweise auf Lymphom); lokalisierte Schmerzen als Hinweis auf Tumor, Abszess oder Osteomyelitis; Rückenschmerzen und Fieber als Hinweis auf Endokarditis oder infektiöses Geschehen im Wirbelbereich.
    • Risikofaktoren für Tuberkulose: pos. Tuberkulintest, HIV, Hämodialyse, Gastrektomie, Organtransplantation, Exposition, Obdachlosigkeit, Immigration aus Endemiegebiet.
      Symptome, die auf ein Tbc hinweisen: Husten, Auswurf, Müdigkeit, Gewichtsverlust.
    • Risikofaktoren für HIV: Drogenabhängigkeit, Homosexualität, häufiger Partnerwechsel, Bluttransfusionen vor 1985.
      Symptome, die auf HIV-Infektion hinweisen: Durchfall, unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Lymphknotenschwellungen.
    • Medikamentenanamnese: durch Medikamente induziertes Schwitzen meist Ausschlussdiagnose.
    • Hinweise auf endokrine Ursache: Flushing, Durchfall, Palpitationen, Giemen, Kopfschmerzen, Wärmeintoleranz, Hautveränderungen, Tremor.
    • Hinweise auf neurologische Ursache: Rückenmarksverletzung, Schlaganfall, regionales/ segmentales Schwitzen.
    • Charakteristische Hitzewallungen bei Frauen perimenopausal.
  2. Körperliche Untersuchung (siehe dort)

  • Temperatur
  • Puls (erhöht z.B. bei Phäochromozytom oder Hyperthyreose)
  • Blutdruck (erhöht z.B. bei Phäochromozytom)
  • Gewicht
  • Untersuchung der Haut:
  • Suche nach geschwollenen Lymphknoten, evtl. Biopsie
  • Exophthalmus oder Struma als Hinweise auf Hyperthyreose
  • Lunge: Hinweis auf Tuberkulose?
  • Herzauskultation: neuaufgetretenes Herzgeräusch als Hinweis auf Endokarditis
  • Splenomegalie als Hinweis auf Lymphom
  • neurolog. Hinweise auf Myelopathie oder Dermatom-bezogene sensorische Auffälligkeiten

Bei verdächtigen Medikamenten Auslassversuch zur Diagnostik.

Bei nicht eruierbarer Ursache Temperaturmessung mehrmals zu unterschiedlichen Zeitpunkten vor und nach dem Schwitzen. Ist Fieber ausgeschlossen und handelt es sich um einen milden generalisierten Anstieg der Schweißproduktion, so kann eine idiopathische Hyperhidrose vermutet werden, die keiner weiteren Abklärung bedarf. Jedoch sollte der Patient darauf hingewiesen werden, sich bei Fieber, Aenderung des Patterns oder neuhinzukommenden Symptomen erneut vorzustellen.

Bei starkem nächtlichen Schwitzen, das einen Wechsel der Bettwäsche erforderlich macht, ist immer eine weitere Abklärung nötig:

  • Radio-Thorax und Tuberkulintest bei möglicher Tuberkulose
  • grosses Blutbild
  • TSH
  • Blutkulturen

Sind diese Befunde bei Persistenz der Beschwerden normal, sollte ein CT durchgeführt werden (Ausschluss von Lymphom, solidem Tumor oder Abszess).

Bei weiterhin unklarer Diagnose weiterführende Abklärung, z.B. HIV-Serologie, Knochenmarkbiopsie, 24h-Urin für Katecholamine, FSH-Bestimmung bei möglichem Zusammenhang mit Menopause.