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Medicle Datenbank: Urinsediment
 

 Einleitung
 

urinary sediment

durch Zentrifugation aus Spontanurin angereichte Fraktion zur Untersuchung auf korpuskuläre Bestanteile

 

 
 Ätiologie
 

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Bestandteile des Urinsedimentes:

  • Zellen: Blutzellen, Epithelzellen
  • Kristalle
  • Lipide
  • Zylinder
  • Mikroorganismen

sehr häufig, ca. 53% aller Sedimente; vgl. Hämaturie

1.

  • glomeruläre = dysmorphe Erythrozyten: bei glomerulären Veränderungen (Sens/Spez > 94%)
  • Akanthozyten = G1-Zellen: Zellen mit micky-mouse-Ohren, > 98% Sens./Spez. für glomeruläre Läsionen

2.

  • nichtglomeruläre = isomorphe Erythrozyten: nichtglomeruläre Probleme, i.d.R. urologische Erkrankungen

1.

polymorphe nukleäre Zellen (PMN): Hinweis auf einen Harnwegsinfektes; auch genital, aus allen Bereichen der Niere und ableitenden Harnwege; lobulierter Nukleus mit granuliertem Zytoplasma

2.

Eosinophile bei

  • akuter interstitieller Nephritis (AIN); jedoch nicht pathognomonisch
  • RPGN
  • Poststreptokokken-GN
  • Akuter Tubulusnekrose (ATN)
  • Akuter Pyelonephritis
  • Akuter Prostatitis

(Daten aus NEJM 1986 315:1516)

3.

Lymphozyten: akute zelluläre Abstossung (Sens. 80-90%)

Infekte, Entzündungen; auch bei nephrotischem Syndrom (auch OFB), akuter Poststreptokokken-GN

  • akute Tubulusnekrose
  • akute interstitielle Nephritis
  • Glomeruläre Ertkrankungen

= Zellen des Uroepitheliums

  • superfizielle: bei Zystitiden
  • tiefe: sehr selten, bei schwerwiegenden urologischen Erkrankungen wie Urothelkarzinome o.ä.

Urethra, genital

Zeichen für eine transiente Übersättigung (bei Fieber, Dehydrierung)

Harnsäurekristalle

Calciumoxalate

Calciumphosphat

Cholesterin: bei nephrotischem Syndrom

Leucin

2,8-Dihydroxyadenin: bei APART-Defizienz (Adenin wird über die XOD zu 2,8-Dihydroxyadenin stat über die defekte APART zu AMP abgebaut)



Cystin

Aciclovir, Vitamin C, Amoxicillin

Ultrafiltration der Lipide bei akutem glomerulären Schaden oder bei Lipidosen wie Morbus Fabry

1.

Fettkörper

2.



Oval fat bodies (OFB) bei nephrotischem Syndrom

3.



Fettzylinder

4.

Cholesterinkristalle

(engl. casts): aus distalem Tubulus oder Sammelrohr

1.

Tamm-Horsfall-Protein

2.

Erythrozytenzylinder: bei glomerulären Läsionen

3.

Leukozytenzylinder: Hinweis einer Nierenbeteiligung bei Harnweginfekt (Pyelonephritis)

4.

Wachszylinder: bei RPGN, chronischer Niereninsuffizienz

5.

Fettzylinder: schwere Proteinurie

  • Bakterien: ev. auch nitritpositiver Stix oder Nachweis der Leukozytenesterase
  • Pilze, Candida
  • Protozoen: Schistosomen (häufigste Ursache für Hämaturie in Entwicklungsländern), Diagnose über Eier aus 1. Urin um 14.00 Uhr nach physischer Anstrengung

typische Urinbefunde bei

 

 
 Diagnostik und Workup
 

standardisiertes Abnehmen:

  • 1. Morgenurin (Spontanurin): meist konzentrierter, daher für Proteinurie und bakteriologische Untersuchung geeignet
  • 2. Morgenurin (Spontanurin): zelluläre Bestandteile besser beurteilbar da weniger sauer, konzentrierter als 1. Morgenurin
  • Mittelstrahltechnik: Vermeidung der Verunreinigung durch äußeres Genitale; diese Verunreinigung kann durch Zahl der Plattenepithelien im Urinsediment abgeschätzt werden
  • zeitnahe Verarbeitung des Urins, falls nicht möglich, Aufbewahrung bei 4°C im Kühlschrank für einige Stunde möglich (bei Zimmertemperatur Erhöhung des pH durch Ammoniakbildung aus Harnstoff, Verminderung des Glukosegehaltes durch bakteriellen Abbau, Verflüchtigung von Ketonen, Desintegration von Erythrozyten und -zylindern)

Osmolaritätsbestimmung wichtig (wg. Schwellen der Zellen), pH und Stix sollten durchgeführt werden

Herstellung (angepasst an NCCLS GP 16-A):

  • 10 mL Mittelstrahlurin, gut gemischt
  • 5 Minuten zentrifugieren bei 400 g (r=15 cm ; rpm = 1500)
  • 9.5 mL des Überstandes verwerfen
  • 20 μl in eine Fuchs-Rosenthal-Zählkammer übertragen und mit Deckglas abdecken

Durchführung: Phasenkontrastmikroskopie 100- und 400-fache Vergrösserung; falls keine Phasenkontrasmikroskopie vorhanden, Sternheimer-Malbin-Färbung für Zellen und Zylinder

 
 Referenzen
 

http://www.medicalforum.ch/pdf_d/2001/2001-40/2001-40-486.PDF

http://www.sin-italia.org/imago/sediment/sedindex.htm

http://www.medtext.com/vas.htm

 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

16.06.2004

Tobias Schäfer (Editor)

Julia Zimmer, 05.07.2004

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