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Medicle Datenbank: HNPCC
 

 Einleitung
 

hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom-Syndrom

Lynch-Syndrom

hereditary nonpolyposis colorectal cancer syndrome

C18.9

Hereditäres Tumorprädispositionssyndrom mit einem stark erhöhten Risiko für das Auftreten von kolorektalen und extrakolischen Karzinomen.

  • Muir-Torre-Syndrom: kombiniert mit Hauttumoren
  • Turcot-Syndrom: kombiniert mit Hirntumoren

 

 
 Epidemiologie
 

5-8% aller kolorektalen Karzinome sind HNPCC.

 

 
 Pathologie
 

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Ein Mechanismus bei der Entstehung eines kolorektalen Karzinoms beruht auf einer Mutation der sog. mismatch-repair-Gene (MMR), die Replikationsfehler der DNA beheben. Bei einer Inaktivierung von MMR-Genen kommt es zu einer Akkumulation von Mutationen in Protoonko- und Tumorsuppressorgenen und Replikationsfehlern in repetitiven DNA-Sequenzen mit resultierender Mikrosatelliteninstabilität. Bei den HNPCC läuft die Adenom-Karzinom-Sequenz daher viel schneller ab als beim sporadischen Kolorektalen Karzinom, was die Aggressivität der HNPCC erklärt.

Das HNPCC ist ein Tumorprädispositionssyndrom: Außer für kolorektale Karzinome besteht ein erhöhtes Risiko für extrakolische Malignome, insb. für Endometriumkarzinom (40%), Ovarial-, Magen-, Urothel-Ca (je >5%) und Pankreaskarzinom (leicht erhöht).

Es gibt 6 beschriebene MMR-Gene: hMLH1 (3p21), hMSH2(2p16), hPMS1 (2q31-33), hPMS2 (7q22), hMSH3, hMSH6 (2p16); 90% sind Mutationen von MLH1 oder MSH2.
Es wird versucht, eine Genotyp-Phänotyp-Korrelation zu erstellen.

Lynch unterschied zw. Familien mit isolierter phänotypischer Manifestation am Kolorektum (Lynch I) und Familien mit weiteren extrakolischen Malignomen (Lynch II).

 

 
 Diagnostik und Workup
 

Amsterdam-Kriterien:

  • >/=3 Familienmitglieder mit histologisch gesichertem Kolonkarzinom
  • davon mind. 1 erstgradiger Verwandter
  • Kolonkarzinom in mind. 2 konsekutiven Generationen
  • ein Betroffener <50J bei Diagnose des Kolonkarzinoms
  • Ausschluss einer FAP
Eine strenge Anwendung der Amsterdam-Kriterien führt zu einer Nichterfassung vieler HNPCC, so dass die Kriterien wiederholt erweitert wurden.

Die derzeit gültigen Amsterdam II-Kriterien beziehen zusätzlich die extrakolischen HNPCC-assoziierten Malignome als dem kolorektalen Ca gleichberechtigte Tumore mit ein (Endometriumkarzinom, Dünndarmkarzinom, hepatobiliäres Karzinom bei fehlender Virusgenese, Urothelkarzinom).

Um eine möglichst komplette Erfassung von Risikopatienten zu erreichen, wurden 1996 die Bethesda-Kriterien erarbeitet:

  • Amsterdam-Kriterien
  • zwei sich syn- oder metachron manifestierende kolorektale und/ oder HNPCC-assoziierte Karzinome
  • 2 erstgradige Verwandte mit kolorektalem (<45J) und/ oder HNPCC-assoziiertem Karzinom und/ oder kolorektalem Adenom (<40J)
  • kolorektales Karzinom oder Endometriumkarzinom <45J
  • kolorektales Karzinom mit Siegelringzellen <45J
  • Adenom <40J
Ist eines dieser Kriterien erfüllt, wird eine molekulargenet. Untersuchung (beginnend mit einer Mikrosatellitenuntersuchung) veranlasst.
Im Gegensatz zu den Amsterdam-Kriterien erlauben die Betsheda-Kriterien nicht die klin. Diagnose eines HNPCC, können aber Risikopatienten identifizieren, bei denen möglicherweise ein HNPCC vorliegt.

beweisend ist der molekulargenetische Mutationsnachweis

Mutationsanalyse (s. weitere Diagnostik)

Molekulargenetische Diagnostik:

  • Nachweis einer Mikrosatelliteninstabilität im Tumorgewebe
  • Immunhistochemie:
    Untersuchung der relevanten MMR-Gene (missmatch-repair Gene) auf Expressionsverlust am Schnittpräparat
  • Mutationsanalyse (Patientenblut):
    Mutationsnachweis in einem von mind. 6 MMR-Genen; gelingt derzeit nur in ca. 70%, da vermutlich noch weitere, bisher nicht identifizierte Gene bei dem HNPCC eine Rolle spielen.

 

 
 Symptome und Befunde
 

siehe kolorektales Karzinom
Lokalisation im Gegensatz zum sporadischen kolorektalen Karzinom häufig in rechten Kolonabschnitt (daher bei Vorsorgeuntersuchung Pankoloskopie unbedingt erforderlich!)

 

 
 Verlauf und Prognose
 

Vorsorgeuntersuchungen bei HNPCC:
ab 25J bzw. 5J vor dem jüngsten Manifstationsalter in der Familie jährlich:

  • körperliche Untersuchung
  • Abdomen-Sonographie
  • Pankolokskopie
  • gynäkologische Untersuchung (inkl. transvaginaler Sonographie)
  • Urin-Zytologie
  • Ösophagogastroduodenoskopie (nur bei Magenkarzinom in der Familie)

präventive Therapie:

  • endoskopische Polypektomie
  • präventive Resektionserweiterung (z.B. subtotale Kolektomie mit Ileorektostomie) bei gesichertem HNPCC (45% entwickeln innerhalb von 10J ein metachrones kolorektales Zweitkarzinom)
  • evtl. präventive Chirurgie bei Mutationsträgern ohne Karzinom (bisher nicht allg. empfohlen, da fehlende Genotyp-Phänotyp-Korrellation und ohnehin notwendige engmaschige Überwachung bei hohem Risiko für extrakolische Zweittumore)

für eine Chemoprävention (Einsatz von COX2-Hemmern, Kalzium, orale Kontrazeptive) liegen beim HNPCC keine randomisierten Studien vor

 

 
 Differentialdiagnosen
 

 

 
 Therapien
 

siehe kolorektales Karzinom, evtl. erweiterte Resektion bei gesichertem HNPCC, da häufig metachrone Zweittumore.

 

 
 Referenzen
 

 
 Editorial
 

Wibke Janzarik

30.01.2005

Tobias Schäfer (Editor)

Matthias Wuttke, 01.03.2005

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