Psychiatrie  >  Persönlichkeitsstörungen

 
Persönlichkeitsstörungen
 

Suche - Erweiterte Suche

 

Artikelnavigation 

Einleitung
Epidemiologie
Pathologie
Diagnostik & Workup
Symptome & Befund
Verlauf & Prognose
Differentialdiagnosen
Therapien
Referenzen
Editorial
Kommentare
Auf einen Blick
 

Autor

Tobias Schäfer
 

Login

Benutzername

Passwort

 

Impressum

Impressum
Copyright
Bildrechte
Kontakt
 
 
 
 

 Einleitung
 

Charakterneurosen

abnorme Persönlichkeit

psychopathische Persönlichkeit

Psychopathie

personality disorder / psychopathy

F60-F62 spezifische Persönlichkeitsstörungen

tiefgreifende, schwere und anhaltende Störung der charakterlichen Konstitution und des Verhaltens vor, die mehrere Bereiche der Persönlichkeit betrifft. Sie geht meist mit persönlichen und sozialen Beeinträchtigungen (Anpassungsstörung an die Umwelt) einher

nach ICD-10:

  • tief verwurzelte Verhaltensmuster,
  • die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche Lebenssituationen zeigen
  • Abweichungen in Wahrnehmung, Denken, Fühlen und sozialen Beziehungen
  • die seit Kindheit oder Adoleszenz bestehen und sich im Erwachsenenalter fortsetzen

nach DSM-IV (Achse II):

  • Verhaltensweisen oder Persönlichkeitszüge,
  • die seit der Adoleszenz oder dem frühen Erwachsenenalter bestehen,
  • die Störungen der beruflichen oder sozialen Anpassung nach sich ziehen oder
  • sich auf die persönliche Lebenszufriedenheit negativ auswirken

Nach DSM-IV (in Klammern ICD-10):

  1. Exzentrisches Cluster:
  2. Dramatisches Cluster:
    • antisoziale (F60.2)
    • Borderline (F60.3)
    • histrionisch (F60.4)
    • narzißtisch
  3. Ängstliches Cluster:
    • vermeidend
    • asthenisch-abhängig (F60.7)
    • ängstlich (F60.6)
    • zwanghaft (F60.5)

 

 
 Epidemiologie
 

 

 

Persönlichkeitsstörungen treten häufig erstmals in der Kindheit oder in der Adoleszenz in Erscheinung und manifestieren sich endgültig im Erwachsenenalter. Daher ist die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung vor dem Alter von 16 oder 17 Jahren wahrscheinlich unangemessen.

 

 

 

 

 
 Pathologie
 

  • begünstigend: psychsozial ungünstige Bedingungen in der Entwicklung, frühkindliche Hirnschädigung
  • erblich fixierte Grundstruktur

 

 

  • Übergang von Symptomneurosen und Charakterneurosen oft fließend. Die Konfliktproblematik führt bei den Charakterneurosen zu einer Veränderung der gesamten Persönlichkeit = Extremvarianten bestimmter Persönlichkeitsmerkmale
  • Psychodynamik: Reifungs- und Entwicklungsstörung der Persönlichkeitsstruktur, die zur Schwäche der Ich-Funktionen, Unreife der Abwehr, Instabilität des Selbstbildes, starren Reaktionsmustern, Unsicherheit der Selbst-Objekt-Differenzierung, narzisstische Störungen des Selbstwertes und unreifen Objektbeziehungen führt.

 

 

 

 
 Diagnostik und Workup
 

Diagnostische Leitlinien
Die Zustandsbilder sind nicht direkt auf beträchtlichere Hirnschädigungen oder krankheiten oder auf eine andere psychiatrische Störung zurückzuführen und erfüllen die folgenden Kriterien:

  1. Deutliche Unausgeglichenheit in den Einstellungen und im Verhalten in mehreren Funktionsbereichen wie Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle, Wahrnehmen und Denken sowie in den Beziehungen zu anderen.
  2. Das auffällige Verhaltensmuster ist andauernd und gleichförmig und nicht auf Episoden psychischer Krankheiten begrenzt.
  3. Das auffällige Verhaltensmuster ist tiefgreifend und in vielen persönlichen und sozialen Situationen eindeutig unpassend.
  4. Die Störungen beginnen immer in der Kindheit oder Jugend und manifestieren sich auf Dauer im Erwachsenenalter.
  5. Die Störung führt zu deutlichem subjektiven Leiden, manchmal jedoch erst im späteren Verlauf.
  6. Die Störung ist meistens mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit verbunden.

Für die Diagnose der meisten Untergruppen müssen mindestens drei der jeweils genannten Eigenschaften oder Verhaltensweisen vorliegen.

In unterschiedlichen Kulturen müssen unter Umständen besondere Kriterien in Hinsicht auf soziale Normen, Regeln und Verpflichtungen entwickelt werden.

Forschungskriterien
G1. Die charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster der Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben ("Normen") ab. Diese Abweichung äußert sich in mehr als einem der folgenden Bereiche:

  1. Kognition (d.h. Wahrnehmung und Interpretation von Dingen, Menschen und Ereignissen; Einstellungen und Vorstellungen von sich und anderen);
  2. Affektivität (Variationsbreite, Intensität und Angemessenheit der emotionalen Ansprechbarkeit und Reaktion);
  3. Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung;
  4. Zwischenmenschliche Beziehungen und die Art des Umganges mit ihnen.

G2. Die Abweichung ist so ausgeprägt, daß das daraus resultierende Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepaßt oder auch auf andere Weise unzweckmäßig ist (nicht begrenzt auf einen speziellen auslösenden Stimulus oder eine bestimmte Situation).

G3. Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger Einfluß auf die soziale Umwelt oder beides, deutlich dem unter G2. beschriebenen Verhalten zuzuschreiben.

G4. Nachweis, daß die Abweichung stabil, von langer Dauer ist und im späten Kindesalter oder der Adoleszenz begonnen hat.

G5. Die Abweichung kann nicht durch das Vorliegen oder die Folge einer anderen psychischen Störung des Erwachsenenalters erklärt werden. Es können aber episodische oder chronische Zustandsbilder der Kapitel F00 - F59 und F70-F79 neben dieser Störung existieren oder sie überlagern.

G6. Eine organische Erkrankung, Verletzung oder deutliche Funktionsstörung des Gehirns müssen als mögliche Ursache für die Abweichung ausgeschlossen werden(falls eine solche Verursachung nachweisbar ist, soll die Kategorie F07.- verwendet werden).

Kommentar:

Die Feststellungen von G1. bis G6. sollten auf möglichst vielen Informationsquellen beruhen. Zwar ist es manchmal möglich, aus einem einzigen Interview mit den Betroffenen genügend Belege zu erhalten, aber als allgemeine Richtlinie sollte gelten, daß mehr als ein Interview mit den Betroffenen sowie Fremdanamnesen und Fremdberichte vorliegen sollen.

Wenn nötig, wird die Entwicklung von Subkriterien zur Definition von Verhaltensmustern vorgeschlagen, die spezifisch für unterschiedliche Kulturen sind und soziale Normen, Regeln und Verpflichtungen betreffen (wie Beispiele für verantwortungslose Haltung und Mißachtung sozialer Normen bei der dissozialen Persönlichkeitsstörung).

Bei der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung für Forschungszwecke ist die Feststellung eines Subtypus erforderlich (bei ausreichenden Belegen dafür, daß die Betroffenen Merkmale mehrerer Kriteriengruppen erfüllen, kann mehr als ein Subtypus klassifiziert werden).

  1. Anamnese, klinisches Bild, psychopathologischer Befund, Selbsteinschätzung des Patienten
  2. testpsychologische Untersuchungen
  3. Ausschluß einer organisch bedingten Persönlichkeitsstörung

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 Symptome und Befunde
 

1.

deutliche Unausgeglichenheit im Verhalten, Affekt, Antrieb, Impulskontrolle

2.

dauerhafte und tiefgreifende Psychopathologie

3.

subjektiver Leidensdruck und Minderung der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit

4.

Beginn im Kindes- und Jugendalter und Manifestationsgipfel im Erwachsenalter

 

 
 Verlauf und Prognose
 

 

 

  • Persönliche und soziale Beeinträchtigung im täglichen Leben
  • Persönlichkeitsstörungen neigen zur Chronifizierung und sind therapeutisch meist nur wenig veränderbar

akute Symptomatik meist psychotherapeutisch behandelbar; zugrundliegende Störung selbst meist therapieresistent

 

 

 
 Differentialdiagnosen
 

1.

Persönlichkeitsveränderungen durch erworbene Hirnschäden

2.

Persönlichkeitsveränderungen nach Extrembelastungen

3.

Persönlichkeitskrise: Störungen in kritischen Lebensphasen (Trotzalter, Pubertät, Lebensmitte, Klimakterium, Senium)

 

 
 Therapien
 

Führung, Verhaltenstherapie

Stabilisierung des Patienten im sozialen Kontext durch Hilfe, Anleitung und Veränderung sozialer Bedingungen (Arbeitsplatz, Wohnung, Einbeziehung von Angehörigen)

 

 
 Referenzen
 

Gleixner 2002, S. 332-333.

 

 

 

 

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

20.02.2003

 

 

TRACK3

Lizenz für freie Inhalte

 
 Kommentare
 
 
 

Verwandte Artikel

Paranoide Persönlic...

Schizoide Persönlic...