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Medicle Datenbank: Appendizitis
 

 Einleitung
 

Blinddarmentzündung

K35.-: Akute Appendizitis

K36: Sonstige Appendizitis

K37: Nicht näher bezeichnete Appendizitis

akut-bakterielle Entzündung des Wurmfortsatzes

 

 
 Epidemiologie
 

10% der Bevölkerung erkranken einmal in ihrem Leben.

Meist vor dem 30. Lebensjahr, denn danach vermehrt Rückbildung der Lymphfollikel

Zwischen 20. und 30. Lebensjahr

M < F

 

 
 Pathologie
 

Bakterielle Entzündung, oft durch Enterokokken. Ausgelöst durch Kotsteine, Strangulationen, Schwellung der Follikel und Schleimhaut.

Enterokokken

  • virale Infekte
  • Darmparasiten (häufig Oxyuriasis)
  • Fremdkörperdigestion
  • familiär: Kinder von Eltern mit Appendizitis haben häufiger eine Appendizitis

Durch Obstruktion erhöhter intraluminaler Druck, venöse Stauung in Wand, Thrombosen der Wandgefäße, Infektion der Schleimhaut. Ausbreitung per continuitatem durch Appendixwand. Nach 48 h wird die Serosa erreicht. Weitere Ausbreitung:

  • Gewebeinfiltration (perityphlitisches Infiltrat)
  • eitrige Peritonitis
  • eitrige Entzündung portaler Gefäße (Pylephlebitis, selten)
  • hämatogen
  • lymphogen

1889 entfernte der deutsche Chirurge Schüller bei akuter Peritonitis die Appendix erfolgreich.

Lagevarianten der Appendix:

  • Zökum-Hochstand
  • Paraileal fixiert
  • Retrozoekal
  • Parazoekal
  • Im kleinen Becken
  • Zoekum-Tiefstand
  • Situs inversus

 
 Diagnostik und Workup
 

Sonographisch: ggf. periappendizitischer Abszeß (bei gedeckter Perforation), Kokarden

Leukozyten mässig erhöht (nicht bei HIV-positiven Patienten!)

Bei retrozökaler Lage der Appendix Entzündung des Ureters mit Erythrozyten im Urin möglich.

 

 
 Symptome und Befunde
 

  • vager viszeraler Abdominalschmerz, oft kolikartig, im Epigastrium einsetzend
  • innerhalb Stunden Wanderung in rechten Unterbauch (Somatisierung bei fortschreitender Entzündung der Wand)
  • später nicht mehr kolikartiger, sondern andauernder Schmerz

  • Übelkeit und Erbrechen früh (aber nach dem Schmerz)
  • Flatulenz und Stuhlverhalt spät

  1. McBurney: Druckschmerz in der Mitte zwischen Spina iliaca ant. sup. rechts und Nabel
  2. Lanz: Druckschmerz im rechten Drittel auf der Linie zwischen beiden Spinae iliacae ant. sup.
  3. Obturator-Zeichen: Schmerz bei Innenrotation des rechten Beines
  4. Sitkowski-Zeichen: Schmerz bei Lagerung in Linksseitenlage
  5. Chapman-Zeichen: Schmerz bei Aufrichten des Oberkörpers
  6. Ten-Horn-Zeichen: Schmerz bei Zug am Samenstrang
  7. Blumberg: positiver kontralateraler Loslassschmerz
  8. Rovsing-Zeichen: Distensionsschmerz beim retrograden Ausstreichen des Dickdarms zum Zökum hin
  9. Douglas-Schmerz: peritoneale Reizung durch rektale Palpation, insb. bei Lage im kleinen Becken; keine digital-rektale Untersuchung beim Kind (Diagnose auch ohne möglich)
  10. Psoaszeichen: Schmerz im rechten Unterbauch bei Anheben des rechten Beines in der Hüfte gegen Widerstand, insb. bei retrozäkaler Lage; alternativ Patient am Bettrand Bein aus Bett hängen lassen
  11. Baldwin-Zeichen: Schmerzen in der Flanke bei Beugen des rechten Beines
  12. Cope-Zeichen: Schmerzen bei Überstreckung des rechten Beines in Linksseitenlage

axillär-rektale Temperaturdifferenz > 1 °C

 

 
 Verlauf und Prognose
 

  • katarrhalisch
  • phlegmonös
  • gangränös
  • perforierend

  • offene Perforation mit Peritonitis
  • gedeckte Perforation (durch Netz, Dünndarm), 20%, mit perityphlitischem Infiltrat
  • septische Thrombophlebitis des Pfortadersystems, sehr selten

Letalität insgesamt 3 Promille (früher 50%), nach Perforation etwa bei 1%, bei alten Menschen bis zu 15%

 

 
 Differentialdiagnosen
 

  • Enteritis
  • entzündetes Meckel-Divertikel (2% der Bevölkerung haben ein Meckel-Divertikel!)
  • Morbus Crohn
  • Divertikulitis rechts, links bei atypischem Situs (mobile Schlinge)
  • Pseudoappendizitis = Lymphadenitis mesenterialis
    • durch Yersinia pseudotuberculosa
    • durch retroperitoneale Lymphknotenschwellung aufgrund pulmonaler Infekte (v.a. im Kindesalter, BRENNEMAN-Syndrom)
  • Cholezystitis
  • Darmtumoren (auch mit begleitender Appendizitis)
  • Mukozele
  • Darmtuberkulose
  • Aktinomykose

  • Salpingitis
  • Ovulationsschmerz
  • Dysmenorhö
  • stielgedrehte oder rupturierte Overialzysten
  • extrauterine Gravidität

Uretersteine

  • rechtsseitige basale Pneumonie
  • selten aufsteigende Pneumokokkenperitonitis nach vaginaler Infektion

 

 
 Therapien
 

Appendektomie (laparoskopisch oder offen)

15% falsch negative Appendektomien. Die Indikation wird grosszügig gestellt, da die Komplikationen der Appendizitis gefährlicher als die Operation sind.

 
 Referenzen
 

Müller 2002

Braun 2001

Berchtold 2001

 
 Editorial
 

Matthias Wuttke

19.02.2004

Tobias Schäfer (Editor)

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 Kommentare
 
 
  Matthias Wuttke schrieb am 09.11.2004 um 18:43 Uhr:
 

Dieser Artikel wurde geschrieben auf der Basis eines Rudimentes von Wibke Janzarik