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Medicle Datenbank: Chronische Pankreatitis
 

 Einleitung
 

Chronic pancreatitis

K86.1

Chronische Entzündung mit Parenchym-Untergang, fokalen Nekrosen, Kalkeinlagerung und im terminalen Stadium Pankreasfibrose, Organinsuffizienz und Diabetes mellitus

  • chronisch-rezidivierend
  • chronisch-progredient

Von Marseille (1984)

  • Mit fokaler Nekrose
  • Mit segmentaler oder diffuser Fibrose
  • Kalzifizierend

 

 
 Epidemiologie
 

8-10 Fälle pro 100 000 Einwohner pro Jahr

Bei alkoholinduzierter Form: zwischen 35 und 45 Jahren

 

 
 Pathologie
 

metabolisch:

  • Alkoholabusus (75-90%)
    Dosisabhängigkeit, > 80 mg/d; aber: < 10% aller schweren Alkoholkonsumenten bekommen eine chronische Pankreatitis
  • Hyperkalzämie (Hyperparathyreoidismus)
  • chronische Urämie
  • Proteinmangel
  • Medikamente

mechanisch: chronisch-obstruktive Pankreatitis

familiär-hereditär (20-30%)
Verschiedene Mutationen beschrieben

  1. Azinuszellen: Enzymaktivität / -stabilität
    • PRSSI: kationisches Trypsinogen
      Mutation R122H und N29I als Hotspot, autosomal-dominant, 78% Penetranz => "Super-Trypsin", welches ungewöhnlich stabil ist und keiner Autolyse unterliegt; jüngere Patienten, in 40% Pankreaskarzinom
    • SPINK (Serine protease inhibitor Kazal Type I) = PSTI (pancreatic secretory trypsin inhibitor)
      14x erhöhtes Risiko für chronische Pankreatitis
  2. Duktuszellen (Zusammensetzung des Sekretes, vermehrte Bicarbonatsekretion):
    • v.a. bei der chronisch-relapsing Form
    • 1978 wurde bei chron. Pankreatitis-Patienten eine erhöhte Chloridkonzentration im Schweiß gefunden => 8x erhöhtes Risiko für CFTR-Mutationen bei CP-Patienten, 40x erhöhtes Risiko für CP bei CFTR-Mutationen

idiopathisch (10-20%)

immunologisch:

Chromosom 7: PRSSI

Zwei Hauptmechanismen:

  • Intraparenchymale Proteasenautoaktivierung
  • Sekreteindickung -> Azinuszelluntergang
Endstadium Pankreas-Fibrose. Scheinbar direkte Schädigung der Zellen durch Hypercalcämie bei Hyperparathyreoidismus.

 

 
 Diagnostik und Workup
 

Obligat ERCP zum differentialdiagnostischen Ausschluss eines Pancreas-Karzinoms

Druckschmerz im linken Oberbauch

  • Röntgen Abdomen: Kalkdichte Strukturen (Im Frühstadium fehlen Verkalkungen)
  • Sono Abdomen (Diagnostisches Verfahren der Wahl)
  • CT, MRT

Amylase und Lipase anfangs noch erhöht, aufgrund zunehmender exokriner Insuffizienz jedoch später erniedrigte Werte.

Pankreas-Funktionstests: Elastase 1 oder Chymotrypsin im Stuhl

Oraler Glucosetoleranztest oder Blutzucker-Tagesprofil zur Einschätzung der endokrinen Insuffizienz

 

 
 Symptome und Befunde
 

rezidivierende, anfallsartig auftretende akute, oft gürtelförmige Oberbauchschmerzen; Ausstrahlung in Rücken sowie Gewichtsverlust

chronisch-persistierender Schmerz; oft verstärkt bei oder nach Nahrungsaufnahme

Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl, Meteorismus (Symptome der Maldigestion treten erst auf, wenn die exokrine Pankreasfunktion auf 10 % der Norm geminder ist)

Osmotische Diarrhö, Fettstühle

Durch Entzündung im Kopfbereich in 30% Kompression des Ductus choledochus und/oder Ductus Wirsungianus.

Insulinmangeldiabetes (ca. 1/3 der Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung)

Vitaminmangelerscheinungen:

  • Vitamin-E-Mangel (Hautveränderungen)
  • Vitamin-A-Mangel (Nachtblindheit)
  • Vitamin-K-Mangel (Gerinnungsstörungen)
  • Vitamin-D-Mangel (Osteomalazie)

 

 
 Verlauf und Prognose
 

  • Stadium I: Präklinisch
  • Stadium II: Rezidivierende Schübe
  • Stadium III: Progrediente Insuffizienz

  • Pankreas-Pseudozysten (häufigste Komplikation und auch häufiger als bei akuter Pankreatitis, seltener Rückbildung)
  • gastrointestinate Blutungen (10%)
  • Inzidenz des Pancreas-Ca erhöht (5% der Fälle)

10 Jahre nach Diagnosestellung leben nur noch 50% der Patienten

 

 
 Differentialdiagnosen
 

  • Ulcera
  • Magenkarzinom
  • Pankreaskarzinom
  • Mesenterialinfarkt
  • Reizmagen/-darm

  • Cholecystitis
  • Cholecystolithiasis

  • Herzinfarkt, speziell Hinterwand
  • basale Pneumonie, Pleuritis
  • akute Porphyrie
  • Bleivergiftung

 

 
 Therapien
 

  • Schmerzfreiheit
  • Progression verhindern
  • Komplikationen therapieren
  • Substitution (exokrin, endokrin) bei Insuffizienz

Primärbehandlung im akuten Schub: Dauerinfusion von Procain, alternativ Bupivacain. Generell wird eine individuell angepasste Monotherapie angestrebt.

  • Alkoholkarenz
  • Abflussbehinderungen beseitigen

  • orale Nahrungskarenz mit ev. parenteraler Ernährung
  • kohlenhydrat- und eiweißreich
  • nur so viel Fett, dass unter Einnahme von Pankreasenzym-Präparaten keine Steatorrhoe entsteht
  • Substitution der fettlöslichen Vitamine
  • Elektrolytsubstitution (Ca, Fe, Mg)

Indikationen:

  • Schmerz
  • Stenosen
  • Spätfolgen
  • Funktionserhalt
  • Malignom

resezierende Operationsverfahren:

  • duodenumerhaltende Pankreaskopfresektion: Pankreasteilresektion und Anastomosierung mit Jejunum, Duodenojejunostomie.
  • klassische Whipple-OP: partielle Duodenopankreatektomie, soll wie Pankreaslinksresektion vermieden werden (Inselerhalt, Hauptteil der Inseln in der Cauda)
  • pyloruserhaltende Whipple-OP: Jejunum an Pankreas-Rest, Pylorus und Gallengang an Jejunum, Duodenum und Pankreaskopf heraus
  • Milzerhaltende Pankreaslinksresektion oder Segmentresektion.

drainierende Operationsverfahren:

  • Puestow/Partington-Rochelle: Gangdrainagen
  • Pseudozystojejunostomie: symptomatische Pseudozyste ohne weitere Komplikation

interventionelle Verfahren: Stent noch nicht langzeiterprobt, Entzündungsinduktion

 

 
 Referenzen
 

Berchtold 2001

Braun 2001

Mitchell 2003

 
 Editorial
 

Matthias Wuttke

27.10.2004

Julia Zimmer (Editor)

Myrielle Hitz, 14.03.2005

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 Kommentare
 
 
  Myrielle Hitz schrieb am 14.03.2005 um 17:47 Uhr:
 

Habe hinzugefügt, was ich noch in
J.Mössner,Chronische Pankreatitis, Der Internist 2000, 41:576-587 (Springer-Verlag 2000)
gefunden habe.
Gruß, Myrielle