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Medicle Datenbank: Graft-versus-Host-Reaktion (Rudiment)
 

 Einleitung
 

GvHR

GvHD

Graft-versus-Host-Krankheit

graft versus host disease

durch Attackierung von Empfängerantigenen durch übertragene immunkompetente Spender-T-Lymphozyten ausgelöste Erkrankung, oft nach Knochenmarktransplantation

akut, chronisch

 

 
 Epidemiologie
 

  • akute Form: 50-60% der Patienten nach Knochenmarktransplantation
  • chronische Form: 10% der Patienten nach Knochenmarktransplantation

  • akute Form: 1-5 Wochen nach Transplantation
  • chronische Form: mehr als 100 Tage nach Transplantation

 

 
 Pathologie
 

nach allogener Knochenmarktransplantation, selten nach Transfusion unbestrahlten Vollblutes und transplazentarer Übertritt von Lymphozyten bei Immunsuppression

durch zytotoxische Lymphozyten

akute GvHD: apoptotische Keratinozyten (Einzelzellnekrosen mit peripherer Lymphozytenaggregation, Satellitenzellnekrosen), vakuolige Degeneration der basalen Keratinozyten an der Junktionszone, relativ spärliches entzündliches Infiltrat der Dermis, bei schwerem Verlauf zytolytische Spaltbildung der Basalschicht und ausgedehnte epidermale Nekrosen

chronische GvHD: lichenoides Entzündugsinfiltrat (siehe Lichen ruber oder sklerodermiformer Typ (epidermale Atrophie, Sklerosierung des Kollagens; siehe Lichen sclerosus oder Sklerodermie

akute Form:

  • Grad I: Hautbefall < 25%
  • Grad II: Hautbefall < 50%
  • Grad III: Hautbefall > 50%
  • Grad IV: Erythermie, Blasenbildung, TEN-Bild

 

 
 Diagnostik und Workup
 

Biopsie, Nachweis der HLA-DR-Expression auf Keratinozyten vor mikroskopischen Veränderungen, ggf. Immunhistologie

Blutbild: Eosinophilie, Hypergammaglobulinämie, ANA, AMA, RF ev. positiv

 

 
 Symptome und Befunde
 

2-3 Wochen (1-5 Wochen) nach Transplantation

Haut: dem Arzneimittelexanthem ähnlich, auch wie EEM oder in schweren Fällen wie Lyell-Syndrom

  • initial starker Juckreiz, Druckschmerzhaftigkeit; Erythem an Handflächen, Fußsohlen und retroaurikulär
  • nach wenigen Tagen Auftreten eines makulös-multiformartigen Exanthems, Prädilektion seitlicher Rumpf, Extremitätenstreckseiten, Erosionen der Mundschleimhaut

Leber: GOT-Erhöhung, Hyperbilirubinämie, Leberversagen

GIT: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Diarrhoe, Malabsorption

mehr als 100 Tage nach Transplantation

Haut (> 90%): Lichen ruber-ähnliche Papeln, oft exanthematisch, ausgeprägter Befall von Haarfollikeln und Mundschleimhaut (Papeln, Erosionen)

Residualzustände: retikuläre Hyperpigmentierungen, Alpezie, Nagelverlust, Vernarbungen der Mundschleimhaut, Lichen sclerosus, Sklerodermie, trophische Ulzera, Siccasymptomatik

Innere Organe: Ösophagus, Skelettmuskel, ZNS, Lunge, Leber, Thrombopenie; Überlappung von SLE, progressiven systemischen Sklerose, primär biliäre Zirrhose und Sjögren-Syndrom

 

 
 Verlauf und Prognose
 

akute Form: selbstlimitierend, Abheilung ohne Residuen (bei leichterem Verlauf)

chronische Form: selbstlimitierend nach Jahren, aber erhebliche Residualzustände

infektiöse Komplikationen, bei chronischer Form auch Organversagen

akute Form:

  • Grad I: Überlebensrate 90%
  • Grad II: Überlebensrate 60%
  • Grad IV: infaust

chronische Form: schlechte Prognose aufgrund erheblicher Residualschäden (Kontrakturen, Erblindung); Überleben mit akzeptabler Lebensqualität nur 20%, bei adäquater Therapie 60%

Cyclosporin vermindert Inzidenz der akuten, nicht aber der chronischen GvHD

 

 
 Differentialdiagnosen
 

1.

medikamentös-toxische Exantheme

2.

Virusinfektionen (Mononukleose, Röteln, Zytomegalie)

3.

Urtikaria

4.

Erythema exsudativum multiforme

5.

akuter SLE

6.

Lichen ruber, lichenoide Arzneimittelexantheme

1.

Lichen ruber

2.

Lichen sclerosus, zirkumskripte Sklerodermie

3.

vernarbendes Schleimhautpemphigoid

 

 
 Therapien
 

ab Grad II Glukokortikoide, Ciclosporin, bei Nichtansprechen Antithymozyten-Globulin

bei > 1 Organsystem Glukokortikoide, Ciclosporin, Azathioprin

PUVA-Therapie bei lichenoiden Hautveränderungen, sonst Glukokortikoide und Azathioprin oder Cyclophosphamid

neuer:

  • Thalidomid initial 200-400 mg/d, dann Erhaltungstherapie 100 mg/d
  • Immunoglobuline hochdosiert
  • TNF-α-Antikörper
  • extrakorporale Photopherese

 

 
 Referenzen
 
 
 Editorial
 

Tobias Schäfer

12.03.2005

RUDIMENT

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